Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 2)


Kapitelinhalt 118. Kapitel: Himmlische und höllische Prinzipien.

(Am 1. Dezember 1843, von 5- 6 1/4 Uhr Abends.)

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1976 Lorber-Verlag

01] Ich habe schon wieder Einen, wie Ihr zu sagen pflegt, auf der Mücke, der da spricht: es ist Alles recht; die Anschauung des Erscheinlichen der Hölle kann von manchem Nutzen sein, aber nicht eher, als dann, bis man weiß, wann die im Menschen, oder in einer ganzen menschlichen Gesellschaft erscheinliche Hölle also positiv auftritt, daß sie zur Hauptpolarität wird, und diejenigen Individuen, bei denen sie sich also äußert, wirklich der Hölle angehören. - Kurz gesagt, wer, wie und wann man in die Hölle kommt, muß man genau wissen, sonst nützt einem alle noch so genaue Kenntniß des Erschaulichen der Hölle nichts; denn wer da nicht weiß, wo er in die Hände des Feindes gerathen kann, wie und wann, der ist schon verloren; denn wo er sich am sichersten wähnen wird, eben da wird er von seinem Feinde überfallen werden, und er ist sicher ohne Rettung verloren. Daher fragt es sich: Wann kommt ein wie immer gearteter Sünder in die Hölle, und wann nicht?

02] Diese Frage kann man füglich stellen, weil man aus der h. Schrift so viele Beispiele hat, wo ganz gleiche Sünder bestimmt in die Hölle gekommen sind, und ganz gleiche wurden gerettet. - Ich Johannes aber sage: Diese Frage klingt wohl, als wenn sie irgend einen weisen Grund hätte; aber dennoch ist hier nichts weniger als das der Fall. Denn so ich die Erscheinlichkeit der Hölle darthue, so thue ich auch indirect das dar, wem so ganz eigentlich die Hölle zukommt; denn mau wird hoffentlich sich doch bei dieser Darstellung unter dem Begriffe „Hölle" keinen positiv kerkerlichen Ort denken, in welchen man kommen kann, sondern nur einen Zustand, in welchen sich ein freies Wesen durch seine Liebe, durch seine Handlung versetzen kann, - und ein jeder Mensch, der nur einigermaßen reif zu denken im Stande ist, wird hier doch leicht mit den Händen greifen, daß ein jeder Mensch so lange der Hölle angehört, so lange er nach ihren Principien handelt. Ihre Principien aber sind Herrschsucht, Eigenliebe und Selbstsucht; diese drei sind den himmlischen Principien schnurstracks entgegen, welche da sind die Demuth, Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten.

03] Wie leicht ist das von einander zu unterscheiden, ja leichter, als man da unterscheidet die Nacht vom Tage. - Wer bei sich ganz klar erfahren will, ob er der Hölle oder dem Himmel angehört, der frage nur sorgfältig sein inneres Gemüth. Sagt dieses fleißig nach einander nach der Grundneigung und Liebe: das ist mein, und Jenes ist auch mein, - und das möchte ich, und Jenes möchte ich auch, - dieser Fisch ist mein, und den andern will ich fangen, - gebt mir Alles, denn ich möchte, ja ich will Alles. - Wo das Gemüth sich also hören läßt, da ist noch die Hölle der positive Pol.

04] Wenn aber das Gemüth sagt: Nichts ist mein, weder Dieses noch Jenes, - Alles ist des Einen, und ich bin des Geringsten nicht werth, - und so ich Etwas habe oder hätte, soll es nicht mein, sondern meiner Brüder sein. - Wenn das, wie gesagt, die innere Antwort des Gemüthes ist, so ist der Himmel der positive Pol.

05] Wenn sonach Jemand eine Maid erwählt hat, und ein Anderer erwählt sie auch; ist dann der Erste sobald voll der gröbsten Eifersucht, wenn der Zweite auch einen Zutritt erhält, so ist bei ihm schon der Pol der Hölle agirend. Spricht aber der Erste: Meine Liebe, du allein bist deines Herzens Gebieterin. Ich liebe dich wahrhaft, darum will ich kein Opfer von dir, wohl aber bin ich bereit, dir jedes Opfer zu deinem Besten zu bringen; darum bist du von mir aus vollkommen frei. Thue demnach, was du willst und wie es dir gut dünkt; meine aufrichtige Liebe und Freundschaft wirst du darum nie verlieren. Denn zwänge ich dich, mir deine Hand zu reichen, da würde ich nur mich in dir lieben und möchte dich zu einer Sklavin machen; ich aber liebe nicht mich in dir, sondern dich allein in mir. Daher hast du von mir aus auch die vollkommenste Freiheit, Alles zu ergreifen, was du zu deinem Glücke für am meisten tauglich hältst.

