Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes' (Band 1)


Kapitelinhalt 37. Kapitel: Urgeschichte des chinesischen Volkes.

01] Bevor wir nun nach Hanoch zurückwandern werden, muß Ich euch noch notwendigerweise etwas Näheres von den Bewohnern Chinas sagen. Nun merket und seht, was fürs erste die Größe der großen Kinder Meiner Liebe aus Adam betrifft, so ist eure Vorstellung irrig, wenn ihr euch darunter eine körperliche Größe vorstellet, sondern da sind 666 Zoll eine Vollzahl Meiner Liebe im Menschen. Zoll aber zeigen an das Maß des Guten aus der Liebe zu Mir; davon sind gerichtet 600 zu Mir, dann 60 zum Nächsten und endlich 6 zu sich. Und das Maß des Weibes ist dem göttlichen Maße gleich im Manne; doch die Nächstenliebe und die Eigenliebe des Weibes ist ein Unterschied von 66 und hat darin das Weib dem Manne unbedingt in allem dieses Betreffenden zu gehorchen. Da es aus dem Manne als Eigenliebe gebildet ist, so kann es sich auch nur im Manne lieben, so seine Liebe gerecht sein soll; und da es zunächst dem Manne ist, so ist auch seine Nächstenliebe zunächst im Manne, und daher der Unterschied.

02] Übrigens waren diese beiden, wie auch alle Kinder Adams, wohl um ein bedeutendes auch körperlich größer als die sehr geschwächten Kinder Cahins und viel mächtiger, kräftiger und stärker in allen ihren Muskeln, Adern und Eingeweiden.

03] (NB. Die Ähnlichkeit der Zahl des Menschen mit der Zahl Meines Gegners aber rührt daher, daß bei diesem gerade der umgekehrte Fall ist, um das allerverabscheuungswürdigste Wesen vor Meinen Augen zu sein.)

04] Nun seht, wie der Sihin der erste war, der sein Gemüt Mir zugewandt hatte, so war er auch der folgsamste Sohn dieser Eltern und leitete auch die übrigen gar sorglich im Gehorsam; daher sagte, ihn zuerst segnend in Meinem Namen, Ahujel in Gegenwart der Aza und aller übrigen:

05] »Sihin, ich segne dich im Namen meines und deines Gottes! Das Land soll heißen wie dein Name. Nimm deine schönste Schwester zum Weibe, und zeuge mit ihr in aller gesegnetsten Zucht Kinder gleich den Kindern Gottes, und heiße sie ,Söhne des Himmels' und ,Töchter der Erde'; und so mein großes Geschlecht von der Erde wird von der Liebe Gottes weggenommen werden, dann seien deine Nachkommen liebevolle, weise Leiter der Nachkommen deiner Brüder!

06] Liebe suche, und die Weisheit wird dir gegeben, und dein Stamm wird nicht sterben bis ans Ende aller Zeiten; denn der Herr wird deinem Stamme viele Linien machen, damit dein Name lebe bis ans Ende aller Zeiten.

07] Dir ist nur ein Weib gegeben; jedoch in der Folge der Zeiten sollen die Männer in aller Zucht auch mehrere Weiber nehmen wegen der Zeugung der Geschlechter; jedoch sei von euch ferne alle Hurerei und eine ungesegnete Zeugung. Und so ihr das alles beachten werdet, wird eures Volkes in tausend Jahren schon wie des Grases auf der Erde und wie der Sterne am Himmel werden.

