Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 230


01] Das einzige, Bethlehem, befindet sich noch so ziemlich an derselben Stelle, und über das Tal herüber, auf einem Berge, die einstige von mir beschriebene Burg Davids, von der aber auch nur hie und da noch einige lockere Steine vorhanden sind. In dieser Zeit steht an der Stelle ein Kloster mit einer Kirche, dessen braunbekuttete Inwohner sich wohl darauf verstehen, die frommen Pilger gegen Geld mit allerlei Reliquien zu beteilen.

Ehemalige Ortslage von Jerusalem, Bethanien, Bethphage und Emmaus

02] Was die Lage Jerusalems betrifft, so ist nicht mehr als ein Achtel von der Stelle, wo einst das große Jerusalem stand, als wahr anzunehmen. Von dem Orte Bethanien ist keine allerleiseste Spur mehr anzutreffen. Auf dem Ölberge steht noch eine kleine Behausung mit einigen Ruinen, die man Bethania nennt. Zu Meiner Zeit hieß die dem Lazarus gehörige Behausung und Herberge auf dem Ölberge: Klein-Bethania, welche Ortschaft aber früher den Namen Bethphage führte. Also ist auch von Emmaus bei Jerusalem keine Spur mehr vorhanden.

03] Wie sehr sich die Ortslage Jerusalems verändert hat, beweiset das, daß nun der Ölberg, der jetzt auch schon eine ganz andere Gestalt hat als damals, sich jetzt beinahe ganz im Osten von dem neuen türkischen Jerusalem befindet, während sich das alte Jerusalem zum größten Teile mehr östlich als westlich vom Ölberge befand.

Plan des Wiederaufbaues Jerusalems unter Justinian wurde durch Erdbeben und vulkanisches Feuer zweimal verhindert

04) Es hat in einer ziemlich geraumen Zeit nach Mir ein morgenländisch-römischer Kaiser namens Justinianus den Juden die Erlaubnis und sogar den Befehl erteilt, das Jerusalem samt dem Tempel, von dem sie die Grundsteine sicher noch finden würden, ebenso wieder aufzubauen, wie es zu Meiner Zeit erbauet war. Da begab sich aus allen Gegenden eine große Anzahl sehr wohlhabender Juden mit vielen Bauleuten und Arbeitern an die Stelle des vormaligen Jerusalem und wollten da alles wieder aufzubauen anfangen, wie sie die sicheren Spuren vom Stande des einstigen Jerusalem auffanden. Sie wurden aber von einem in dieser Gegend lebenden frommen Manne, der nach der Lehre des Apostels Philippus lebte und das Evangelium predigte, nach der Weissagung eines Propheten gewarnt, ihr Vorhaben stehen zu lassen, da sie, wenn sie seinen Worten keine Folge leisten, sicher sehr übel bedient werden würden.

05] Sie aber verlachten diesen Propheten und fingen an allen Orten, wo sie Spuren des alten Jerusalem antrafen, zu graben an und den Schutt wegzuräumen. Und siehe, kaum einen halben Tag dauerte diese Arbeit, so entstand ein starkes Erdbeben, und bald darauf brach aus dem Innern der Erde über die ganze Stelle des alten Jerusalem ein vulkanartig heftiges Feuer aus und zerstörte eben den wichtigsten Teil des alten Jerusalem derart, daß wahrlich nicht ein Stein und irgendein Fels unzerstört blieb. Steine und Felsen wurden zu einer Art Schotter zermalmt und von der Stelle stundenweit hintangeworfen, welche Stätte noch heutigen Tages wie eine Wüste aussieht, daher niemand vermuten kann, daß an dieser Stelle einst das alte Jerusalem gestanden hat. Bei Gelegenheit des Ausbruchs dieses vulkanartigen Feuers sind viele Tausende von arbeitenden Menschen zugrunde gegangen.



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