06] Seht, aus dieser Sprache leuchtet schon der Bürger des Himmels heraus; denn so spricht man im Himmel, und wer so vom Grunde seines Herzens aus sprechen kann, in Dem ist schon kein positiver Tropfen von einer Hölle mehr vorhanden.

07] Wer sich bei diesem am meisten kitzlichen Punkte also verleugnen kann, der wird sich in den anderen weniger kitzlichen Punkten um so leichter verleugnen. Wer aber da eifersüchtig wird, und bricht sogleich mit seiner Geliebten die Liebe und verwünscht sie in seinem Herzen durch Verachtung, Groll und Zorn, und begegnet eben also seinem Nebenbuhler, der agirt schon aus der Hölle, die bei ihm ganz überaus klar den positiven Pol bildet.

08] Die Regel für den Himmlischen ist diese: Wer, bei was immer, sieht, daß damit auch die Liebe seines Nächsten beschäftiget ist, da soll er sich sogleich zurück ziehen, und seinem Nächsten gegen die Realisirung seiner Liebe keine Schranken mehr setzen; denn es ist besser, bei jeder Gelegenheit in der Welt ganz leer abzufahren, als durch irgend einen wenn auch ganz unbedeutenden Kampf Etwas zu gewinnen.

09] Denn je mehr Einer hier opfert, desto mehr wird er jenseits finden. - Wer hier einen härenen Rock opfert, wird dort einen goldenen finden; wer zwei opfert, der wird dort zehn finden, und wer hier eine gewählte Jungfrau opfert, dem werden dort hundert Unsterbliche entgegen kommen, - und wer hier Einem auch nur ein mageres Stück Landes abtritt, dem wird dort eine ganze Welt gegeben. Wer hier Einem geholfen hat, gegen den werden jenselts hundert ihre Arme ausstrecken, und ihm helfen in's ewige Leben! - Und so wird Niemand Etwas verlieren, was er hier opfert. - Wer reichlich säet, der wird auch reichlich ernten, wer aber sparsam säet, der wird auch sparsam ernten.

10] Ich meine nun, das dürfte wohl hinreichen, um Jedermann so ziemlich handgreiflich zu machen, wann in ihm die Hölle, oder wann der Himmel zum positiven Pole wird; und so wird wohl Niemand mehr vonnöthen haben, mit der lächerlichen Frage zum Vorscheine zu kommen: Wer, wie und wann kommt man entweder in die Hölle oder in den Himmel? - Denn Niemand kommt weder in die Hölle noch in den Himmel, sondern ein Jeder trägt Beides in sich.

11] Ist die Hölle positiv, so macht der ganze Mensch schon die Hölle aus, wie er leibt und lebt; - ist aber der Himmel positiv, so ist aber eben auch schon der ganze Mensch der Himmel selbst, wie er leibt und lebt, - und so braucht auch Niemand zu fragen: Wie sieht es im Himmel und wie in der Hölle aus? Sondern ein Jeder betrachte die eigene Polarität, und er wird es genau sehen, wie es entweder in der Hölle oder im Himmel aussieht.

12] Denn es giebt nirgends einen Ort, der Himmel oder Hölle heißt, sondern alles das ist ein jeder Mensch in und an sich selbst; und Niemand wird je irgend in einen andern Himmel oder in eine andere Hölle gelangen, als die er in sich trägt.

13] Ihr habt euch hinreichend überzeugt, wie wir uns in jener Centralsonne befanden, und haben dort Wunderdinge geschaut. Wo aber war diese Sonne? - In euch! - Wo sind wir jetzt? - Der Erscheinlichkeit nach zwar auf der geistigen Sonne; aber der Wirklichkeit nach in euch selbst.

