Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


21] Doch müßt ihr euch nicht denken, als habe der Knecht menschliche Formen gesehen, denn solches vermag nur das Auge des Geistes - sondern nur ein solches Steig-und-Fall-Gaukelspiel von luftig-matt-schimmernden Wolkenbüscheln. Und dieses hättet auch ihr gesehen, wenn ihr so lange auf dem Berge verweilt hättet.

KapitelinhaltVon Geisterspuk, Helden- und Liebestaten (25.05.1841)

01] Ihr werdet in eurem Innern denken: Diese (auf der Rückfahrt vom »Kulm« vom Knecht geschaute Friedhofs-)Erscheinung, wenn auch geistig, hat gerade nicht gar zu viel außerordentlich Ausgezeichnetes in ihrem Anblicke! - Es ist wahr, daß oft so manche Erscheinung aus der Geisterwelt in ihrer möglichen Äußerlichkeit nichts Außerordentliches für ein Auge bietet. Aber es geht bei allen geistigen Erscheinungen so: Je größer sie sind in geistiger Hinsicht, desto geringfügiger sind sie allezeit in ihrer äußerlichen Erscheinung. Je großartiger aber irgendeine geisterhafte Erscheinung auftritt, desto weniger ist im Grunde daran.

02] Ihr werdet öfter gehört und gelesen haben, daß in manchen alten, verfallenen sogenannten Ritterburgen oft so großartige Erscheinungen und »Spukereien« vor sich gehen, daß davon mehrere Provinzen und Länder eine ganz unheimliche Kenntnis erlangen. Und wenn ihr Gelegenheit hättet, selbst einer solchen nächtlichen »Spukerei« beizuwohnen, da würdet ihr sicher ausrufen: »Ach, das ist doch etwas Außerordentliches!« Und wenn ihr, gleich vielen anderen Menschen, sehen würdet, wie solche verwunschene Burgprinzen nächtlicherweile Steine und andere Gegenstände um sich her werfen oder umhertragen, wahrlich ihr würdet das Außerordentliche solcher Erscheinung euer ganzes Leben lang vor lauter Größe nicht verdauen!

03] Wenn Ich euch dabei aber euer geistiges Auge öffnen würde, so würdet ihr darüber nicht viel anders urteilen, als wenn ihr unterwegs einige Gassenbuben angetroffen hättet, welche sich damit vergnügen, einige nichtssagende, lose Bubenstreiche auszuführen!



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