Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


04] Darin aber besteht diese Meine Vatersegensgabe, daß Ich dein Herz bereichern will und werde mit Meiner Vaterliebe und du dann dadurch zu der inneren Anerkennung gelangen wirst, daß es dem Kinde, das sich noch im Mutterleibe befindet, nicht wohl möglich ist, den Vater mit den Augen zu schauen. Wenn aber das Kind aus dem Leibe geboren wird und erschauet das Licht der Sonne, d.h. die erleuchtenden Strahlen aus ihr, so wird es auch bald den Vater in diesen Strahlen erschauen und nach kurzem Zeitenfluge ihn als solchen auch völlig erkennen.

05] Siehe, du bist nun auch noch im Mutterleibe Meiner Liebe in Dir; daher kannst du Mich auch noch nicht sehen! So du aber aus diesem Leibe Meiner Barmliebe in dir bald vollends ausgeboren wirst im Geiste der Liebe und aller Wahrheit aus ihr, da wirst du auch den Vater sehen und Ihn als solchen erkennen. Des sei vollkommen versichert!

06] Es ist aber dennoch ein Unterschied zwischen der Geburt eines Kindes aus dem Fleischleibe der Mutter und der Geburt des Geistes aus und durch Meine Liebe. Denn die erste Geburt ist bedingt durch die Notwendigkeit der Natur; die zweite aber durch den freien Willen des Menschen und demzufolge dann durch Meine unmittelbare, nie unterm Wege bleibende Gnade.

07] Wenn demnach jemand ganz vollkommen ernstlich will und verleugnet sich in aller Demut seines Herzens, genötigt durch Meine Liebe in ihm, der wird dann auch sicher um vieles eher zum heiligen Endziel alles Segens gelangen, welches da ist die dir schon wohlbekannte Wiedergeburt des Geistes.

08] Wenn da aber jemand ist voll Lauheit gleich einem (dir in gegenwärtiger Zeit wohlbekannten) Musikschüler, der da bald kocht, bald Holz spaltet, bald die Gasse kehrt, bald näht, bald drischt, bald lustwandelt, bald den Schweinen das Futter bereitet, bald unnützes Zeug plauscht, bald wieder faulenzt, ja bald dies und jenes tut und unternimmt, aber nur selten ein halbes Stündlein kaum beim Klaviere oder bei einem anderen Instrumente zubringt - wann und wie wird ein so »emsiger« Musikschüler ein freier Künstler werden?! - Und wann wird alsonach derjenige, der Mich nur so gewohnheits- und manchmal besserer Zerstreuung halber neben aller seiner Welt so recht nachlässig mitstreifen läßt, zur Wiedergeburt des Geistes gelangen?!



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