Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 4. Kapitel: Jesus zeugt von Sich.

01] Sagte Ich: »Ja, Meine lieben Kinder, das geht aber eben um euretwillen nicht gar so leicht, wie ihr das meint; aber weil Ich euch auch das versprochen habe, so sollt ihr alle den einen, allein wahren Gott auch schauen. Aber zuvor muß Ich euch wohl ermahnen, daß ihr das Geschaute vor dem Verlaufe eines vollen Jahres nicht ruchbar macht.«

02] Alle versprachen Mir das auf das feierlichste.

03] Und Ich sagte dann weiter: »Wohl denn, so hört Mich, und macht eure Augen und Herzen weit auf!

04] Ich Selbst, der Ich nun mit euch rede, bin es also, wie das die Propheten den Menschen verkündet haben! Es hat Mir nach Meinem ewigen Ratschlusse gefallen, als Selbstmensch mit Fleisch und Blut unter die in der alten Nacht der Sünde irrenden und verschmachtenden Menschen als ein hellstes und lebenbringendes Licht zu kommen und sie zu erlösen vom harten Joche des Gerichtes und des ewigen Todes.

05] Ich kam aber nicht nur zu den Juden, die von Uranbeginn das Volk des einen, wahren Gottes waren und sich auch noch also nennen, - obwohl gar viele ob ihrer argen Taten schon seit langem ein Volk der Hölle geworden sind, sondern auch zu den Heiden, die zwar auch von demselben ersten Menschen dieser Erde abstammen, sich aber im Laufe der Zeiten von den Reizen der Welt also haben verlocken lassen, daß sie dadurch von dem einen, wahren Gott abfielen, Ihn nicht mehr erkannten und sich dann aus der toten und vergänglichen Materie selbst Götter nach ihrer Lust und nach ihrem Belieben schufen und sie dann verehrten und anbeteten, wie das noch gegenwärtig gar sehr der Fall ist, und wie ihr das wohl kennt.

06] Damit also auch die Heiden die ewige und lebendigste Wahrheit, als in Gott allein seiend, erkennen sollen, so kam Ich denn auch zu den Heiden und gebe ihnen das selbstwillig lange verlorene Lebenslicht wieder, und also auch das ewige Leben.

07] Ich Selbst bin das Licht, der Weg, die ewige Wahrheit und das Leben. Wer an Mich glaubt und nach Meiner Lehre lebt, der hat das ewige Leben schon in sich und wird nimmerdar weder sehen noch fühlen den Tod, so er dem Leibe nach auch tausendmal stürbe; denn wer an Mich glaubt, Meine Gebote hält und Mich sonach liebt über alles, der ist in Mir und Ich im Geiste in ihm. In dem aber Ich bin, in dem ist auch das ewige Leben.

08] Und so habe Ich euch denn auch den allein wahren, einen Gott gezeigt, wie Ich euch das zuvor verheißen habe. Und nun aber erforscht euch selbst, ob ihr das auch glaubt! Ja, ihr glaubt nun auch das, - bleibt aber auch in diesem Glauben als wahre Helden, und lasst euch von niemandem mehr davon abwendig machen, so werdet ihr leben, und Meines Willens Kraft wird in euch sein und bleiben! Also sei es und bleibe es!«

09] Als Ich das zu den anwesenden Heiden geredet hatte, da wurden sie von einem tiefsten Ehrfurchtsschaudern ergriffen, und es getraute sich niemand ein Wort zu reden.

10] Ich aber sagte mit freundlicher Stimme: »Fasst euch doch, Kinder! Bin Ich als ein wahrster Vater aller Menschen denn gar so fürchterlich aussehend, daß euch vor Mir nun ein solcher Schauder ergreift? Seht, Mir ist wohl sicher nichts unmöglich - denn in Mir ist alle Kraft, Macht und Gewalt im Himmel und auf Erden -, aber das kann Ich nicht machen, daß Ich nicht das wäre, was Ich bin, und ihr auch nicht das, was ihr seid! Ich bin einmal Der, der Ich bin, war und sein werde von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ihr werdet auch dasselbe sein und bleiben. So Ich euch nun Meine lieben Kinder nenne, so seid ihr Mir ja vollends ebenbürtig, und so ihr nach Meiner Lehre und also nach Meinem Willen lebt und handelt, da werdet ihr wahrlich nicht minder vollkommen sein, als Ich Selbst es bin, und werdet dieselben Zeichen wirken können, die Ich wirke. Denn welche Freude können einem vollkommenen Vater unvollkommene Kinder wohl gewähren? Darum lasst fahren eure zu große Ehrfurcht vor Mir, und fasst dafür ein volles Vertrauen und die Liebe zu Mir, und ihr werdet Mir um gar vieles angenehmer, wohlgefälliger und werter sein!

11] Wahrlich, wer Mich liebt, der hat nicht not, sich vor Mir zu fürchten! Denn die Gott zu sehr fürchten, die haben Ihn erstens noch niemals recht erkannt, und ihr Herz steht noch ferne von Seiner Liebe, und zweitens stehen solche zu furchtsamen Kinder auch in der selbstverschuldeten Gefahr, in ihrem Glauben und Erkennen irre zu werden, weil ihnen die Furcht den Mut und Willen schwächt, sich Mir im Herzen soviel als nur immer möglich zu nahen und dadurch auch in aller Lebenswahrheit aus Mir erleuchtet zu werden. So ihr das verstanden habt, da lasst fahren eure Furcht vor Mir, und fasst Liebe und vollstes kindliches Vertrauen zu Mir!«

12] Als Ich solches zu ihnen geredet hatte, da wich die götzenhafte Furcht aus ihren Herzen, und sie fingen Mich traulicher zu loben und zu preisen an, und in ihren Herzen wurde mehr und mehr die Liebe wach. Aber so ganz trauten sie dem Landfrieden dennoch nicht, denn ihre aus dem Heidentume lang gepflegten Begriffe von der Unerbittlichkeit und ewigen Macht und Strenge eines Gottes wollten und konnten nicht so bald verwischt werden. Doch nach einer Stunde, welche Zeit Ich noch in der Herberge verweilte, wurden sie alle zutraulich, und Ich gab ihnen noch so manche Lehre, die ihre Liebe zu Mir stärkte und befestigte.



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