Jakob Lorber: 'Die Erde'


42. Kapitel: Gottes Wirken durch Geister (3. März 1847)

Originaltext 1. Auflage 1856 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 4. Auflage 1953 Lorber-Verlag

01] Es kann demnach, so Jemand die Sache nur ein wenig aufgefaßt hat, im eigentlichsten Sinne gar keine Materie geben, indem die Materie selbst nur Eine Wirkung der Kräfte ist, welche Wirkung in einer Art, Beschaffenheit und Form in die Erscheinlichkeit tritt, und eben dadurch an sich selbst erkennen läßt, daß die wirkenden Kräfte nicht ohne Intelligenz wirken; denn wo immer an einer Sache oder an einem Wesen eine bestimmte Form, Art und Eigenschaft zu entdecken ist, da kann auch Niemand die Intelligenz der darin wirkenden Kraft leugnen.

02] Freilich wird da ein frommer Pilger, etwa nach Maria-Zell, die Bemerkung machen und sagen: Das thut ja Alles unser lieber Herrgott; wozu da noch andere Intelligenzen? - Das ist sicher ganz richtig; denn also spricht ja der Herr: Himmel und Erde, und alles was darinnen ist, habe Ich gemacht, und Nota bene mache es noch jetzt; aber wenn man mit diesem Machen es zu weit treibt, da müßte Ich auf der Welt auch noch Manches machen, was Ich eigentlich nicht gemacht habe, und jetzt auch nicht mache; sondern habe solches Machen den Menschen, damit sie auch etwas zu thun hätten, anheimgestellt. Sie machen es freilich nur mit Meiner ihnen verliehenen Kraft, und Ich mache dasselbe demnach mittelbar, und das ist auch so viel, als so Ich es gemacht hätte. So wie Ich aber durch die Hände der Menschen zahllose Dinge machen lasse, eben so lasse Ich auch durch die Kraft der Liebe und Weisheit in Meinen Engeln und Geistern diejenigen Dinge auf der Erde, wie auch auf anderen Weltkörpern machen, die von den Menschen nicht können gemacht werden.

03] Die Menschen können wohl Häuser bauen und Kleiderstoffe bereiten, und Werkzeuge machen; aber die Materie dazu können sie nicht machen. Sie können kein Gras machen, und kein Gesträuch und keinen Baum, und eben so wenig ein Thier; aber die durch und durch lebendigen Geister und Engel können das wohl, weil sie zu dem Behufe mit jener Kraft aus Mir ausgerüstet sind, um solches in Meinem Namen vollführen zu können.

04] Wie aber einzelne Intelligenzen in einer und derselben Art wirken können und wirken, andere Intelligenzen wieder in einer anderen Art, und das Alles unter der Direktion höherer Geister, wollen wir in mehreren leicht faßlichen Beispielen sonnenklar und handgreiflich darthun.

05] Betrachtet einmal eine Spinne; in diesem Thierchen werdet ihr zwei vereinigte Intelligenzen finden. Die erste ist die Erkennung der ihr zusagenden Nahrung; diese Nahrung in sich zu einem doppelten Zwecke zu benützen, nämlich zur Ernährung ihres Thierwesens, und zur Bereitung jenes klebrigen Saftes, aus dem sie ihr Netz spinnt, das ist nämlich eben die eine Intelligenz. Die zweite Intelligenz ist die eigenthümliche Kunst der Spinne, den Faden aus sich herauszuziehen, ihn an kleine Häkchen anzuhängen, und ein Netz zu spinnen, oder vielmehr zu flechten, dieses Netz dann mit einem perlartig klebrigen Safte zu überziehen, um dadurch jene Thiere zu fangen, die ihr neue Nahrung geben. Aus dieser Handlungsweise muß doch ein Jeder ersehen, daß der Spinne doch offenbar eine Intelligenz innewohnen muß; und es ist da die Intelligenz dasselbe, was die Naturforscher freilich etwas unrichtiger Weise Instinkt nennen, denn Instinkt ist gewisserart ein innerer Trieb, eine gewisse Verrichtung in einer bestimmten Art in's Werk setzen zu müssen. Allein das, was die Gelehrten Instinkt nennen, das ist nicht mehr Intelligenz des Thierchens, sondern das ist schon Direktion oder Richtung von Seiten höher gestellter Geister; - denn es ist doch offenbar zweierlei, irgend eine bestimmte Fertigkeit zu besitzen, und nach dieser Fertigkeit ein bestimmtes Geschäft zu vollführen. Aber mit dem Besitze solcher Fähigkeit ist die nothwendige Vollführung noch nicht verbunden, sondern dazu muß ein anderer Trieb kommen, und da ist der Besitz solcher Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem Wesen oder in einem psychischen Specificum eben die Intelligenz, während die Nöthigung, nach solcher innewohnenden Intelligenz thätig zu sein, nicht in dem Wesen selbst als ein Instinkt niedergelegt ist; sondern das ist nöthigende Leitung von Seiten höherer und vollkommnerer Geister, die z. B. eben unserer Spinne den Ort, wo, und die Zeit, wann sie ihre eigenthümlichen Fertigkeiten in's Werk setzen soll, anzeigen; denn wäre das nicht der Fall, da würde entweder eine Spinne gar nie, oder fort und fort spinnen, und würde sogar das Gesicht des Menschen nicht verschonen, und ihm ein Netz über die Augen herspinnen, was aber nie der Fall ist; sondern sie muß spinnen, wo sie zu spinnen genöthiget wird, und wo ihr Specificum zweckdienlich ist, so es sich mit dem Specificum der dortigen Materie in Verbindung setzt, und dasselbe in sich sammelt zu einem höheren Leben.

