Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 1. Kapitel: Purista als Ratgeberin Gottes. Bitte des Menschen als andächtiger Rat ist von Gott gewünscht. Gnade und Liebe des Vaters zu Seinen Kindern.

01] Als sich aber nun auch mit der Anbetung Gottes, mit Ausnahme des Henoch und der vier reinen weiblichen Wesen, die da beim Vater sich gar wohlbehalten befanden, alles vor dem auf dem Rasenhügel weilenden Manne gar sehr zu fürchten anfing, indem es meinte, dieser Mann werde wohl nach und nach einem jeden einen ähnlichen Garaus machen, wie Er es mit dem großen Sehel gemacht hatte, da sagte der Herr zu der Purista:

02] »Höre, du Meine geliebte Köchin! Was meinst du wohl, was sollen wir nun tun, um die Törichten von ihrer Furcht zu befreien und dann aber auch zu machen, daß sie Mich, unschädlichermaßen für ihre Freiheit, als den alleinig wahren Gott und Vater erkennen möchten? Denn gebe Ich Mich ihnen nun plötzlich zu erkennen - und das zwar ganz besonders den Weibern -, so kostet ihnen das ihr Leben, wenn nicht einigen ihr ganzes Dasein selbst! Also sage Mir und gib Mir doch einen Rat, was da zu machen sein wird!«

03] Diese Frage brachte die herrliche Purista ganz außer aller Fassung, und - sie fing an zu weinen, da sie meinte, der Vater wolle sie damit züchtigen.

04] Der Herr aber sah die Weinende gar freundlichst an und sagte zu ihr: »Sieh Mich doch an, Mein Töchterchen, und sage es Mir dann in deinem Herzen, ob der jemanden züchtigen Wollende auch also aussieht, wie Ich nun aussehe und allezeit also aussehe und ewig also ausgesehen habe im Angesichte derer, die Mich dir gleich geliebt haben und noch lieben und Mich auch allzeit also lieben werden! Nun, was sagst du Mir wohl auf diese Frage, Mein geliebtes Töchterchen?«

05] Hier bekam die Purista wieder Mut zu reden und sagte so ganz furchtsam-traulich: »Nein, nein, liebster, bester, heiliger Vater, Du kannst ja gar nicht schlimm oder gar böse werden, - das sehe ich jetzt schon ganz klar ein; aber was da Deine frühere Frage, an mich Schwächste gerichtet, betrifft, so ist es ja doch nur zu sonnenklar vor mir, daß es, von meiner Seite aus betrachtet, wohl die allergrößte Anmaßung wäre, welche der härtesten Züchtigung würdig wäre, so ich Dir, der allerunendlichsten Weisheit, irgendeinen Rat geben sollte, um Dir dadurch vorzuzeichnen, was Du tun sollest!

06] Ach, ich kann, ohne zu erbeben, gar nicht daran denken, Dir, Gott, dem allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde, einen Rat zu erteilen; daher bitte ich Dich, o Du mein bester, liebster, heiliger Vater, mit solch einer Nötigung mich zu verschonen!«

07] Der Vater aber sagte zur Purista darauf: »Höre, du Mein geliebtes Töchterchen, du verstehst Mich noch nicht recht; daher habe nun recht herzlich acht auf das, was Ich dir nun sagen werde!

08] Siehe, du fürchtest dich nun, sträflich zu werden vor Mir, so du Mir nun auf Meinen väterlichen Wunsch einen kindlichen Rat geben sollst, indem du wohl einsiehst, daß da Meine göttliche, unendliche, ewige Weisheit wohl auch ewig nie eines Rates bedarf und Ich demnach auch alles zum besten leite, - sehe es aus, wie es wolle!

09] Wenn aber solches doch unbestreitbar richtig ist, wie kommt es denn aber hernach, daß du Mich schon um so manches gebeten hast und Ich dir auch gewährte und allezeit gab, um was du Mich gebeten hast? Was ist solch eine Bitte wohl anders als ein andächtiger Rat in sittlich-frommer Weise, durch den Mir der Bittende anzeigt, was Ich nun tun solle?!

