Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 109. Kapitel: Klage und törichtes Vorhaben des gekränkten Adam, sich von allen zurückzuziehen. (01.09.1843)

01] Der Adam aber war, was da die Worte Henochs betrifft, eben auch nicht so ganz zufrieden; denn er war so ganz heimlich der Meinung, als hätte solches verdecktermaßen der Henoch so recht fein auf ihn abgemünzt. Daher sagte er auch zum Henoch:

02] »Mein Sohn, du redest zwar weise, - aber darum klingen deine Worte durchaus nicht angenehm, und gegen mich schon am allerwenigsten! Sage mir, aus welchem Grunde denn du nun, wo es nur irgend so etwas Argliches gibt, solches verdecktermaßen stets auf mich zu beziehen scheinst!

03] Warum muß denn gerade ich als der erste Mensch der Erde, als euer allersorgsamster und euch alle stets gleich heißliebender Vater von dir gewisserart als ein allgemeines Sündenlasttier angesehen werden?

04] Hast du nach dem Willen des Herrn mir schon etwas zu sagen, da sage es mir entweder offenbar im vollen Sinne, oder behalte es bei dir so lange, bis du es mir unter vier Augen sagen kannst; sonst aber schweige, und mache mich nicht stets verdächtig vor allen meinen Kindern.

05] Siehe, ich liebe Gott, meinen Herrn und Schöpfer, gewiß aus allen meinen Kräften über alles; aber wäre Er hier auch persönlich wesenhaft gegenwärtig, so hätte ich Ihm das gesagt, was ich dir nun gesagt habe!

06] Wenn ich dem Kenan seinen offenbar töricht klingenden Gesang verwiesen habe, so tat ich das aus vollem Rechte; aber deine Bemerkung, als hätte Kenan solches darum singen müssen, um dadurch anzuzeigen, was da nicht in ihm, sondern höchstwahrscheinlich nur in mir steckt, ist - und wenn sie dir auch vom Herrn eingegeben ist - hart und widerrechtlich auf mein Herz und auf meinen Geist gerichtet!

07] Ich habe nun ausgeredet und sage dir: Von nun an werde ich mich von euch zurückziehen und werde mich allein auf meinen Seth beschränken; ihr aber könnt tun im Namen des Herrn was ihr wollet! Aber nur verschont mein Haus, - und die Tür in dasselbe bleibe euch fremd!

08] Du, mein Sohn Seth, aber geleite mich nun mit der Eva nach Hause auf die Höhe; denn ich sehe, daß da meine Gegenwart anfängt, meinen Kindern lästig zu werden!«

09] Hier wurde es allen bange um den Vater Adam, und der Henoch wollte ihm seinen starken Irrtum zeigen.

10] Aber der Adam bedeutete ihm, zu schweigen und sprach: »Ich, Adam, - verstehe, was ich damit bezeichne werde dir sofort (hinfort) keinen sündigen Schüler mehr abgeben! Du warst es, der mich wegen meiner guten Sorge ob der Purista also erbärmlichst hatte anrennen lassen; du hast eine Herde Tiger in mir entdeckt; die du dann etwas beschönigt hast, aber dennoch nicht völlig weggenommen!

11] So das alles aber eine Eingebung des Herrn ist, da sehe ich im Ernste nicht ein, wie dir der Herr denn auch diese Einsicht nicht mit eingegeben hat, daß deine Worte mich bis in den Grund meines Lebens allerkränkendst verletzen werden! Warum sahst du denn das nicht voraus?

12] Darum nehme ich nun von dir durchaus keine Entschuldigung und nachträgliche Erklärung mehr an! Denn was anderes würdest du nun sagen, als: solches sei nicht im geringsten auf mich gezielt gewesen?!

13] Ich will's auch gelten lassen; aber daß du nicht in dir im voraus erschaut hast als der alleinige Hohepriester des Herrn, daß ich die von dir gestellten Worte gar sicher und sogar notgedrungen werde schmerzlich auf mich beziehen müssen, so sie nicht bestimmter ausgedrückt werden, - siehe, diese deine grobe Unaufmerksamkeit gegen mich drückt nun mein Herz und hat es gänzlich abgezogen von dir!

14] Daher nehme ich nun kein Nachwort von dir mehr an! Bleibe, was und wie du bist; aber ich und mein Haus bleibe dir fremd, - willst du meinen Segen nicht einbüßen! Und nun geleite mich, Seth! Amen.«

15] Hier wollte der Adam im Ernste gehen; aber alles umfaßte ihn und bat ihn, zu bleiben und anzuhören den weinenden Henoch, und auch gleichermaßen den Lamech aus der Tiefe.

16] Solches Benehmen machte unsern Adam wieder weich, daß er blieb aber dennoch den Lamech und nicht den Henoch zu hören verlangte.



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