Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


09] Ich setze aber den Fall, es ist ein Kind so arg, daß es sich nicht fügen will in eure Ordnung und ist beständig wider dieselbe - was werdet ihr dann wohl tun mit dem Kinde? - Ich sage: Ihr werdet es züchtigen, und das im gleichen Maße mehr, je mehr es eurer Ordnung widerspricht. Und wenn auf alle eure Züchtigungen das Kind in seiner Freiheit statt besser immer schlechter und am Ende sogar eurer Ordnung gefährlich wird, sagt, was werdet ihr mit dem Kinde dann tun? - Werdet ihr nicht selbst sagen: »Treibe ich das Kind vom Hause, so wird es mit der Zeit zurückkehren und wird mir zur Nachtzeit, in seiner Bosheit sich rächend, das Haus über dem Kopfe anzünden. Und da könnte die ganze Geschichte und meine häusliche Ordnung ein übles Ende nehmen. Daher will ich das Kind nicht vom Hause treiben, sondern ich will ihm Hände und Füße binden, es in einem verschlossenen Gemache bei sparsamer Kost wohl verwahren und geduldig die Zeit abwarten, ob es nicht doch einmal reuig in sich gehen und zu meiner Ordnung zurückkehren wird.«

10] Seht, was ihr da getan haben würdet mit euren Kindern, dasselbe habe Ich auch getan mit dem, was aus Mir hervorgegangen ist. Fragt euch aber selbst: Habt ihr das Kind deswegen getötet in eurem Angesichte, wenn ihr es gerechtermaßen nur beschränkt habt in der mißbrauchten Freiheit? - Gewiß nicht! - Und wie ihr das Kind nicht getötet habt, obwohl ihr doch an und für sich samt und sämtlich böse seid, um wieviel weniger werde Ich, die ewige, alleinige Güte Selbst, etwas töten, was aus Mir hervorgegangen ist! - Da Ich lebendig bin, konnte nichts Totes aus Mir hervorgehen; und da Ich überaus gut und liebevoll bin, so kann auch nichts getötet werden.

11] Nun werdet ihr fragen, was ist denn hernach »tot« und was ist »der Tod«? - Ich sage darauf: Tot an und für sich ist nur dasjenige, was wohlabsichtlich der Fähigkeit beraubt ist, sich wider Meine Ordnung in seiner bösen Ordnung frei zu bewegen. Und der Tod selbst ist demnach nichts anderes als eine Beharrlichkeit in allem dem, was wider Meine Ordnung ist. Die Folge solcher Beharrlichkeit ist dann das nötigende Gericht, durch welches einem ordnungslosen Wesen Hände und Füße gebunden werden und sonach ein Gemach für dasselbe bereitet wird, in welches das ordnungwidrige Geschöpf eingesperrt wird, bis es, durch Reue in sich gehend, zu Meiner Ordnung wieder freiwillig zurückkehrt.



Home  |    Inhaltsverzeichnis 'Himmelsgaben' Band 1  |   Werke Lorbers