Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 237


01] Ich sage euch, ebensowenig (wird er das), als aus einem trägen Studierenden, der seine Studien zu allermeist in den Gast- und Kaffeehäusern, auf den Tanzböden und in den Gemächern der feilen Dirnen macht, ein großer Astronom wird; denn um das zu werden, dazu gehört von Jugend auf ein überaus großer Fleiß und eine große Menge von allerlei Selbstverleugnungen. Doch mit der großen Liebe zu solch einer erhabenen und schweren Wissenschaft kann er mit der Zeit dahin kommen, Dinge zu berechnen, von denen der gewöhnliche Weltmensch sich nichts kann träumen lassen. Und also zeigt sich's da wieder: a Wen der Vater nicht zieht, der kommt nicht zum Sohne; denn der Sohn ist ja das Licht, ausgehend aus der Flamme und dem Feuer der Liebe oder des Vaters. (a Johannes.06,44)

02] Geht aber hin zu den meisten sogenannten christlichen Sekten und betrachtet besonders ihre Priesterschaft und fragt sie: Welche Liebe hat denn euch zu eurer vorgeblichen Wahrheit, die ihr predigt, gezogen? Und leider vielfach werdet ihr auf ihren Gesichtern und ihren Bäuchlein geschrieben finden: die möglichst beste zeitliche Versorgung und also epikuräisch wohlbesetzte Speisetische mit allerlei best bereiteten Leckerbissen, die auf der lieben Erde irgendwo anzutreffen sind; und je höher sich solche Priesterschaft hinaufschwingen kann, desto epikuräischer wird auch ihre Tugend und damit auch ihre Selbstsucht und Herrschlust.

03] Solche sein wollende Nachfolger Meiner Apostel und Jünger befolgen das sicher nicht, was Ich zu meinen Aposteln und Jüngern gesagt habe, daß sie nämlich a nicht für den kommenden Tag sorgen sollen - was sie zu essen und zu trinken haben und womit sie sich bekleiden werden, sondern bloß - zu suchen Mein Reich und seine Gerechtigkeit; alles andere, dessen sie benötigen, wird ihnen hinzugegeben werden. (a Matthäus.06,33 f.)

04] Als Ich Meine a Jünger ausandte, sagte Ich zu ihnen: a "Ihr sollt nicht anhaben und tragen zwei Röcke und in eurer Bekleidung nicht eingenäht haben Säcke, um allerlei euch dargebotene Dinge einzustecken; auch sollt ihr nicht tragen Stöcke, um euch zu verteidigen; denn so ihr Mich lebendig bei euch habt, so seid ihr ohnehin für Dies- und Jenseits mit allem versorgt." (a Matthäus.10,10 ff.; Markus.06,08 f; Lukas.09,03 ff.)

05] Wären mit dieser Versorgung etwa in gegenwärtiger Zeit die Priester auch zufrieden, die unter allerlei Gottesstellvertreterschaften ihr Wesen treiben, ums Geld scheinbare gottesverdienstliche Werke verrichten, an die sie selbst oft nicht einen Funken Glaubens haben? Werden sie zufrieden sein mit einem Rock ohne Säcke, die in mit Gold verbrämten Kleidern einhergehen und das Volk durch ihren Glanz zu blenden aufs eifrigste bemüht sind? - Ein gegenwärtiger Bischof will ein Nachfolger irgendeines Apostels sein! Geht er ohne Stock einher? O mitnichten! Verkauft einen solchen Stock (oder Stab), und ihr könnt eine arme Familie auf längere Zeit hin bestens versorgen. Ein ganzes Land könnte sich damit auf viele Jahre lange bestens mit allem versorgen, so es sich nur eine päpstliche Tiara und mehrere Kardinalshüte aneignen könnte; denn eine solche Tiara aus reinstem Golde und den größten und kostbarsten Edelsteinen als: Diamanten, Rubinen und Smaragden und großen Perlen bestehend, dürfte wohl schier so viele Millionen wert sein, als Ich Apostel zählte, und ein Kardinalshut kostete 80 000 Dollars! Wäre das nicht ein so respektables Sümmchen für ein armes Land? Aber lassen wir sie bei ihrer sogenannten 'triumphierenden Kirche'; sie haben dennoch ihre Häuser und Tempel nicht b auf Felsen erbaut, und der große Sturm stehet vor der Türe, der ihnen zeigen wird, wie klug sie waren! - Wenn der Sturm aber kommen wird, da wird es c viel Heulens und Zähneknirschens geben, und da wird es wohl heißen: (a Matthäus.10,10; b Matthäus.07,26; c Matthäus.08,12; Matthäus.13,42 .50; Matthäus.22,13; Matthäus.24,51; Lukas.13,28)



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