Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


24] Daher bitte ich Dich inständigst, daß Du mich wieder möchtest in Deiner unendlichen Liebe gnädig ansehen und mir geben einen redlichen Sinn, damit ich wieder gewahren kann den wahren Menschenwert Deiner Mägde und nicht (blind bleibe), wie bis jetzt, wo ich, der bösen Welt gleich, den Wert nur im Reichtum und in der jugendlichen Schönheit und dazu noch in einer unglaublichen Treue und Anhänglichkeit suchte (da ich meiner großen Eigenliebe zufolge ein eifersüchtiger, dummer Esel war!).

25] O Herr, da ich nun meinen großen Irrtum erkenne, so sei mir armem Sünder gnädig und barmherzig und laß mich wiederfinden, was ich in meinem bösen, verkehrten Herzen gar so oft verachtet habe. Denn da ich nicht einer bin, der sich je hätte vom Geiste ziehen lassen, sondern allezeit vom Fleische, so weiß ich auch, daß ich (bis jetzt) nur des Fleisches und nicht des Geistes bin. Daher lasse, o Herr, mich auch redlich wieder ein gerechtes (Dir wohlgefälliges) Fleisch finden, damit ich im selben geläutert werde, um einst nach Deinem heiligen Willen aus demselben im Geiste zu erstehen! - Amen.«

26] Siehe, diese Entschuldigung ist besser als die übrigen, und in ihr allein waltet Leben statt des Todes!

27] Obschon Ich dir durch alles dieses nicht geradezu die Pflicht auferlegen will, daß du ehelichen sollest - sofern du irgend bessere Gründe hast, ledig zu bleiben, und zwar aus reiner Liebe zu Mir, d.h. wenn du deren fähig bist und dich zurückziehen kannst von deiner viel bevisitierten Welt - so will Ich dich dadurch aber doch ernstlich zur wahren Reue und Buße ermahnt haben, daß du endlich einsehen sollest, wie sehr du allezeit unrecht hattest, da du emsig bemüht warst, alle Schuld von dir hintanzuschieben und andern sie gröblich zuzuschanzen. Denke nun recht fest bei dir, ob das von Mir wohl je in Ewigkeit hätte gebilligt werden mögen?

28] Darum zeigte Ich dir nun das Nötige durch Meinen armen Knecht, der aus sich auch nicht wissen kann, was da recht und schlecht ist (da er selber noch weder recht noch schlecht ist), und der, was er weiß, nur aus Mir weiß durch eine besondere, unverdiente, große Gnade der andern wegen, nicht seiner selbst wegen - damit die andern gerichtet würden in ihren Herzen durch ihn und er zuletzt erst durch sie - und damit (auch) du gerichtet werdest in deinem Fleische, um dadurch dem ewigen Gerichte des Geistes zu entgehen.
(Zu bemerken ist, daß hier wie an anderen Stellen Jakob Lorber durch die in seinem Herzen redende Stimme des Geistes wiederum einen demütigenden »Putzer« erhält - ähnlich wie Paulus immer wieder seinen »Pfahl im Fleische« zu fühlen hatte - »damit er sich der großen Offenbarungen nicht überhebe«. - Bei den falschen Propheten ist in diesem Punkte stets das Gegenteil zu beobachten. Ihre »Kundgaben« strotzen nicht selten von eitler oder wohlberechneter Selbstverherrlichung des »geliebten« und »auserwählten« Werkzeugs. - Die Wiedergabe der »Putzer« durch Jakob Lorber dürfen wir somit als ein Zeichen der wahren Demut und darum auch der echten Berufenheit dieses Gottesboten werten.)



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