Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


02] So ist auch unsere Tochter dem Leibe nach schon etliche Jahre hindurch sehr stark majorenn; aber dem Geiste nach noch ebenso stark minorenn.

03] Da wäre ihr zu diesem ihrem 25. Geburtstage ihres Leibes wohl vor allem hauptsächlich zu wünschen, daß sie sich sehr befleißen möchte, in der wahren, lebendigen Lebensschule es bald dahin zu bringen, um die Majorennität des Geistes zu erlangen. Denn diese hängt von dem freiwilligen Herzensfleiße ab und kommt nicht, wie die des Leibes, mit den natürlichen Erdjahren, sondern, wie gesagt, nur einzig und allein mit dem beharrlichsten Herzensfleiße.

04] Fleiß aber fordert vor allem einen festen Glauben an Mein Wort! Das ist das A-B-C des Lebensbuches!

05] Nach dem rechten Glauben fest und unverdrossen handeln, das ist das Buchstabieren und Syllabieren!

06] Aus dem Handeln zur Liebe zu gelangen und in ihr liebtätig zu leben, das ist das Lesen aus dem Lebensbuche.

07] Durch dieses Lesen kommt man zum Lichte des Geistes und zur Gnade Gottes! Gott aber macht den Geist frei, auf daß er eins werden kann mit dem Heiligen Geiste in der Gnade Gottes.

08] In dieser Einung kommt dann die Weisheit, in ihr die wahre Gottesliebe und mit ihr das wahre ewige Leben. Und dieses ist die wahre »Majorennität des Geistes.« nach der eben unsere Tochter Marie H. mit allein Fleiße streben soll.

09] Aber es geht die Sache bei ihr etwas hart vorwärts, da sie etwas harthörig ist - im Glaubenstempel ihres Herzens noch bei weitem stärker als in ihren Leibesohren. Es hat sich ihr Gehör wohl gebessert, auch ihr Herz ist etwas gläubiger geworden, und es geht bei ihr wohl etwas vorwärts. Aber freilich beinahe so (langsam) wie das Korallenwachstum!

10] Darum sammle sie sich emsiglich im Herzen und wachse mit dem Tage! Dann wird sie auch bald den wahren Tag des Lebens erreicht haben.

11] Sie möchte auch wohl schon gerne Weib, Frau und Mutter sein. - Das soll sie auch werden und wird es, wenn sie klug ist! - Aber ihr Geist ist mehr wert für sie als ein Mann! Daher soll sie an den Geist des Tages öfter denken als an einen Mann - so wird ihr letzterer auch nicht entgehen. Denn was ein gläubig Herz wünscht und will, das wird ihm nimmer entgehen.

12] Ein weises und wohlverständiges Herz aber suche vor allem das Reich Gottes und dessen Gerechtigkeit in sich selbst, so wird ihm alles andere zu einer freien Zugabe werden!



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