Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 20. Kapitel: Purista und die Ihrigen erkennen den heiligen Vater in Abedam.

01] Und die Purista ward darob sehr betroffen und fragte ihren Vater Gabiel: »Höre, Vater, das ist sicher ein mächtigster Bote vom Himmel herab! Wenn wir uns etwa jetzt versündigt hätten vor ihm, was wird dann aus uns werden?«

02] Und der Gabiel sagte zu ihr: »Siehe, meine Tochter, er ist ja noch da und sieht uns sehr mitleidig an; er wird es uns ja wieder vergeben!

03] So wir gefehlt haben, da haben wir in unserer großen Blindheit gefehlt; gehe hin zu ihm in unser aller Namen und bitte ihn um Vergebung!

04] O siehe, siehe, wie gut und mild er auf uns herabsieht! Gehe nur geschwind hin und bitte ihn um Vergebung; er wird es dir und uns allen sicher verzeihen!

05] Aber falle ja ehe (vorher) nieder vor ihm; denn er scheint sehr heilig zu sein! Gehe also, gehe, ehe es zu spät sein möchte! Amen.«

06] Und die Purista stürzte schnell hin zu den Füßen des Abedam und fing an zu weinen und zu schluchzen.

07] Der Abedam aber beugte Sich schnell nieder und hob sie empor und fragte sie: »Purista, was fehlt dir, darum du nun also weinst?«

08] Und die Purista antwortete noch weinend: »O du lieber Freund, mir ging aus deinen letzten Worten ein Licht auf, und es ward mir klar, daß du kein Erdbewohner bist, sondern ein mächtiger Bote aus den Himmeln vom überheiligen Vater Selbst, der da ist voll der höchsten Liebe und Erbarmung! Siehe, ich muß dich ja doch gewiß beleidigt haben?!

09] Möchtest du mir und uns allen denn nicht vergeben?!

10] Siehe, du hast mir ja noch ein Zeichen von dir zu verlangen übriggelassen; o du hoher Freund der armen Menschheit und des heiligen Gottes, so erlaube mir, dich nun darum zu bitten!«

11] Und der Abedam beugte Sich abermals nieder und nahm die Purista auf Seinen Arm, drückte sie an Seine Brust und fragte sie dann mit der höchsten Milde:

12] »Purista, du reinste Perle des lichtvollen Morgens, welch Zeichen verlangst du somit von Mir?«

13] Und die Purista, vor Freude beinahe zerfließend, sagte mit liebezitternder Stimme: »O du herrlicher, mächtiger Freund! Jetzt kann ich kein Zeichen mehr von dir verlangen; denn - das ich - verlangen - wollte, - - das hast du ja schon, meinem Wunsche zuvorkommend, - jetzt schon über alle meine mir je möglich denkbare Weise übergnädigst an mir und also sicher auch an uns allen vollzogen!«

14] Bei diesen Worten konnte sie vor lauterstem Dankgefühle nicht mehr weitersprechen.

15] Der Abedam aber drückte sie noch einmal an Sein Herz und trug sie dann ihren Eltern wieder in die Arme, welche auch vor Dankesfreuden über und über weinten.

16] Und der Gabiel sagte endlich: ,Nein, so gut kann kein Engel sein! Weib - und du, meine Tochter, hier ist mehr, als der höchste Engel je fassen wird!«

17] Darauf konnte er nicht mehr reden. - Und bald darauf blickte die Purista den Abedam an. Er aber sagte zu ihr:

18] »Purista, Meine Tochter Erkennst du Mich, deinen himmlischen Vater, denn noch nicht! - Siehe, - Ich Ich bin es ja Selbst!«

19] Bei diesen Worten erkannten sie alle den Vater; die Purista aber schrie laut auf und stürzte hin und umklammerte die Füße Abedams also krampfhaft, von ihrer allerheißesten Liebe gedrungen, und alles, was sie zu sagen vermochte, war:

20] »Vater! - Vater! - Vater! - Du mein Vater, - mein lieber Vater! - Du heiliger, liebevollster himmlischer Vater; mein, mein, mein lieber Vater!«



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