08] Ich mit meinen wenigen Nachkommen werde euch noch segnen und leiten fünfhundert Jahre lang; dann aber wird die Reihe an dich kommen bis ans Ende der Zeiten. Die Zeit aber sollt ihr messen nach der Reife einer Frucht, die da fünfmal reif wird in einem Erdkreise um die Sonne. Und sooft ihr ein Ding erkannt habt, dann sehet in euch; da werdet ihr ein Zeichen finden, und mit diesem Zeichen sollt ihr allzeit das Ding vorstellend bezeichnen. Eure Handlungen aber sollen ausgedrückt werden durch verschiedene entsprechende Linien und die Vollbringung derselben durch Punkte; damit sollt ihr aufzeichnen, was ihr in der Zukunft von uns noch alles hören, lernen und erfahren werdet, und das Notwendige davon auch euren Kindern zeigen bis ans Ende der Zeiten zum einstigen großen Zeugnis über die böse Schlangenbrut. Amen.«

09] Jedoch der Freiheit des Geistes unbeschadet blieb auch dieses Volk nicht immer ganz dasselbe. Nach der Rechnung etwa einhundertundzwanzig Jahre nach der Sündflut wuchsen die Nachkommen Sihins ebenfalls zu einem bedeutenden Volke an und gerieten oft in verschiedene Zwiste und bildeten solchergestalt Parteien, die sich in ihren Gebräuchen und Gottesdiensten unterschieden. Einige behaupteten, nur die Erstgeborenen seien leitungsfähig; andere sagten, die Erstgeburt sei nichts Vorzügliches, da öfter weibliche Erstgeburten zum Vorschein kämen, - daher die Leitungsfähigkeit dem allzeit verständigeren Herzen anheimgestellt werden müsse. Das griffen wieder andere aus dem Volke auf und sagten: »Wenn es sich nur ums Herz handelt, warum soll denn nicht auch das verständige Herz eines unteren Bruders fähig zur Leitung sein?« Einige aber verwarfen wieder alles und sagten: »Wie es war im Anfange, so soll es bleiben bis ans Ende der Zeiten!« Einige sagten, man solle überall und allzeit Gott um Rat fragen und nie eigenmächtig urteilen und handeln. Darauf erwiderten wieder andere: »Wenn dem so ist, so kann das ja ein jeder tun; wozu denn hernach ein oder auch noch mehrere Leiter?« - Andere wieder sagten, Gott offenbare Sich nicht jedem, damit die Menschen sich dadurch nicht entbehrlich werden möchten. Darauf entgegneten wieder andere: »So soll denn jeder Seher lehren, was er vernommen, und die Leitung Gott anheimstellen; wozu dann einer oder mehrere Leiter?« Wieder andere bemerkten: »Wer aber bürgt uns dafür, daß ein solcher höher stehen wollende Seher und Lehrer auch wohl allzeit Gottes Wort redet?« Andere wieder sagten darauf: »Ja, wenn man den Lehrern nicht mehr unbedingt glauben kann und darf, dann sind uns Leiter und Lehrer ja zunichte!« Und dergleichen Witzeleien mehrere, wodurch denn auch geschah, daß da eine Menge Sekten gestiftet wurden und dadurch das Reich in sehr verschiedene Leitungs- und Lehrzweige zerfiel und so zersplittert fortdauerte bis in das Jahr 3700 nach der Erstehung Adams, allwann der sogar euren besseren Geschichtsschreibern schon etwas bekannte Hehu-Tsin's-Linie-(Schutzmauer)-Erbauer namens Tschi-Hoang-Ti (weiser Alleinleiter des Volkes) auftrat, dem Volke gar gewaltig zu predigen anfing und ihnen prophezeite, wie ein großes Volk unweit ihres Landes Grenze sie heimlich ausgekundschaftet hätte; und wenn sie nicht samt und sämtlich zusammengreifen würden, um längs des ganzen Reiches eine hohe und dicke Mauer aufzuführen, so würde dieses Volk in Massen voll Kraft hereinstürzen und sie allesamt übel umbringen.

10] Er selbst habe die Macht von Mir, so lange diesem Einbruche Einhalt zu tun, bis die Mauer würde vollendet sein; jedoch nur auf zehn Jahre, daher sie ja allen Fleiß anwenden sollten, baldmöglichst dieses große, heilige Werk nach Meinem ihm geoffenbarten Willen zu vollbringen, ansonst es um sie übel aussehen würde.

11] Nun griff alles zusammen, was nur Hände hatte, und die Mauer stand in achtundeinhalb Jahren vollendet da in einer Länge von mehr denn achthundertundsiebzigtausend Mannslängen und in der Breite neun Mannslängen und in der Höhe neunzehn Mannslängen und ward versehen von hundert zu hundert Längen mit einem noch um zehn Längen höheren Wachturme, in welchem stets abwechselnd hundert Mann Wache halten mußten, was freilich eben nicht gar zu lange gedauert hat, da dieser falsche Prophet sich dadurch selbst bei dem Volke entdeckt hat, daß er alle ihre Religionsschriften sammeln und, was darinnen nicht für seinen echten Despotengeist taugte, verbrennen und vernichten ließ.

12] Dadurch gelang es ihm, dieses vor ihm viel zerteilte, große Reich wieder, freilich nur durch Gewalt, zu vereinen und bei sechzig Jahre lang als ein wahrer Usurpator zu beherrschen. Sein Sohn gleichen Namens wurde lau und nachgiebig; dafür mußte aber dessen Sohn, dieser beiden Usurpatoren dritter Nachfolger, bei einem allgemeinen Volksaufstande, da er die blutige Verfolgung der Frommen, mit welcher schon sein Großvater den Anfang machte, noch grausamer fortzusetzen begann, den großen Frevel mit seinem Leben bezahlen.

13] Das Reich zerfiel dann wieder in viele Teile, bis dann endlich im Jahre der Welt 3786 Liehu-Pang (ein Straßenräuber) sich ein Heer Gleichgesinnter sammelte, als Feldherr alles unterjochte, sich endlich zum Alleinherrscher (Kaiser) und Himmelssohn aufwarf. Er sammelte, soviel es möglich war, alte, irgend noch verborgene Schriften und Sagen, ordnete die Religion, setzte Priester ein, die da wachen mußten über das Heiligtum, und sonderte das Volk in gewisse Klassen oder Kasten, welche damals bei Strafe des Todes niemand übertreten durfte.

14] Dadurch gründete er das sogenannte himmlische Reich oder die große Dynastie (Han) und erweiterte dieselbe selbst über die Mauer westlich sehr bedeutend. Und so dauerte dieses Reich bis zum vierten Jahrhundert vor der großen Menschwerdung Meines Wortes, allwann es wieder eine ziemlich starke Trennung erlitt und verlor dabei einen großen Teil der Tatarei und Mongolei und geriet dadurch in drei streitende Reiche, Tschenkue genannt, und noch später, im vierten Jahrhundert nach der großen Menschwerdung Meines Wortes, erlosch dieser Stamm, und dieses Reich kam in gleicher himmlischer Gestalt des Volkes und der Priester wegen unter einen mongolisch-tatarischen Herrscher, welcher sich in der Gegend des Baikalsees erhob, in und unter dessen erträglicher Leitung es noch heutzutage sich befindet.

15] Da habt ihr nun die ganze, gar kurze Geschichte Chinas. Wer hart im Glauben ist, der reise hin und überzeuge sich; aber es wird ihm nicht viel besser ergehen, als wenn er nach Japan reiste. Dem Blinden hilft eine Laterne auch am hellen Tage nicht; dem Sehenden aber genügt das Licht der Sonne!

16] Nun, da wir nun unsere vierzehn Studierenden auf diese Art wohl versorgt haben, so kehren wir auf eine kurze Zeit noch nach Hanoch zurück und sehen ein wenig noch dem tollen Tun und Treiben Lamechs zu; und wenn wir uns da bis zu den Zeiten Noahs werden grimmsatt gemacht haben, dann werden wir noch dem Stammvater Adam einen kurzen Besuch machen und wollen dann alsobald die Schleusen der Himmel öffnen. Amen.


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