Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


03] Du hast einesteils recht, und es ist so die gewöhnliche Ordnung der Dinge auf der Erde, aus welcher hervorgegangen sind alle die wenig nützenden Feiertage aller Art, die da an und für sich nichts sind als, fürs erste, lauter Tage der Erinnerung an besondere Erscheinungen aus der Zeit Meines leiblichen Seins auf der Erde, oder, im viel schlimmeren Falle, an tausend verschiedene andere Heilige, von denen einige gar nie existiert haben, einige andere aber bis jetzt noch nicht für den Himmel geheiligt worden sind.

04] Fürs zweite aber sind diese Gedächtnistage wahre Faulenz- und Freßtage, an welchen zwar nichts Knechtisches gearbeitet, dafür aber desto mehr gesündigt wird.

05] Und endlich fürs dritte sind solche Gedächtnistage bei so manchem nichts als Langeweiltage. Haben die Menschen allenfalls in ein Bethaus hineingeschmeckt, dann gehen sie nach Hause und wissen sich dann auch, besonders nach dem Essen, vor lauter Langeweile nicht zu helfen, ganz besonders noch dann, wenn es nachmittags regnet und dazu noch etwa jemandes Börse für so eine recht massive Nachmittags-Promenade nicht recht probehaltig ist; gleicherweise auch bei manchen Dirnen und Mädchen, wenn sie durch ein Ungewitter verhindert werden, mit ihren Buhlknechten an den verabredeten Orten aus lauter frommer und erbaulicher Erinnerung der Bedeutung des Feiertages zusammenzukommen.

06] O, es wird Mir oft an derlei ,Feiertagen' so gedient, daß ihr euch keinen Begriff davon machen könnt! Fürwahr, alle diese Feiertage sind oft volle Arbeitstage des Satans. Ihm wird da ein gutes Opfer gebracht, so, daß er sich's ja gar nicht besser wünschen kann. Denn es wird gefressen, gesoffen, gefaulenzt, Ehre abgeschnitten, sich hoffärtig gekleidet, gelustwandelt in sehr vielfachem Sinn, gespielt, geunzüchtigt mit den Augen, mehr als an einem Werktage, wirklich gehurt, auch geflucht und getanzt. Sagt mir, ob an einem Feiertage mehr für die Hölle gearbeitet werden könnte, als es ohnehin gearbeitet und dem Satan bestmöglich gedient wird.

07] Wenn ich euch denn nun sage, daß ich um der Bosheit der Menschen willen ein abgesagter Feind von solchen ,Feiertagen' bin, so meine Ich, daß ihr dieses ganz natürlich finden werdet. Oder möchtet ihr wohl den Tagen Freunde sein, die euch erinnern und sagen möchten: »an diesem Tag sind wir alle oder diese und jene Kinder, Brüder und Freunde von den Räubern und Mördern auf das grausamste gemordet worden!?«



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