Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 38. Kapitel: Abedam beim reumütigen Hored in der Grotte. Hored an der Brust des hl. Vaters.

01] Nach diesen Worten verstummte die Zunge Horeds zwar, aber desto lauter wurde es in seinem Herzen; denn dieses suchte und suchte um schickliche und wohltaugliche heilige Worte des Dankes und der würdigen Darstellung der dem Menschen nur immer höchst möglichen Liebe gegen Gott. Allein es war vergebens; je tiefer sich der Hored in sein Herz verkroch, und je emsiger er alle seine verborgensten Winkel durchsuchte, desto weniger auch konnte er finden, was er nun so gerne gefunden hätte.

02] Es berief aber ebenzeitig der Abedam zu sich den Henoch, den Lamel, den Gabiel mit der Purista und den Lamech mit der Ghemela.

03] Als aber die Naeme den Namen ihres Vaters aussprechen hörte, da erschrak sie gewaltigst; denn sie glaubte, er sei sicher durch die kecke Nebelgestalt beim weißen Berg herauf an diese so heilige Stelle geführt worden.

04] Aber der Abedam beruhigte sie bald, indem er zu ihr sagte: »Naeme, wie magst du dich fürchten an Meiner Seite? Bin denn nicht Ich der Herr aller Dinge, Wesen, aller Unendlichkeit, aller Ewigkeit?!

05] Siehe, darum ist ja eitel deine Furcht; und zudem hat der von Mir berufene Lamech mit deinem Vater wohl nichts als allein nur den Namen gemein!

06] Denn dieser Lamech hat den Namen von Mir aus, der da besagt: Dieser ist Meiner Liebe; dieser ist für Mich; dieser hat Meinen Schatz in sich!

07] Was aber den gleichen Namen deines Vaters betrifft, so ward er ihm gegeben in gleicher Bedeutung vom Satan, der da ist Mein größter Feind.

08] Doch aber sollst du dir keine Sorge machen deines Vaters wegen; denn Ich bin auch ein gar über alles mächtiger Herr dessen, dem dein Vater ein getreuer, aber höchst unglücklicher Diener ist, und werde zu seiner Zeit auch ihm die Augen öffnen lassen.

09] Daher sei nun ganz vollkommen ruhig, du Meine neue Tochter der wahren Reue, Buße und Liebe, und folge Mir, fest an Mich angeschlossen, mit den übrigen Berufenen hin zur Stelle, wo der Hored nun aus übergroßer Demut und Liebe zu Mir die Regsamkeit der Zunge verlor!

10] Und du, Seth, du Enos, du Kenan, du Mahalaleel, du Jared, und du auch, Mathusalah, aber geht nach Hause mit euren Weibern und Kindern, und sorgt für Speise und Trank in gerechter Menge; denn heute, morgen und übermorgen sollen alle Kinder am Tische des Vaters speisen!

11] In euren Hütten aber sollt ihr alles in der gerechten Menge finden; nur tragt es unterdessen hierher!

12] Wir aber wollen uns begeben dahin, wo ein neuer, großer, treuer Bruder unser harrt! Amen.«

13] Der Hored aber merkte es bald, daß sich eine ganze Gesellschaft von der Morgenhöhe Adams gegen die Grotte bewegte; nur konnte er der ziemlichen Ferne wegen nicht entnehmen, wer da alles von der Gesellschaft ist.

14] Als aber die Gesellschaft seiner Stelle stets näher und näher kam, da erst erkannte er, um welche Zeit des Tages es nun sei, - nämlich er erkannte unter der Gesellschaft gar bald den hohen Abedam!

15] Jetzt aber war es auch aus bei ihm, daß er darob mit großer Liebeheftigkeit ausrief: »Nein, nein, das kann nicht sein, nimmer, nein!

16] Ich - ein Sünder, ja beinahe ein Brudermörder, - ich, - der da war über alle Böcke und Hunde voll der allerdicksten Geilheit und voll der allerunreinsten Gedanken, - ich, der größte Tor, sollte nun bestehen im Angesichte Dessen, der mich erschuf, im Angesichte Gottes, im Angesichte des allerheiligsten Vaters?!

17] Erde, hast du nun keine weite Spalte irgendwo, die mich wohlbergend für alle Ewigkeiten aufnehmen möchte hinab in deinen tiefsten Grund?!

18] Oder du, hohe Grotte, kannst du nicht einen schwersten Stein auf mein Haupt fallen lassen, damit er mich zerschmettere bis zum nichtigen Staube?!

19] Wie werde ich bestehen nun vor Ihm? Ich in der größten, verworfensten, menschenlarvenmäßigen Niedrigkeit meines Herzens und Geistes?!

20] Er, die allerhöchste Heiligkeit! O Zunge, - o Herz, was werdet ihr tun, wenn Er kommen wird, - bald kommen wird?!

21]: Wie wirst du, sündiges Auge, Gott schauen, - Gott, den Vater, die reinste, heiligste Liebe,

22] Wie hören du, mein schlechtes Ohr, die heilige Stimme des Vaters, ja, die Stimme, die du früher verkennen mochtest?!

23] Doch jetzt, mein Herz, es gilt den letzten Kampf, entweder zum Leben - oder zum Tode!

24] Ich habe nichts als ein weites Herz voll der heißesten Liebe nun nur allein zu Ihm, zu Ihm, dem allerheiligsten Vater! Ob sie rein ist, - Vater, das weiß ich nicht; doch was Du auch immer mit mir machen wirst - ob mich wieder annehmen, oder verwerfen -, es wird ja doch nur Dein heiliger Wille geschehen, und dieser ist ja ewig allzeit über alles gut! Daher - geschehe Dein heiliger Wille!«

25] Bei diesem letzten Worte aber ergriff ihn schon der Abedam an der Hand und sagte darauf: »Hored, du Starker, du Heißer, du Fels der Liebe nun, jetzt komme her an die Brust deines ewigen, heiligen Vaters, und schmecke da zum ersten Male, wie sich's da ruhen läßt, - ruhen im hellsten Bewußtsein des ewigen Lebens, - ruhen an der Brust des liebevollsten, heiligsten Vaters!

26] Mein Hored, wenn Ich komme, da gilt es allzeit dem Leben, aber nicht dem Tode!

27] Und also bist du nun auch für ewig lebendig. - Siehe, hier ist auch die treue Naeme! Jetzt erst bist du für sie und sie für dich von Mir gesegnet; denn Ich habe sie erwählt für Meine Hand. Darum aber gebe Ich sie jetzt dir, weil du eben jetzt zu Meiner Hand geworden bist!

28] Jetzt aber folge Mir an Meiner Hand mit den übrigen zum großen Sabbatsmahle daheim auf der Höhe! Amen. »



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers