Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 105



02] Der Ton ist die lebende Seele des Wortes, selbst Leben und Wesen; was wäre ein Wort ohne Ton? - Könnt's Gedanken des Herzens dir lösen? Der Buchstab' ist nur ein verkrüppelter Ton, ohne Klang und Bedeutung; du kannst mit dem Zeichen wohl schreiben das Wort nach der inneren Leitung, doch nimmer die Tiere von ihrem betäubenden Schlafe erwecken; denn solches kann nur der belebende Ton allzeit sicher erzwecken!

03] Das innerste heilige Wort ist nur Ton ohne zungliche Trübung; dies heilige Wort magst du finden in rohesten Dingen ohn' Übung - in allen Metallen und festeren Steinen und Wasser und Erden, in Tieren und Pflanzen, in allen den luftigen sumsenden Herden. Ich sage dir, horche und lausche mit offenem Herzen und Ohren, und du wirst bald merken, daß ohne den Ton wird kein Wesen geboren!

04] Und so wohnt im Tone auch einer ganz leise nur sumsenden Fliege ein Grund, eine Tiefe, du möcht'st sie nicht fassen! - Das Kind in der Wiege, fürwahr, kannst Mir glauben, es sagt in seinem eintönigen Weinen unendlichmal Höh'res denn Salomo und all die Weisen und Reinen, - und so auch ein raschelndes Laub, und die sprudelnde muntere Quelle, sie birgt in dem plätschernden Tone des Lebens gar heilige Juwele!

05] Nun denke ein wenig im Herzen doch nach - und begreife und fühle, was alles die Harmonie reiner gebildeter Töne verhülle! - - besonders wenn sie aus dem Herzen der Frommen gar reinlich entschweben; Ich sag'dir, aus ehernen Saiten entwinden sich zahllose Leben! In den Oratorien und Sinfonien und andren Gesängen sich Leben an Leben, wie Wöge an Wöge, gar herrlich durchdrängen!

06] Möchtst du wohl den Nutzen harmonisch gebildeter Töne erfahren? Da frage dich selbst nach dem Nutzen des Lebens, und du wirst gewähren und finden, daß nichts da wohl wichtiger sei als ein seliges Leben; was, außer dem Tone der Liebe, kann solches im Himmel dir geben?! Musik ist die innerste Sprache der Himmel, der seligsten Reinen, - fürwahr, die sie feinden, die Musik, die rechne Ich nicht zu den Meinen! - -



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