Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


09] Ist es denn nicht besser, weniger Material zu besitzen, aus demselben aber für den Geist sogleich eine kleine respektable Wohnung zu erbauen, damit der Geist dann einen festen und freien Platz bekommt, von welchem aus er seine nächsten Pläne machen und nach denselben ein neu anlangendes Material verwenden kann?!

10] Was wird ein Acker wohl für ein Gesicht bekommen, wenn er auch das beste Erdreich ist, so ihr tausenderlei Samen, in der größten Unordnung durcheinandergemengt, zu gleicher Zeit auf denselben aussäet? Die Samen werden richtig aufgehen; aber zu welchem Nutzen für den Sämann? - Fürwahr, das Erträgnis dieses Ackers wird kaum für eine schlechte Fütterung des Viehes taugen! Die stärkeren Pflanzen werden die schwächeren ersticken, das Unkraut wird wuchern, und das Weizenkorn wird nur hie und da sparsam und sehr verkümmert und brandig zum Vorscheine kommen!

11] Aus diesem aber geht hervor, daß überall, wo für euch ein Nutzen heraussehen soll, eine Ordnung bewerkstelligt werden muß, ohne die ihr Dornen, Disteln, Kraut und Rüben durcheinanderbauet, was euch nimmer irgend nützen kann.

12] Worin aber besteht diese Ordnung?

13] Wenn ihr einen geläuterten Weizen habt, so säet ihn auf einen reinen und guten Acker, und ihr werdet eine reine und gute Ernte bekommen.

14] Wer da eine gute Baustelle hat und hat Material dazu, der warte nicht, bis er einen überflüssigen Haufen Baumaterial zusammenbekommen hat, bis er dann erst sein Haus zu bauen anfangen möchte; denn er wird sich mit dem großen Haufen Baumaterial am Ende den ganzen Bauplatz völlig anführen (anfüllen)!

15] Und so dann der Baumeister kommen wird und wird ihn fragen: »Freund, an welcher Stelle willst du denn das Haus aufgeführt haben?«, was wird er ihm dann entgegnen? - Sicher nichts anderes als: »Allda, Freund, wo der große Haufen des Baumaterials liegt!«

16] Und der Baumeister wird zu ihm sagen: »Warum ließest du denn dieses Material auf dem Bauplatze zuvor aufhäufen, bevor wir den Plan gemacht und den Grund gegraben haben? - Willst du nun das Haus auf dieser Stelle haben, so mußt du all dieses Material eher zur Seite schaffen und mußt den Platz ganz frei machen; dann erst werde ich kommen, werde den Platz ausmessen, den Plan entwerfen, darnach den Grund graben lassen und am Ende erst das Material prüfen, ob es durchaus zur Erbauung deines Hauses taugt!«



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