Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 2)


Kapitelinhalt 55. Kapitel: Beschreibung des höchsten Standpunktes.

(Am 4. August 1843, von 5 - 61/2 Uhr Nachmittags)

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1976 Lorber-Verlag

01] Wir sind an Ort und Stelle; was saget ihr denn zu diesem Anblicke? Hat das Auge eines auf der Erde lebenden Menschen, ich meine, das Auge seiner Seele, je in seiner allertiefsten Phantasie etwas Aehnliches auch nur geahnt?! - Seht, der noch außerordentlich große Rundplatz, auf dem wir uns befinden, ist hellgrünstrahlend, und dieses Strahlen ist kein wogendes, sondern ein ruhiges Strahlen. - Womit wäre wohl dieser Boden zu vergleichen? Etwa mit einem überaus wohl polirten Smaragde? O welch' ein matter Vergleich wäre das. Sollte man etwa den Boden mit dem allerfeinsten Seidensammte vergleichen, der da strahlet, als wären die Fäden, aus denen er bereitet ist, aus grünem Golde angefertigt? - Ich sage, auch dieser Vergleich ist matt und paßt nicht hierher. - Ja, mit irdischen Vergleichen werden wir da durchaus nicht weiter kommen. - Wir werden daher etwas höher greifen müssen; unsere Hände werden wir weit hinaus in den endlosen Raum strecken und in selbem einzelne Planetarsonnen treffen, die mit einem solchen grünen Lichte ihre sie umgebenden Weltkörper erleuchten. Ja eine Sonne muß es sein, und diese muß als eine flache Scheibe hierher gelegt werden; dann ist der Vergleich richtig.

02] Also das wäre der Boden, auf dem wir jetzt stehen; er ist wie eine mächtig strahlende Aetherfläche einer Sonne, und dennoch ist er fest wie ein Diamant. - Was saget ihr zu dieser endlosen Pracht? Ihr seid stumm, und möget kein Wörtlein hervor bringen. Ja, meine lieben Freunde und Brüder, das ist auch vollkommen begreiflich; - denn wo es uns lichtgewohnten Geistern des Himmels schwer wird zu reden, da wird es auch euch sicher um so schwerer werden, indem ihr von dergleichen Lichterhabenheiten in solcher unermeßlichen Fülle noch nie in euerem Gemüthe Etwas zu sehen bekommen habt.

03] Lassen wir aber Dieses; den Boden hätten wir angeschaut, wenden wir unsere Blicke nun auf die unaussprechlich prachtvollste Umfassung dieses großen freien Platzes. Sehet, ein weißes Geländer umgiebt zuerst diesen ganzen großen freien Platz; von zehn zu zehn Klaftern aber steigt vom Geländer aus ein über hundert Klaftern hoher Obelisk. Seine strahlende Farbe ist ebenfalls blendend weiß; zu oberst aber sehet, ziert einen jeden solchen Obelisk eine bald roth, bald grün, bald blau, bald violett, bald gelb, und so noch durch mehrere Farbennüancen hindurch gar mächtig strahlende ziemlich große Kugel. Es nimmt sich dieses so aus, als stünde zu oberst eines jeden solchen Obelisken, deren es um diesen großen freien Platz noch immer mehrere Hunderte giebt, eine allerbarste Sonne, die da gar mächtig diesen freien Platz erleuchtet.

04] Man könnte hier freilich sagen: Wozu auf einer solchen Centralsonne noch so viel leuchtender Körper? Es wäre wohl für's Auge wohlthuender, eher auf eine Verminderung, als auf eine solche Verstärkung des Lichtes anzutragen. Ich sage euch: Dafür ist eben durch die Aufstellung solcher mächtig leuchtender Körper gesorgt. - Solches, saget ihr, ist eben nicht leicht zu begreifen; ich aber sage euch, daß Solches ganz natürlich gar leicht begriffen werden kann. Wie so denn, auf welche Weise? - Dafür, meine lieben Freunde, giebt es auch wohl schon auf der Erde eine Menge recht handgreiflicher Beispiele, und das naturmäßig und geistig genommen.

05] Sehet, wenn bei euch zur Sommerszeit alle Vegetation in weißer Farbe zum Vorschein käme, und zwar sogestaltig weiß, wie da ist der Schnee des Winters, da kann ich euch ganz bestimmt versichern, ihr könntet zur Tageszeit nicht möglicher Weise in's Freie treten, ohne ehestens von der überaus starken Macht des Lichtes gänzlich geschmolzen und aufgelöst zu werden; denn die Strahlen der Sonne fallen zur Zeit des Sommers zu intensiv auf die Oberfläche desjenigen Theiles der Erde, den ihr bewohnet. Zur Winterszeit aber ist die weiße Farbe von guter Wirkung; denn ohne diese würde das Licht zu wenig Wirkung haben; und es würde mit der Zeit die Kälte so sehr zunehmen, daß ihr unmöglich es in der freien Luft aushalten könntet; - aber die weiße Farbe des Schnees wirft das Licht wieder zurück, und erwärmt dadurch nachträglicher Maßen die Luft.