06] Also spinnt auch die Seidenraupe ihren Faden, und das darum, weil sie in sich aus der Kost und aus dem freien Specificum in der Luft jene Intelligentien in sich zusammen sammelt, aus welchen sie dann jene Fertigkeit erreicht und gewisserart zu jener Einsicht kommt, aus der zu sich genommenen Nahrung zuerst in sich jenen zähen Saft zu bereiten, und diesen Saft dann, wenn er zur rechten Reife gelangt ist, um sich herum wie ein Ei zu spinnen.

07] Hier ist ebenfalls überaus deutlich, daß die Fähigkeit zu solcher Arbeit, und die Nöthigung solche Arbeit zu rechter Zeit und am rechten Orte zu vollbringen, wesentlich zweierlei sind, wie es auch sicher zweierlei ist, so Jemand unter den Menschen ein Künstler ist, entweder ein Musiker oder ein Maler. Der Musiker trägt immer die Fähigkeit in sich, ein Concert oder ein anderes Musikstück zu spielen, so wie der Maler, ein Stück zu malen; aber spielt darum der Musiker wegen solcher künstlerischen Fähigkeit in ihm Tag und Nacht fort und fort ein Concert aufs andere, und legt der Maier nie den Pinsel und die Farben je auf die Seite? - Sehet, obschon beide Künstler fortwährend die gleiche Fähigkeit in sich tragen, so wird aber der Tonkünstler doch nur bei einer gegebenen Gelegenheit aus seiner permanenten künstlerischen Fähigkeit etwas producircn; so wie der Maler nur dann ein Stück malen wird, so Jemand ein solches bei ihm bestellt hat, oder wann er eines so entweder für den Verkauf, oder für sein eigenes Vergnügen zu malen sich die Pflicht auferlegt. Das Erste ist hier gleich wie die Intelligenz des Künstlers, das Zweite aber eine Aufforderung von was immer für einer Seite her, solche Intelligenz in's Werk zu setzen.

08] Wenn aber schon Menschen für größere Productionen der Kunstfähigkeiten einzelner Menschen Directoren aufstellen, welche die Zeit z. B. eines Concertes festsetzen, Stücke bestimmen und dann dieselben dirigiren, um wie viel nothwendiger sind erst da unter so zahllosartigen künstlerischen Intelligenzen Directoren nöthig, wo es sich um die Erhaltung und zweckdienliche Fortführung ganzer Weltenalle handelt!

09] Da dieser Gegenstand für eure klare Erkenntniß in dieser Sache von höchster Wichtigkeit ist, so werden wir in diesem Gebiete noch sehr bedeutend weiter fortfahren.

01] Es kann demnach, so jemand die Sache nur ein wenig aufgefaßt hat, in eigentlichsten Sinne gar keine Materie geben, indem die Materie selbst nur eine Wirkung der Kräfte ist, welche Wirkung in einer Art, Beschaffenheit und Form in die Erscheinlichkeit tritt und eben dadurch an sich selbst erkennen läßt, daß die wirkenden Kräfte nicht ohne Intelligenz wirken; denn wo immer an einer Sache oder an einem Wesen eine bestimmte Form, Art und Eigenschaft zu entdecken ist, da kann auch niemand die Intelligenz der dann wirkenden Kraft leugnen.


