Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 11. Kapitel: Jesus heilt magenkranken Griechen.

01] Sagte Ich: »Freund, du verlangst etwas ganz Sonderbares nun von Mir! Dein Verstand ist zu sehr mit weltlichen und somit materiellen Dingen angefüllt; wie wird er da Geistiges zu fassen imstande sein? Wir echten, alten und wahren Juden aber haben unseren Verstand mit den geistigen Dingen erfüllt und können denn auch geistige Dinge als für uns wohl erweisbar leicht begreifen.

02] Es besteht Entsprechung wohl zwischen dem, was des Geistes und was der Materie ist. Wärest du in solcher Wissenschaft bewandert, da wäre es dir leicht zu erweisen, daß nur wir alten und reinen Juden in der vollen Wahrheit stehen, alle Heiden sich aber im Falschen und Unwahren trotz aller ihrer Weltweisheit befinden; aber solche innere Wissenschaft ist euch fremd, und es kann euch denn auch auf einem andern Wege schwer erwiesen werden, daß nur wir Juden allein in der vollen Wahrheit stehen.

03] David hat den einen, wahren Gott nur darum besungen, weil er an Ihn nicht nur geglaubt, sondern Ihn auch gesehen und allzeit mit Ihm geredet hat. Und unser Sänger hat, als selbst ein reiner Jude, wohl sehr recht, daß er durch sein Harfenspiel und durch seinen Gesang nur Dem die Ehre gibt, dem von Ewigkeit her allein die Ehre gebührt. Er soll darum auch den Heiden, die schon David zur alten Wahrheit zurückgerufen hat, nur die Psalmen Davids vorsingen, auf daß ihre Herzen weicher und offener werden zum Erkennen und Anbeten des nur einen, ewig wahren Gottes, der nicht ein den wahren Menschen so verborgener und unzugänglicher Gott ist, als wie da euch sind eure wahrlich nur erdichteten und nachher von Menschenhänden aus der toten Materie gemachten Götter. Daß sich aber die Sache also verhält, das können wir dir wohl alle sogar praktisch beweisen, obschon du dadurch der innern, geistigen und somit allein in sich lebendigen Wahrheit nicht näherstehen wirst, als du nun stehst.«

04] Sagte der Grieche: »Freund, so gib mir einen praktischen Beweis, und ich werde mit allen meinen Gefährten an den Gott der Juden glauben und auch die etwa von Ihm ausgehenden Gebote halten und dazu noch viele Tausende zu meinem Glauben bekehren!«

05] Sagte Ich: »Gut denn, einen solchen Beweis kann Ich als ein wahrer Jude der Juden, der Ich den einen, allein wahren Gott und Herrn Himmels und der Erden wohl kenne und auch weiß, daß Er ist, und wie Er ist, dir alsogleich vor deine Augen stellen! Du leidest noch an deinem Magen, darum du dich auch beinahe nichts zu essen und zu trinken getraust, obschon du nun Hunger und Durst ziemlich mächtig verspürst. Wieviel hast du schon deinen Götzen geopfert nach dem Rate der Priester, und wieviel Arzneien hast du schon verschluckt! Hat alles das dein Leiden nur im geringsten gemildert? Du sagst: 'Nein, nicht im geringsten!' Ich aber will dir durch die innere Anrufung des einen, allein wahren Gottes der Juden im Augenblick derart helfen, daß du nimmerdar ein Magenleiden verspüren sollst!«

06] Sagte der Grieche: »O Freund, so dir das möglich ist ohne Arznei, dann glaube ich nicht nur allein an euren Gott und werde Ihm auch sogleich alle Ehre erweisen samt allen meinen Gefährten, sondern ich will dir auch die Hälfte meines nicht kleinen Vermögens zukommen lassen!«

07] Sagte Ich: »Freund, dessen benötige Ich nicht; denn Mein allein wahrer und allmächtiger Gott gibt Mir und uns allen allzeit, dessen wir bedürfen. Und so benötigen wir nicht euch Heiden gleich der irdischen Schätze; denn die Schätze des Geistes Gottes in uns stehen endlos höher, als was da wert ist die ganze Erde und der ganze sichtbare Himmel, wovon du dich sogleich überzeugen wirst. Siehe, nun rufe Ich stille in Mir Gott den Herrn an, daß Er dir heile und stärke deinen Magen, - und sage mir nun, ob dein Magen schon besser ist!«