06] Zur Sommerszeit aber muß die Vegetation die Oberfläche der Erde buntfarbig überdecken; durch diese weise Vorrichtung wird der Sonne intensiver Strahl in seinem wirksamsten Theile verzehrt, und nur der sanfte Theil desselben bricht sich aus der buntfarbigen Oberfläche des Erdbodens wieder zurück. Ihr könntet auch ein ähnliches Phänomen künstlich im Kleinen versuchen, und da gebe ich euch Solches an.

07] Stellet zur Nachtzeit auf die Mitte eines Tisches eine stark leuchtende argantische Lampe. Wenn ihr sie einzeln dastehend betrachtet, so wird ihr Licht euer Auge beleidigen; nehmet aber mehrere Lampen, stellet sie um diese weißflammende herum, und stecket aber über ihre weißen Flammen verschieden gefärbte Glascylinder. Dadurch werdet ihr ein Licht von allerlei Farben bekommen, d. h. eine jede dieser' umstehenden Lampen wird ein anders gefärbtes Licht ausstrahlen. Was wird aber davon der Effeet sein? Der Effect wird folgender sein, daß ihr das Licht der mittleren weißen Lampe ohne den allergeringsten Anstand werdet ganz bequem anschauen können, und es wird euch vorkommen, daß es dadurch dunkler geworden ist beim Brande von wenigstens zehn Lampen, als es ehedem bei dem Brande der einen weißen der Fall war. - Daß Solches richtig ist, zeigt euch tagtäglich die ganze Natur, wie auch die aus ihr geschöpfte Erfahrung, nach der Weise angestellt, wie ich es euch nun kund gegeben habe.

08] Geistig muß aber die Sache auch richtig sein; warum denn? Weil sie im Geiste eher, als in der Natur vorhanden sein muß. Ist sie aber geistig richtig, dann ist auch schon für die naturmäßige Richtigkeit der unumstößlichste Beweis geliefert. - Wird solch' ein Beweis für die geistige Richtigkeit wohl schwer zu liefern sein? O nein! Ihr selbst habet dafür schon ein recht gutes Sprichwort, welches dießfalls unsere Sache allergenügendst erklärt; und dieses Sprüchwort lautet: Ex omnibus aliquid, et in toto nihil. - Ein Mensch, der in allen Fächern des menschlichen Wissens bewandert sein will, in dessen seelischer Leuchtkammer wird es gewiß sehr buntstrahlig aussehen. Fasset aber alle diese Strahlen zusammen, so werden sie kaum so viel Stärke haben, um zur Nachtzeit ein Gemach allenfalls so zu beleuchten, wie Sonnenkäferchen, und im Geiste wird sich solcher Effect auch auf das Deutlichste aussprechen; denn solche vielwissenschaftlich gebildete Menschen sind weder im Einzelnen, noch im Ganzen tüchtig, um über Eines oder das Andere eine allen Anforderungen genügende Ansicht von sich zu geben.

09] Ich meine, dieses ist so deutlich gegeben, daß wir darüber kein Wort mehr zu verlieren brauchen, und können uns daher wohlunterrichtet wieder auf unsere herrliche freie Fläche wenden, und da genügend erkennen, zu welchem Zwecke hier solche Lichtwechslungen angebracht sind; - und so hätten wir den Boden dieses Platzes und seine Umfassung hinreichend betrachtet.

10] Nun aber schauet noch in die Mitte dieses großen freien Platzes hin; dort erhebt sich noch eine mächtig große Säulenronde, welche zu oberst mit einer dunkelroth strahlenden Krone überdeckt ist. Der Säulen, die diese Krone tragen, giebt es dreißig; eine jede ist von der andern zwei Klaftern entfernt. In der Mitte dieser Säulenronde entdecket ihr einen karminrothen Altar, auf dem unser bekanntes Querholz liegt. - Dahin wollen wir uns auch sogleich begeben, und dann wohl Acht haben, was Alles sich noch auf dieser herrlichen freien Fläche zutragen wird; zugleich aber mache ich euch auch darauf aufmerksam, daß eben diese mächtige Säulenronde, deren Säulen von helllichtblauer Farbe sind, den von euch bisher vermißten zwölften Stock dieses Gebäudes von der Ferne herüber ansichtig bildet. Da wir nun mit diesem Anstande zurecht sind, so begeben wir uns sogleich in die Ronde hin, und warten dort ab, was Alles sich noch unseren Blicken darstellen wird; - und so denn gehen wir.

