Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 107


02] Seht, so jemand alles dieses genau beobachtet hätte und hätte dabei seinen Forschungsgeist geweckt, er würde nicht weit vom Ziele geschossen haben, da er fürs erste sich doch wohl fragen mochte: Wohin kommt denn die immer von Süden nach Norden strömende Luft, wohlgemerkt, wenn dieselbe von allen mittäglichen Gegenden um die ganze Erde eben nach Norden strömt? Und die Antwort wäre ebenfalls sehr leicht, besonders wenn man noch voraussetzt und voraussetzen muß, daß die Luft ein gewichtiger Körper ist, welcher einer Ansammlung fähig ist, davon euch ein jeder Blasebalg einen Lehrer abgeben kann, wie eure Lunge selbst bei jedem einzelnen Atemzüge.

03] Dieser Forscher müßte nun notwendigerweise herausgebracht haben, weil die Luft von allen mittäglichen Gegenden der Erde sich gegen Norden bewegte, daß dadurch eben über dem bedeutenden Nordpol eine große Luftansammlung und Aufladung stattgefunden haben muß. Seht, was unser Forscher schon alles für richtige Entdeckungen gemacht hat. Nun fragen wir den Forscher, so er übrigens nur ein wenig mit den Luftdruck-Experimenten vertraut ist.- Was wird denn nun geschehen, wenn über dem eisigen Nordpole sich solche Massen der Luft übereinander lagern und dadurch eine Schicht die andere mehr und mehr zu drücken anfängt? Und der Forscher wird nach einem nicht gar zu langen Denken Folgendes zur Antwort bringen: Wenn mich übrigens die Erfahrung nicht trügt, was sicher nicht leichtlich der Fall sein wird, so muß die Aufschichtung der Luft über dem Nordpole ja dieselbe Wirkung hervorbringen, als so man zwei große Blasebälge mit ihren Luftausströmungsmündungen gegeneinander kehrt und an der Stelle, da sich die beiden Luftströme hartnäckig begegnen, ein Wasser durchträufeln läßt, wobei dasselbe alsobald zu einem Hagelkügelchen gefriert; und wenn die gegenseitige Strömung der Luft in ihrer Heftigkeit noch vergrößert wird, man da alsobald eine Menge kleiner Feuerfünkchen gleich den elektrischen nach allen Seiten zucken sieht, und zwar unter einem bekannten elektrischen Funkengeknister. Wenn demnach, sagt unser Forscher weiter, die gedrückte Luft stets dieselbe Erscheinung und Wirkung zum Vorscheine bringt, so muß ja über dem Nordpole vom Anfange solcher Luftansammlung an die Kälte eben auch mehr und mehr zugenommen haben, und zwar in demselben Verhältnisse, als die unterste Luftschicht von den sich stets mehr anhäufenden oberen Schichten mehr und mehr gedrückt wurde. Und hat der Druck den höchsten Grad erreicht, so muß ja die Luft sich alldort in ihrer untersten Lage ebensogut entzündet haben, wie im kleinen zwischen den zwei großen Blasebälgen. Seht, unser Forscher ist im Ernste nicht uneinsichtig, denn seine Schlußfolge ist richtig.



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