08] Hier erstaunte der Grieche über alle Maßen und sagte: »Ja, nun glaube ich ungezweifelt, daß nur euer Gott ein allein wahrer ist! Denn als du, Freund, die Worte zu eurem Gott noch kaum völlig ausgesprochen hattest, da ward es mir plötzlich so wohl im Magen, wie ich zuvor ein solches Wohlsein selbst in meinen gesundesten Jugendjahren noch niemals empfunden habe, und dieses Wohlbefinden fühle ich nun gleichfort und habe nun erst einen rechten Hunger und Durst. Deinem allein wahren Gott sei von nun an allein all mein Dank, alle Ehre und alle meine tiefste Hochachtung und Ergebung in Seinen heiligen, über alles mächtigen Willen bis zu meinem Lebensende! Oh, Er aber wolle uns Heiden erleuchten, gleichwie Er euch erleuchtet hat, auf daß wir Ihn möchten tiefer und tiefer erkennen und Ihm geben allein eine rechte, Ihm wohlgefällige Ehre!

09] Und du, ausgezeichnetster Psalmsänger, bleibe nur bei deiner guten, wahren Kunstweise, und besinge allzeit und überall des allein wahren und lebendigst allmächtigen Gottes Ehre; denn nur Ihm allein gebührt alle Ehre, nicht nur von uns Menschen, sondern nach dem Psalme auch von der gesamten Kreatur, die Sein Werk ist. Denn nun sehe ich es schon ein, daß nur Er allein alles, Himmel und Erde, Sonne, Mond und alle die zahllos vielen Sterne, erschaffen hat. Wie? Um das werde ich niemals fragen; denn es ist genug, daß ich nun weiß, daß Er ganz allein der Urgrund aller Dinge ist, und daß nichts als nur Sein Wille der eigentliche Stoff jedes Daseins ist. In diesem Glauben will und werde ich fortan leben, handeln, denken und endlich auch sterben.

10] Dir liebstem und vom Geiste Gottes erfülltem Freunde aber danke ich auch, daß du mich in diesem allerwichtigsten Lebenspunkte so treu und wahr belehrt hast, wodurch mir beinahe mehr geholfen ist als durch die Heilung meines böse gewesenen Magens. Doch da es mich nun schon sehr nach Speise und Trank gelüstet, so werde ich mich nun wieder an unsern Tisch setzen und mäßig meinen Leib erquicken und stärken!«

11] Sagte Ich: »Tue das nun ohne Furcht und Scheu, und bitte im Herzen Gott vor dem Essen, daß Er dir und allen Menschen die Speisen und den Trank segnen möchte, und Er wird solche Bitte allzeit erhören, und dir wird dann jegliche für die Menschen bestimmte Speise wohl dienen und deinen Leib wahrhaft nähren und stärken! Also sei es und bleibe es!«

12] Auf diese Meine Worte begab sich allerdankbarst der Grieche wieder an seinen Tisch, bat Gott um Seinen Segen und aß und trank darauf mit heiterm Mute und hatte keine Furcht mehr, daß ihm Speise und irgendein Trank je mehr schaden könnte. Was aber nun der eine Grieche tat, das taten auch alle seine vielen Gefährten und aßen und tranken darauf noch weiter mit großer Lust und Freude; auch redeten sie viel untereinander von der Wahrheit bezüglich des Seins des Gottes der Juden und konnten sich noch immer nicht zur Genüge verwundern über das, daß der wahre Gott der Juden die Menschen, die an Ihn lebendig glauben, auf Ihn all ihr Vertrauen setzen und Seine Gebote halten, also sehr mit Seiner Macht unterstützt, daß man am Ende bald glauben könnte, daß sie selbst Götter seien.

13] Nach mehreren solchen Besprechungen, während deren wir uns über die Vorgänge in Essäa besprachen, erhoben sich die nun vollends gesättigten Griechen, dankten dem wahren Gott der Juden für Seinen Segen und baten Ihn, daß Er allzeit mit solcher Gnade bei ihnen und bei allen Menschen, die Ihn darum anflehen werden im Glauben und Vertrauen, verbleiben wolle.



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