01] Wir sind an Ort und Stelle; was sagt ihr denn zu diesem Anblicke? Hat das Auge eines auf der Erde lebenden Menschen, ich meine, das Auge seiner Seele, je in seiner allertiefsten Phantasie etwas Ähnliches auch nur geahnt?! Seht, der noch außerordentlich große Rundplatz, auf dem wir uns befinden, ist hellgrünstrahlend, und dieses Strahlen ist kein wogendes, sondern ein ruhiges Strahlen. Womit wäre wohl dieser Boden zu vergleichen? Etwa mit einem überaus wohl polierten Smaragde? O welch ein matter Vergleich wäre das. Sollte man etwa den Boden mit dem allerfeinsten Seidensamt vergleichen, der da strahlet, als wären die Fäden, aus denen er bereitet ist, aus grünem Golde angefertigt? Ich sage, auch dieser Vergleich ist matt und paßt nicht hierher. Ja, mit irdischen Vergleichen werden wir da durchaus nicht weiterkommen. Wir werden daher etwas höher greifen müssen; unsere Hände werden wir weit hinaus in den endlosen Raum strecken und in selbem einzelne Planetarsonnen treffen, die mit einem solchen grünen Lichte ihre sie umgebenden Weltkörper erleuchten. Ja, eine Sonne muß es sein, und diese muß als eine flache Scheibe hiehergelegt werden; dann ist der Vergleich richtig.


02] Also das wäre der Boden, auf dem wir jetzt stehen; er ist wie eine mächtig strahlende Ätherfläche einer Sonne, und dennoch ist er fest wie ein Diamant. Was sagt ihr zu dieser endlosen Pracht? Ihr seid stumm und möget kein Wörtlein hervorbringen. Ja, meine lieben Freunde und Brüder, das ist auch vollkommen begreiflich; denn wo es uns lichtgewohnten Geistern des Himmels schwer wird zu reden, da wird es auch euch sicher um so schwerer werden, indem ihr von dergleichen Lichterhabenheiten in solcher unermeßlichen Fülle noch nie in eurem Gemüte etwas zu sehen bekommen habt.

03] Lassen wir aber dieses; den Boden hätten wir angeschaut, wenden wir unsere Blicke nun auf die unaussprechlich prachtvolle Umfassung dieses Großen freien Platzes. Seht, ein weißes Geländer umgibt zuerst diesen ganzen großen freien Platz. Von zehn zu zehn Klaftern aber steigt vom Geländer aus ein über hundert Klafter hoher Obelisk. Seine strahlende Farbe ist ebenfalls blendend weiß; zu oberst aber, seht, ziert einen jeden solchen Obelisk eine bald rot, bald grün, bald blau, bald violett, bald gelb, und so noch durch mehrere Farbnuancen hindurch gar mächtig strahlende ziemlich große Kugel. Es nimmt sich dieses so aus, als stünde zu oberst eines jeden solchen Obelisken, deren es um diesen großen freien Platz noch immer viele Hunderte gibt, eine allerbarste Sonne, die da gar mächtig diesen freien Platz erleuchtet.

04] Man könnte hier freilich sagen: Wozu auf einer solchen Zentralsonne noch so viel leuchtende Körper? Es wäre wohl fürs Auge wohltuender, eher auf eine Verminderung als auf eine solche Verstärkung des Lichtes anzutragen. Ich sage euch: Dafür ist eben durch die Aufstellung solcher mächtig leuchtenden Körper gesorgt. Solches, sagt ihr, ist eben nicht leicht zu begreifen. Ich aber sage euch, daß solches ganz natürlich und leicht begriffen werden kann. Wieso denn, auf welche Weise? Dafür, meine lieben Freunde, gibt es auch wohl schon auf der Erde eine Menge recht handgreiflicher Beispiele, und das naturmäßig und geistig genommen.

05] Seht, wenn bei euch zur Sommerszeit alle Vegetation in weißer Farbe zum Vorschein käme, und zwar sogestaltig weiß, wie da ist der Schnee des Winters, da kann ich euch ganz bestimmt versichern, ihr könntet zur Tageszeit nicht möglicherweise ins Freie treten, ohne ehestens von der überaus starken Macht des Lichtes gänzlich geschmolzen und aufgelöst zu werden; denn die Strahlen der Sonne fallen zur Zeit des Sommers zu intensiv auf die Oberfläche desjenigen Teiles der Erde, den ihr bewohnet. Zur Winterszeit aber ist die weiße Farbe von guter Wirkung; denn ohne diese würde das Licht zu wenig Wirkung haben; und es wünde mit der Zeit die Kälte so sehr zunehmen, daß ihr unmöglich es in der freien Luft aushalten könntet. Aber die weiße Farbe des Schnees wirft das Licht wieder zurück und erwärmt dadurch nachträglichermaßen die Luft.

