Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 125. Kapitel: Jesus über die Wichtigkeit der rechten Naturerkenntnis.

01] Hierauf trat Raphael mit den Pharisäern und den vier Indojuden zu unseren wißbegierigen Samaritern hin und sagte: »Ihr seid lüstern zu begreifen, wie das Gewässer und die freien Körper von der Erde nach unten hin nach eurem Verständnisse nicht von der Erde hinwegfallen können, sondern an ihrer Feste hängen bleiben?

02] Seht euch einmal nur einen Apfel an, der am Baume hängt, und betrachtet, wie ihn oft allerlei Insekten nach unten und oben umkriechen, und er am Morgen nach allen Seiten mit vielen Tausenden von kleinen Tautröpflein umgeben ist! Wer hält denn alles an dem Apfel also, daß weder ein Tierlein noch ein Tautröpflein von ihm wegfällt, außer die Tierlein entfernen sich selbst und die Tröpflein werden am Tage von der warmen Luft verzehrt?

03] Oder nimm du einen Apfel und bestäube ihn, und der Staub, der aus lauter für dein Auge sehr verkleinerten freien Körpern besteht, wird nach oben und unten hin ebenso vom Apfel gehalten werden und von selbst sich vom Apfel nicht entfernen! Wirst du den Apfel genießen wollen, so wirst du zuvor mit einiger Mühe ihn vom Staube reinigen müssen.

04] Siehe, der Apfel, als ein verhältnismäßig größerer und gediegenerer Körper, hat in sich eine Kraft, die die um vieles kleineren und leichteren Körper also anzieht, daß sie sich nicht von ihm entfernen können, - außer sie werden durch eine verhältnismäßige äußere Kraft von ihm entfernt.

05] Was aber ist ein Apfel als Körper gegen den großen Erdkörper? Siehe, dieser hat in sich denn auch eine solche Kraft, infolge deren er das Gewässer, wie auch alle andern freien Körper derart an sich zu ziehen und festzuhalten imstande ist, daß sich auch nicht ein Sonnenstäubchen von ihm entfernen kann! Und diese Kraft wächst mit der Größe und Schwere der Körper und wirkt noch gar weit über deren Oberfläche hinaus, also, daß auch der Mond noch von dieser Erde also festgehalten wird, daß er auf sie herabfallen würde, so er von seiner verhältnismäßigen Schwungkraft, die ihn um die Erde führt, nicht daran gehindert würde.

06] Verstehe wohl, was ich euch über die Erde nun erklärt habe; denn wer Gott wahrhaft erkennen will, der muß Ihm auch in der höchst weisen Einrichtung Seiner Werke erkennen.

07] Wer aber in der Einrichtung der Werke Gottes lauter falsche und grundfalsche und unwahre Ansichten und Begriffe hat, der kann dabei ja unmöglich je zu einer klaren, richtigen und wahren Erkenntnis Gottes gelangen; wer aber Gott nicht der Wahrheit nach erkennt, der kann Ihn auch nicht wahrhaft lieben, ehren und Seinen Willen ganz erfüllen, und es wird finster in seiner Seele, die sich dann und darum an die Materie zu hängen und zu halten anfängt, weil sie des inneren Wahrheitslichtes bar geworden ist. Und also ist die Unkenntnis in der wahrheitsvollen Einrichtung der Werke Gottes auch allzeit der Grund zur Abgötterei, zum Götzen- und Heidentume gewesen und am Ende zur völligen Gottlosigkeit, wie sie nun unter den meisten Juden, Pharisäern und unter den Heiden besteht.

08] Das arme Volk wird mit Gewalt einerseits und allerlei Betrug anderseits in allerlei blindestem Aberglauben erhalten und lebt und handelt nach allerlei falschen Lehren und Satzungen, auf daß sich die trägen und bei sich völlig glaubenslosen Machthaber auf seine Kosten desto mehr ergötzen und mästen können.

09] Aber Gott der Herr sieht solchem Unfuge nur eine Zeitlang zu und läßt dabei an die Menschen aber dennoch stets Mahnungen durch eigens geweckte Seher und Weissager ergehen; kehrt sich aber das Volk samt seinen Vorstehern nicht daran, so kommt Er mit Seinem Gerichte und fegt den Unflat von der Erde. Und das geschieht allzeit, wenn sich mit der dicksten Dummheit auch die alle Nächstenliebe hintansetzende selbstsüchtigste Bosheit vollends und nahe allgemein vereinigt hat. Denn solange noch die Dummheit allein waltet, da läßt sie sich durch weise Lehren noch leicht, wenn auch nicht völlig allgemein, ins Licht umgestalten, und Gott hat Geduld mit der puren Dummheit.

10] Aber so einmal die volle, ehedem bezeichnete Bosheit sich an die Spitze der dicksten Dummheit gestellt hat und dem Eindringen des ewigen Wahrheits- und Lebenslichtes sich mit allem Trotz und aller Gewalt entgegenstellt, dann hat es mit der Geduld Gottes denn auch ein Ende, und Er kommt mit Seinem Gerichte, - und dann wehe dem Abtrünnigen!

11] Darum lernt denn auch allzeit Gott der vollen Wahrheit gemäß erkennen in Seinen Werken also, wie sie sind, und in ihren überweisen Einrichtungen, dann wird unter euch keine Dummheit und noch weniger ihre Bosheit Platz greifen können! Und ich erkläre euch darum nun denn auch die für euch sichtbaren Werke Gottes, auf daß ihr allenthalben ein volles Licht haben sollt. Behaltet und bewahret es getreu, und lasst es vor euren traurigen Brüdern und Schwestern leuchten! Denn so einmal dieses Licht wieder irgend unter den Menschen gemindert wird, da wird das alte Heidentum auch wieder noch ärger erstehen als jemals zuvor. Dieses merkt euch alle wohl!«

12] Hierauf dankten alle dem Raphael für seine Belehrung; er aber begab sich wieder an seinen früheren Platz und erklärte da allerlei Dinge und Erscheinungen in, auf und über der Erde.

13] Die Samariter aber hörten auch mit der größten Aufmerksamkeit seinen Belehrungen zu und hatten eine übergroße Freude daran, daß sie nun Dinge zu verstehen und wohlzubegreifen angefangen haben, die ihnen zuvor so unbegreiflich waren wie der Grund ihres eigenen Lebens.

14] Auch Maria hörte die Belehrungen Raphaels mit aller Aufmerksamkeit an und war überaus erbaut über dessen Weisheit; Gabriel und Johannes-Michael aber erklärten ihr und den Jüngern (alles) noch tiefer und geistiger, als es Raphael seinen Zuhörern tat und auch tun konnte, weil diese in den Dingen des Geistes noch nicht erleuchtet waren.

15] Als Raphael bis gen Mittag hin seine Belehrungen beendet hatte, da kamen auch Ich, Kisjona und Philopold wieder ins Haus, und die sieben Pharisäer samt ihren Dienern, die vier Indojuden und auch Meine Jünger jubelten Mir Dank zu, daß Ich es zugelassen hatte, daß sie von den drei Engeln über so große und wichtige Dinge belehrt wurden.



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