10] Weiß denn der Bittende nicht, daß Ich höchst weise und höchst liebevoll gut bin? Und weiß er das wie mag er Mich dann um etwas bitten?! Denn er muß ja das doch allernotwendigst voraussetzen, daß Ich als die höchste Weisheit und Liebe sicher ohne seinen Bittrat das Allerbeste, das Allerweiseste zu der allerrechtesten Zeit tun werde!

11] Ein wie großer, frevelhafter Sünder muß demnach doch derjenige sein, der Mich durch seinen Bittrat zu etwas bewegen will, das Ich dann Meiner höchsten göttlichen Weisheit zuwider für ihn tun solle?!«

12] Hier fingen die Purista und auch die anderen drei an, sich an die Brust zu schlagen, und alle sagten: »O Herr, sei uns allen barmherzig; denn also sind wir ja die abscheulichsten Sünderinnen vor Dir!«

13] Und der Herr sagte wieder zu ihnen: »Ja, höret, ihr Meine Töchterchen, wenn ihr es also treibet, da mehret ihr ja eure Sünde; denn du, Purista, hast Mir ja soeben wieder einen Rat in deiner Bitte erteilt, dem zufolge Ich euch barmherzig sein solle!«

14] Hier schrie die Purista völlig auf vor großer Angst und Traurigkeit und sagte: »Oh, um Deiner Göttlichkeit willen, was habe ich arme Törin getan?!«

15] Und die Ghemela sagte, ebenfalls kläglichst weinend: »Also sind wir alle verloren!«

16] Auch die Naeme und die Pura wußten sich vor Angst und Schmerz nicht zu helfen.

17] Der Herr aber umfaßte sie alle und drückte sie an Seine heiligste Brust und sagte dann zu ihnen: »Töchterchen, seid ihr an meiner Brust denn unglücklich und verloren, so Ich, euer Schöpfer und Vater, euch heiß liebend sichtbar auf Meinen Händen trage und locke wie eine Mutter ihren zarten geliebtesten Säugling?

18] Diese Frage brachte die vier wieder zur Besinnung, und die Purista erwiderte, bald weinend lächelnd: »O bester Vater! Da sind wir freilich nicht verloren! Aber - Sünderinnen sind wir - doch sicher - noch - vor Dir?«

19] Der Vater aber entgegnete ihr: »Wäret ihr Sünderinnen, so könntet ihr nicht bei Mir sein; da ihr aber keine Sünderinnen seid, so seid ihr Meine liebsten Töchterchen, die Ich nun auf Meinen Händen trage!

20] Ich als Vater aber will Mir ja von Meinen lieben Kindlein raten lassen also, als hätte Ich ihres Rates vonnöten, und will sie auch tätig sein lassen, als hätte Ich ihrer Tat und Hilfe vonnöten!

21] Denn solches alles tue ich als Vater Meinen Kindlein aus Meiner großen Liebe heraus, leite aber dann ihren Rat und ihre Tat also, daß Ich dadurch dennoch allzeit Mein Ziel erreiche.

22] Daher auch mußt du, Mein Töchterchen, Mir diesmal raten, was Ich nun tun soll, und Ich werde nichts früher tun und nichts anderes, als wann und was du Mir raten wirst!«

23] Hier erst bekam die Purista wieder Mut, fiel dem Vater um den Hals, küßte Ihn klein ab und sagte dann: »Oh, so laß auch die Weiber alle aus Liebe zu Dir in meine Küche gehen, und gehe nun mit uns allen in die Küche und laß Dich da nach Deinem Wohlgefallen von allen als den lieben, heiligen Vater erkennen, lieben und anbeten!«

24] Und der Herr sprach: »Amen, also sei es! Und so denn lasset uns in die Hütte ziehen!«

25] Die Ghemela aber fragte den Vater: »Vater, dürfen wir auch in der Hütte uns Dir nahen?«

26] Und der Herr sagte: »Töchterchen Wie hier, so auch in der Hütte; denn Ich bin überall und allzeit derselbe gute Vater! Und so denn folgt Mir getrost! Amen.«



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