06] Zur Sommerszeit aber muß die Vegetation die Oberfläche der Erde buntfarbig überdecken; durch diese weise Vorrichtung wird der Sonne intensiver Strall in seinem wirksamsten Teile verzehrt, und nur der sanfte Teil desselben bricht sich aus der buntfarbigen Oberfläche des Erdbodens wieder zurück. Ihr könntet auch ein ähnliches Phänomen künstlich im Kleinen versuchen, und da gebe ich euch solches an.

07] Stellt zur Nachtzeit auf die Mitte eines Tisches eine stark leuchtende argandische Lampe. Wenn ihr sie einzeln dastehend betrachtet, so wird ihr Licht euer Auge beleidigen; nehmt aber mehrere Lampen, stellt sie um diese weißflammende herum, und stecket über ihre weißen Flammen verschieden gefärbte Glaszylinder. Dadurch werdet ihr ein Licht von allerlei Farben bekommen, d.h. eine jede dieser umstehenden Lampen wird ein anders gefärbtes Licht ausstrahlen. Was wird aber davon der Effekt sein? Der Effekt wird folgender sein, daß ihr das Licht der mittleren weißen Lampe ohne den allergeringsten Anstand werdet ganz bequem anschauen können, und es wird euch vorkommen, daß es dadurch in eurem Gemach dunkler geworden ist beim Brande von wenigstens zehn Lampen, als ehedem bei dem Brande der einen weißen der Fall war. Daß solches richtig ist, zeigt euch tagtäglich die ganze Natur wie auch die aus ihr geschöpfte Erfahrung, nach der Weise angestellt, wie ich es euch nun kundgegeben habe.

08] Geistig muß aber die Sache auch richtig sein; warum denn? Weil sie im Geiste eher als in der Navur vorhanden sein muß. Ist sie aber geistig richtig, dann ist auch schon für die naturmäßige Richtigkeit der unumstößliche Beweis geliefert. Wird solch ein Beweis für die geistige Richtigkeit wohl schwer zu liefern sein? O nein! Ihr selbst habt dafür schon ein recht gutes Sprichwort, welches diesfalls unsere Sache allergenügendst erklärt; und dieses Sprichwort lautet: Ex omnibus allquid et in toto nihil. - Ein Mensch, der in allen Fächern des menschlichen Wissens bewandert sein will, in dessen seelischer Leuchtkammer wird es gewiß sehr buntstrahlig aussehen. Faßt aber alle diese Strahlen zusammen, so werden sie kaum so viel Stärke haben, um zur Nachtzeit ein Gemach allenfalls so zu beleuchten wie Sonnenkäferchen, und im Geiste wird sich solcher Effekt auch auf das Deutlichste aussprechen; denn solche vielwissenschaftlich gebildete Menschen sind weder im einzelnen, noch im ganzen tüchtig, um über eines oder das andere eine allen Anforderungen genügende Ansicht von sich zu geben.


09] Ich meine, dieses ist so deutlich gegeben, daß wir darüber kein Wort mehr zu verlieren brauchen und können uns daher wohlunterrichtet wieder auf unsere herrliche freie Fläche wenden und da genügend erkennen, zu welchem Zwecke hier solche Lichtwechslungen angebracht sind. Und so hätten wir den Boden dieses Platzes und seine Umfassung hinreichend betrachtet.

10] Nun aber schaut noch in die Mitte dieses großen freien Platzes hin; dort erhebt sich noch ein mächtig großes Säulenrondell, welches zu oberst mit einer dunkelrot strahlenden Krone überdeckt ist. Der Säulen, die diese Krone tragen, gibt es dreißig; eine jede ist von der andern zwei Klafter entfernt. In der Mitte dieses Säulenrondells entdecket ihr einem karminroten Altar, auf dem unser bekanntes Querholz liegt. Dahin wollen wir uns auch sogleich begeben und dann wohl acht haben, was alles sich noch auf dieser herrlichen freien Fläche zutragen wird. Zugleich aber mache ich euch auch darauf aufmerksam, daß eben dieses mächtige Säulenrondell, dessen Säulen von hellichtblauer Farbe sind, den von euch bisher vermißten zwölften Stock dieses Gebäudes von der Ferne her gesehen, bildet. Da wir nun mit diesem Anstande zurecht sind, so begeben wir uns sogleich in das Rondell und warten dort ab, was alles sich noch unseren Blicken darstellen wird. - Und so denn gehen wir.

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