Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 253


01] Ich hätte auf der Erde alles auch so einrichten können, daß die Früchte, die da erst nach und nach reif werden, schon reif gleich dem Regen, Hagel und Schnee wie dereinst das Manna für die Israeliten in der Wüste auf die Erde fielen, oder daß sie wenigstens auf den Bäumen und Gesträuchen von heute bis morgen reif werden. Ich aber meine, daß eben auch nach Meinem Ratschlusse also alles am besten auf dieser Erde eingerichtet ward, wie es eben eingerichtet ist. Und die Menschen haben am Ende über einen blühenden Baum eine ebenso große Freude wie über einen schon mit reifer Frucht behangenen.

02] Es gleichen dergleichen Fragen, die hie und da mit der Zeit irgendein hochweiser Gelehrter aufwerfen könnte, so ziemlich demjenigen Streit der alten absurden Weltweisen, die da die hochwichtige Frage aufwarfen: Was die Gottheit eher erschaffen habe, das Ei oder die Henne? Denn ohne das Ei könne weder ein Hahn noch eine Henne auf die Welt gekommen sein, und ohne die Henne und einen Hahn aber könnte kein befruchtetes Ei in die Welt gesetzt werden! Ich aber frage da entgegen: Ob zur Geburt einer Zentral- oder andern Sonne oder einer Erde auch ein vorhergehendes Ei notwendig war? - Wer sonach diese großen Dinge aus Sich hervorrufen kann, Dem wird von der hohen Gelehrtheit der Menschen dieser Welt aus auch erlaubt sein - entweder die Eier oder die Hühner mit dem Hahn  zuerst ins Dasein zu rufen.

03] Das erste Menschenpaar bedurfte auch keines Eies, um aus demselben hervorzukriechen. Der Mensch ward von Mir so wie jede andere Kreatur sogleich vollkommen in die materielle Welt gesetzt, und zwar mit der alsogleichen Verleihung der nachherigen Fortpflanzungsfähigkeit (in infinitum), welcher Akt ein viel natürlicherer ist, als daß Ich auf der Erde zuvor lauter Eier gelegt hätte, aus denen aller Art Kreaturen durch die Sonnenhitze hätten ausgebrütet werden sollen.

04] Ich meine, mit dem werdet ihr auch über die zweite Frage im reinen sein; und somit nichts mehr weiteres über Mein vierzigtägiges und nächtliches Fasten nnd über Meine Teufelsversuchung in der Wüste. Somit gut für jetzt, und nächstens wieder einen andern mit dem reinen Verstande und der reinen Vernunft nicht übereinstimmenden Text aus den Evangelien. Amen.

Versuchung Jesu als geistige Begebenheit (mt.04,01-11; Lukas.04,01-13; Markus. 01,12-13; jl.ev11.253,05-06)

05] Eine Anmerkung: Zu der im Evangelio vorkommenden Versuchung des Teufels in der Wüste, auf der Zinne des Tempels und auf der Spitze eines hohen Berges diene noch Folgendes zur gänzlichen Erkenntnis dieser für alle Welt mystischen Angelegenheit, die aber nicht in der naturmäßigen, sondern bloß nur in der geistigen Welt zu nehmen und zu verstehen ist. (Gegeben auf einige Bedenken seitens der Freunde Lorbers, d. Hrsg.)

06] In jener Zeit von vierzig Tagen der Vorbereitung zu meinem Lehramte ließ Ich es zu, daß an einem oder dem andern Tage allerlei gute und auch schlechte Seelen verstorbener Menschen sich Mir nahten und ihr Anliegen vorbringen konnten. Da kam gegen das Ende (dieser Geister-Audienz) denn auch eine Seele aus der Urzeit zu Mir. Sie war einst ein gar arger und böser Herrscher und sprach zu Mir die bekannten Worte, die im Evangelio aufgezeichnet sind, und stellte sich eben im Geiste auf die bekannten drei Punkte. Darum sagte Ich dieser noch sehr armen Seele, die einst auch auf der Erde als Mensch gewandelt und gehandelt hatte: a 'Der Mensch lebt nicht vom Brote, sondern auch von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt'; und b auf der Zinne des Tempels (eben auch nur im Geiste): c 'du sollst Gott allein dienen und Ihn nicht also versuchen, wie du Ihn einst als Mensch auf der Welt versucht hast'; d und auf der Spitze des Berges, wo der Geist dieses bösen Königs Mir alle Reiche zu geben versprach, über welche er einst zu gebieten hatte, so Ich ihm eine göttliche Verehrung gäbe; e worauf Ich ihn dann von Mir hinwegschaffte. Denn es war der Geist oder die Seele diese Königs ein ganz ählicher wie da war der Geist oder die Seele des babylonischen Königs Nebukadnezar, der das, was er in seinem Namen beurkundete, von seinem Volke auch bei Lebensstrafe verlangte. Sein Name aber besagt: »Es gibt außer mir Zar keinen Gott! Mich müßt ihr anbeten und als euern Gott mit kostbaren Opfern höchst verehren.« Daß Ich dem Nebukadnezar ein ganz seltsames Consilium abeundi (Abgang) gab, brauchet ihr nur in der Schrift nachzuschlagen und nachzulesen. Ein solcher Mensch oder Geist verdient auch nichts Besseres mehr als das: f 'Hebe dich weg Satan!' um unter dieser Gestalt nie mehr vor Mein Angesicht zu kommen. Diese kurze Anmerkung mag euch noch als berichtigende Erklärung zu Meinem vierzigtägigen und -nächtlichen Fasten in der Wüste und zu der teuflischen Versucherei dienen. Und nun mögt ihr mit einem anderen evangelischen Widerspruche zum Vorschein kommen. Ich werde ihn berichtigen. (a Matthäus.04,04; dtn.08,03; Lukas.04,04; b Matthäus.04,05; Lukas.04,09; c Matthäus.04,07; Lukas.04,12; d Matthäus.04,08; Lukas.04,05; e + f Matthäus.04,10; Lukas.04,13)



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