14] Wie Solches möglich ist, zeigt euch ein jeder Traum, davon ihr schon die triftigsten Abhandlungen erhalten habt, und gerade also verhält es sich (nur mit Ausnahme vom Traume, wo das Dasein ein unentschiedenes ist) mit der größten klarsten Entschiedenheit im absoluten geistigen Zustande. - Um das aber noch gründlicher zu verstehen, wollen wir nächstens einige Beispiele betrachten.

01] Ich habe schon wieder einen, wie ihr zu sagen pflegt, auf der Mücke, der da spricht: Es ist alles recht; die Anschauung des Erscheinlichen der Hölle kann von manchem Nutzen sein, aber nicht eher, als bis man weiß, wann die im Menschen oder in einer ganzen menschlichen Gesellschaft erscheinliche Hölle so positiv auftritt, daß sie zur Hauptpolarität wird, und diejenigen, bei denen sie sich also äußert, wirklich der Hölle angehören. Kurz gesagt, wer in die Hölle kommt, wie und wann man in sie kommt, muß man erst genau Wissen, sonst nützt einem jede noch so genaue Kenntnis des Erschaulichen der Hölle nichts. Wer da nicht weiß, wo er in die Hände des Feindes geraten kann, wie und wann, der ist schon verloren; denn wo er sich am sichersten wähnen wird, eben da wird er von seinem Feinde überfallen werden, und er ist sicher ohne Rettung verloren. Daher fragt es sich: Wann kommt ein wie immer gearteter Sünder in die Hölle und wann nicht?

02] Diese Frage kann man füglich stellen, weil man in der hl. Schrift so viele Beispiele hat, wo ganz gleiche Sünder in die Hölle gekommen sind und ganz gleiche wurden gerettet. - Ich Johannes aber sage: Diese Frage klingt wohl, als hätte sie irgendeinen weisen Grund; aber dennoch ist hier nichts weniger als das der Fall. So ich die Erscheinichkeit der Hölle dartue, so tue ich auch indirekt das dar, wem so ganz eigentlich die Hölle zukommt. Man wird sich doch hoffentlich bei dieser Darstellung unter dem Begriffe Hölle keinen positiv kerkerlichen Ort denken, in welchen man kommen kann, sondern nur einen Zustand, in welchen sich ein freies Wesen durch seine Liebeart, durch seine Handlumg, versetzen kann. Ein jeder Mensch, der nur einigermaßen reif zu denken imstande ist, wird hier doch leicht mit den Händen greifen, daß ein Mensch solange der Hölle angehört, solange er nach ihren Prizipien handelt. Ihre Prinzipien aber sind Herrschsucht Eigenliebe und Selbstsucht. Diese drei sind den himmlischen Prinzipien gerade entgegen, welche da sind Demut Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten.


03] Wie leicht ist das voneinander zu unterscheiden, ja leichter als man die Nacht vom Tage unterscheidet. Wer bei sich klar erfahren will, ob er der Hölle oder dem Himmel angehört, der frage sorgfältig sein inneres Gemüt. Sagt dieses nacheinander nach der Grundneigung und Liebe: Das ist mein und jenes ist auch mein, und das möchte ich und jenes möchte ich auch, dieser Fisch ist mein und den andern will ich fangen, gebt mir alles, denn ich möchte, ja ich will alles. - Wo das Gemüt sich also hören läßt, da ist noch die Hölle der positive Pol.

04] Wenn aber das Gemüt sagt: Nichts ist mein, weder dieses noch jenes, alles ist des Einen und ich bin des geringsten nicht wert, und so ich etwas habe oder hätte, soll es nicht mein, sondern meiner Brüder sein - wenn das die innere Antwort des Gemütes ist, so ist der Himmel der positive Pol.


05] Wenn sonach jemand eine Maid erwählt hat, und ein anderer erwählt sie auch, und der erste ist dann sobald voll gröbster Eifersucht, wenn der zweite auch Zutritt erhält, so ist bei ihm schon der Pol der Hölle vorherrschend. Spricht aber der erste: Meine Liebe, du allein bist deines Herzens Gebieterin. Ich liebe dich wahrhaft, darum will ich kein Opfer von dir, wohl aber bin ich bereit, dir jedes Opfer zu deinem Besten zu bringen; darum bist du von mir aus vollkommen frei. Tue demnach, was du willst und wie es dir gut dünkt; meine aufrichtige Liebe und Freundschaft wirst du darum nie verlieren. Denn zwänge ich dich, mir deine Hand zu reichen, da würde ich nur mich in dir lieben und möchte dich zu einer Sklavin machen. Ich aber liebe nicht mich in dir, sondern dich allein in mir. Daher hast du von mir aus auch die vollkommene Freiheit, alles zu ergreifen, was du zu deinem Glücke für am meisten tauglich hälst.

