Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 9. Kapitel: Sichtbarwerden der Geister Ahbel (Abel), Sehel und Zuriel. Seth und Sehel, Adam und Ahbel (Abel) im Gespräch. (05.04.1843)

01] Hier freuten sich alle die Väter über die Maßen. Adam und Eva eilten zum Ahbel, der Seth zum Sehel und die Ghemela zum Zuriel und besprachen sich über Dinge des Geistes und über desselben vollkommenstes und allerfreiestes und somit auch allerseligstes Leben.

02] Der Seth aber fragte den Sehel: »Sohn, wie war es dir denn, als der Herr dich für diese Welt aufgelöst hatte?«

03] Und der Sehel erwiderte dem Seth: »Leben dir, Leben in deiner Frage! Im Odem war ich; ein Beben durchschauert den Äther, der Sonne Gürtel zerriß, und frei stand ich, ein Leben im Unendlichen.

04] Ein Licht durchdrang ich das All, und das Licht entweste die Wesen; und die entwesten Wesen wurden ein neues Sein, und ein neues Leben sah im neuen Lichte, und der Vater war allenthalben der Grund alles Lichtes und alles Lebens des Lichtes aus dem Leben.

05] Und nun bin ich ein vollkommenes Eins und lebe frei ein ewiges, lichtvollstes, mächtiges Leben aus dem Leben alles Lebens in Gott.

06] Siehe, Vater Seth, also war es, also ist es, und also wird es sein und bleiben ewig, da jede künftige Sekunde ein vollkommeneres Leben atmet denn die vorhergehende!

07] Glaube, Vater Seth, was du jetzt siehst und hörst, ist keine Gesichtstäuschung und keine Übertäubung deines Gehörs, sondern es ist alles nackte Wahrheit und vollste Wirklichkeit; aber was du schaust in der Außenwelt, das ist des Baumes Rinde nur, ist der Wahrheit Hülse und ist im Anbetrachte der Wirklichkeit ein Land, dessen Boden von dichten Nebeln und schwarzen Wolken bedeckt ist.

08] Dort aber", hier deutete der Sehel auf den Herrn hin, »o Vater Seth, ist das Leben des Lebens und das Licht des Lichtes vollkommen!

09] Horche auf Sein Wort; es ist der Grund alles Seins! Aus Seinem Worte bin ich und du, und alle Wesenheit entstammt dem Worte des Vaters.

10] Wenn Er hier spricht, so entstehen aus jeglichem Seiner Worte wesenhafte Erfüllungen endloser Tiefen, und neue Heere der Sonnen und Welten beginnen ihren ersten ewigen Kreis zu durchbahnen.

11] Darum höret, was der Vater spricht, und behaltet Sein Wort in euch, und ihr alle werdet es erfahren, daß ein jeder, der des Vaters Wort hat in sich, auch in sich hat das ewige Leben!

12] Denn Sein Wort ist wesenhaft, und der Ton Seiner Rede ist der Grund aller Dinge.

13] Ihm sei daher ewig alle Ehre, alles Lob, aller Preis und alle Liebe! Amen.«

14] Diese Worte Sehels machten eine große Wirkung in der ganzen Gesellschaft, und alles lobte und pries den Vater des Lebens, daß Er solch hohe Weisheit den Engeln gab und solche Macht in Seiner Gnade.

15] Der Adam aber fragte den Ahbel: »Mein geliebtester und lange betrauerter Sohn, bist auch du solcher Worte fähig, wie sie soeben einem mächtigen Strome gleich aus des Sehels Munde geflossen sind?«

16] Der Ahbel aber erwiderte dem Adam: »Vater der Erde des Menschen! Weder der Sehel noch ich, sondern alles in allem ist Gott, der ewige, heilige Vater; denn unser Wort ist Sein Wort, wie Sein heiliger Wille allzeit der unsrige ist!

17] Denn für den Geist gibt es kein Wort als allein nur das Wort des Vaters, wie es kein Leben gibt denn allein nur das Leben des Vaters.

18] Wer aber aus Gott lebt, der redet auch aus Gott; und so mag wohl jeder, der aus Gott lebt, auch aus Gott Worte Gottes, Worte des Lebens verkünden!

19] So aber jemand sich erhebt und sagt: ,Ich habe auf eigenem Grunde gesammelt!', der ist ein Lügner gleich dem alten Drachen, der da die große Erbarmung des Vaters sich zu eigen macht und spricht: ,Ich bin ein Herr des Herrn und kann Ihn schlagen, wann ich will!', während er doch aus sich und durch sich das allergeschlagenste Wesen ist.

20] Siehe, Vater, demnach ist es dem reinen Geiste ja wohl gar leicht möglich, zu reden und zu handeln in aller Kraft und Macht des Vaters, da man im Vater liebt, lebt und allerfreiest atmet! Ihm sei darum alle Liebe ewig! Amen.«

21] Diese Rede machte den Adam ganz weich und die Eva weinen, und der Adam rief bald laut aus: »O Gott, Du heiliger Vater, ich lebe zwar noch gerne unter Deinen Kindern auf der Erde; aber wo mein und Dein Ahbel ist, da möchte ich lieber sein!«

22] Der Herr aber sagte: »Noch eine kurze Zeit, und du sollst zur Ruhe kommen! Amen.«

23] Und der Adam fragte: »Was ist die Ruhe?«

24] Und der Herr sage. »Die Ruhe ist des Geistes Auferstehung zum ewigen Leben aus Mir!

25] Wahrlich, bis Ich nicht in dir erstehe, wirst du bleiben; wenn Ich aber in dir erstehen werde, dann wirst auch du erstehen zum Lichte des Lebens im Fleische der Liebe und des Wortes aus Mir!

26] Daher sei ruhig, und iß und trink, bis dich Mein Fleisch und Mein Blut erwecken wird! Amen.«



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