Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 226


01] Lazarus war aber schon zu allen Zeiten (also auch vorher überaus wohltätig und gab viele Gastmähler, mehr an Arme denn für Reiche, obschon auch letztere nicht ausgeschlossen waren. Dazu lebte er keusch und stets im ledigen Stande, desgleichen auch seine beiden Schwestern, obschon sie sehr schön waren und überaus reich. Maria hatte vor Meiner Bekanntschaft wohl etwas mehr gelebt als die Martha, aber als sie Mich erkannte, da erlosch sobald die Welt- und Wollust in ihr, und in ihrem Herzen fand neben Mir nichts mehr Raum.

02] Wenn du den Lazarus nun ganz in seiner Persönlichkeit vor dir sehen willst, da stelle dir deinen oben erwähnten Bruder in altjüdischer Tracht vor, mit einem dunkeln Barte, so kannst du dir wirklich ein vollkommenes Ebenbild von ihm malen lassen. Mehr kann Ich dir von der Persönlichkeit dieses vielbedeutenden Bruders nicht sagen, weil du nur um dessen Persönlichkeit gefragt hast, die aber auch gut ist, und kannst du sie dir zu Nutzen machen! Amen!

Pontius Pilatus und die Vision der Tullia über Jesus

04] Das ist eine gute Frage, die einer guten Antwort wert ist, und also solle auch die Antwort folgen.

05] Pontius Pilatus, ein vollkommener Römer, ward unter Tiberius Landpfleger vom Judenlande und residierte in Jerusalem.

06] Dieser Römer, ein Feind der überaus hochmütigen jüdischen Priesterschaft, sah daher alle jene Menschen mit einem, wenn schon geheimen, aber dennoch ganz besonderen Wohlgefallen an, die solcher ihm über die Maßen verhaßten jüdischen Priesterkaste bei Gelegenheiten so recht derb die Wahrheit ins Gesicht zu schleudern verstanden. Und so die Priesterschaft dann darob bei ihm ihr Recht suchte, da richtete sie gewöhnlich wenig oder gar nichts aus, sondern mußte meist unverrichteter Sache mit Schanden abziehen, was auch ein tüchtiges Stück des Grundes war, darum Pilatus und Herodes fast in beständiger feindlicher Spannung miteinander lebten. Denn die hohe Priesterschaft stand mit Herodes stets auf bestem Fuße und sparte es daher auch nie, Pilatum beim Herodes zu verdächtigen.

07] Aus eben dem Grunde aber hielt diese hohe Priesterschaft gar oft Rat, wie sie Mich aufgreifen und effektvoll dem römischen Gerichte überliefern solle; aber sie konnten nie zu einem triftigen Grunde kommen.

08] Nur als Ich den a bekannten Einzug hielt, bald darauf die b Krämer aus dem Tempel trieb und den Lazarus erweckte und alles Volk Mir Hosianna zuzurufen anfing, war es der hohen Priesterschaft zuviel. Da beschlossen sie ernstlich, mich zu greifen und dem Pilatus als einen Staats-Rebellen vorzuführen; wird er Mich richten, dann solle er ungerochen bleiben, richtete er Mich aber nicht, so wollen sie (die Priesterschaft) ihn beim Kaiser selbst als einen verdächtigen Menschen bezeichnen, bei welchem Geschäfte ihnen Herodes mit Freuden an die Hand gegangen wäre. (a Matthäus.21,01-09; =Markus.11,01-10;  Lukas.19,29-38;  jl.ev04.120,09-10;  jl.schr.015gm.pred.018 b Matthäus.21,12-13; = Markus.11,15; = Lukas.19,45Johannes.02,13-25*;  jl.ev01.012,09-013,19)



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