06] Seht, aus dieser Sprache leuchtet schon der Bürger des Himmels, denn so spricht man im Himmel. Und wer so vom Grunde seines Herzens sprechen kann, in dem ist schon kein positiver Tropfen einer Hölle mehr vorhanden.

07] Wer sich bei diesem am meisten kitzligen Punkte also verleugnen kann, der wird sich in den anderen weniger kitzligen Punkten um so leichter verleugnen. Wer aber.da eifersüchtig wird, und sogleich mit seiner Geliebten die Liebe bricht, sie in seinem Herzen durch Verachtung, Groll und Zorn verwünscht und ebenso seinen Nebenbuhler begegnet, der handelt schon aus der Hölle, die bei ihm ganz klar den positiven Pol bildet.

08] Die Regel für den himmlischen Menschen ist diese: Wer bei was immer sieht, daß damit auch die Liebe seines Nächsten beschäftigt ist, der soll sich sogleich zurückziehen und seinem Nächsten gegen die Verwirklichung seiner Liebe keine Schranken setzen; denn es ist besser, bei jeder Gelegenheit in der Welt leer auszugehen, als durch irgendeinen wenn auch ganz unbedeutenden Kampf etwas zu gewinnen.

09] Denn je mehr einer hier opfert, desto mehr wird er jenseits finden. Wer hier einen härenen Rock opfert, wird dort einen goldenen finden, wer zwei opfert, der wird dort zehn finden, und wer hier eine gewählte Jungfrau opfert, dem werden dort hundert unsterbliche entgegenkommen. Wer hier einem auch nur ein mageres Stück Land abtritt, dem wird dort eine ganze Welt gegeben. Wer hier einem geholfen hat, gegen den werden jenseits hundert ihre Arme ausstrecken und ihm helfen ins ewige Leben! - Und so wird niemand etwas verlieren, was er hier opfert. Wer reichlich sät, der wird auch reichlich ernten, wer aber sparsam sät, der wird auch sparsam ernten.

10] Ich meine nun, das dürfte wohl hinreichen, um jedermann ziemlich handgreiflich zu machen, wann bei ihm die Hölle oder wann der Himmmel zum positiven Pole wird. Und so wird wohl niemand mehr vonnöten haben, mit der lächerlichen Frage zum Vorscheine zu kommen: Wer kommt in die Hölle oder in den Himmel und wie und wann kommt man in dieselben? - Denn niemand kommt weder in die Hölle noch in den Himmel, sondern ein jeder trägt beides in sich.

11] Ist die Hölle positiv, so macht der ganze Mensch schon die Hölle aus, wie er leibt und lebt; ist aber der Himmel positiv, so ist eben auch schon der ganze Mensch der Himmel selbst, wie er leibt und lebt. Und so braucht auch niemand zu fragen: Wie sieht es im Himmel und wie in der Hölle aus, sondern ein jeder betrachte die eigene Polarität, und er wird es genau sehen, wie es entweder in der Hölle oder im Himmel aussieht.

12] Denn es gibt nirgends einen Ort der Himmel oder Hölle heißt, sondern alles das ist ein jder Mensch selbst; und niemand wird je in einen andern Himmel oder in eine andere Hölle gelangen, a1s die er in sich trägt. -

13] Ihr habt euch hinreichend überzeugt, wie wir uns in jener Zentralsonne befanden und haben dort Wunderdinge geschaut. Wo war diese Sonne? In euch! Wo sind wir jetzt? Der Erscheinlichkeit nach zwar auf der Geistigen Sonne, aber der Wirklichkeit nach in euch selbst.

14] Wie solches möglich ist, zeigt euch ein jeder Traum, davon ihr schon die triftigsten Abhandlungen erhalten habt, und gerade so verhält sich (nur mit der Ausnahme vom Traume, wo das Dasein ein unentschiedenes ist) mit der größten, klarsten Entschiedenheit im absoluten geistigen Zustande. - Um das aber noch gründlicher zu verstehen, wollen wir nächstens einige Beispiele betrachten. -

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