02] Freilich wird da ein frommer Pilger - etwa nach Mariazell - die Bemerkung machen und sagen: »Das tut ja alles unser lieber Herrgott; wozu da noch andere Intelligenzen?« Das ist sicher ganz richtig; denn also spricht ja der Herr: »Himmel und Erde und alles, was darinnen ist, habe Ich gemacht und - nota bene! (merke wohl!) - mache es noch jetzt; aber wenn man es mit diesem Machen zu weit treibt, da müßte Ich auf der Welt auch noch manches machen, was Ich eigentlich nicht gemacht habe und jetzt auch nicht mache, sondern habe solches Machen den Menschen anheimgestellt, damit sie auch etwas zu tun hätten. Sie machen es freilich nur mit Meiner ihnen verliehenen Kraft, und Ich mache dasselbe demnach mittelbar, - und das ist auch soviel, als so Ich es gemacht hätte. So wie Ich aber durch die Hände der Menschen zahllose Dinge machen lasse, ebenso lasse Ich auch durch die Kraft der Liebe und Weisheit in Meinen Engeln und Geistern diejenigen Dinge auf der Erde, wie auch auf anderen Weltkörpern, machen, die von den Menschen nicht gemacht werden können.

03] Die Menschen können wohl Häuser bauen, Kleiderstoffe bereiten und Werkzeuge machen; aber die Materie dazu können sie nicht machen. Sie können kein Gras machen, kein Gesträuch und keinen Baum und ebensowenig ein Tier; aber die durch und durch lebendigen Geister und Engel können das wohl, weil sie zu dem Behufe mit jener Kraft aus Mir ausgerüstet sind, um solches in Meinem Namen vollführen zu können.

04] Wie aber einzelne Intelligenzen in einer und derselben Art wirken können und wirken, andere Intelligenzen wieder in einer anderen Art - und das alles unter der Direktion höherer Geister -, wollen wir in mehreren leicht faßlichen Beispielen sonnenklar und handgreiflich dartun.

05] Betrachtet einmal eine Spinne! In diesem Tierchen werdet ihr zwei vereinigte Intelligenzen finden. - Die erste ist die Erkennung der ihr zusagenden Nahrung; diese Nahrung in sich zu einem doppelten Zwecke zu benützen, nämlich zur Ernährung ihres Tierwesens und zur Bereitung jenes klebrigen Saftes, aus dem sie ihr Netz spinnt, das ist nämlich eben die eine Intelligenz. Die zweite Intelligenz ist die eigentümliche Kunst der Spinne, den Faden aus sich herauszuziehen, ihn an kleine Häkchen anzuhängen und ein Netz zu spinnen oder vielmehr zu flechten, dieses Netz dann mit einem perlartig klebrigen Safte zu überziehen, um dadurch jene Tiere zu fangen, die ihr neue Nahrung geben. Aus dieser Handlungsweise muß doch ein jeder ersehen, daß der Spinne doch offenbar eine Intelligenz innewohnen muß; und es ist da die Intelligenz dasselbe, was die Naturforscher - freilich etwas unrichtigerweise - »Instinkt« nennen; denn Instinkt ist gewisserart ein innerer Trieb, eine gewisse Verrichtung in einer bestimmten Art ins Werk setzen zu müssen. Allein das, was die Gelehrten Instinkt nennen, das ist nicht mehr Intelligenz des Tierchens, sondern das ist schon Direktion oder Richtung von seiten höhergestellter Geister; denn es ist doch offenbar zweierlei: irgend eine bestimmte Fertigkeit zu besitzen, und: nach dieser Fertigkeit ein bestimmtes Geschäft zu vollführen. Mit dem Besitze solcher Fähigkeit ist die notwendige Vollführung noch nicht verbunden, sondern dazu muß ein anderer Trieb kommen, und da ist der Besitz solcher Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem Wesen oder in einem psychischen Spezifikum eben die Intelligenz, während die Nötigung, nach solcher innewohnenden Intelligenz tätig zu sein, nicht in dem Wesen selbst als ein Instinkt niedergelegt ist, sondern das ist nötigende Leitung von seiten höherer und vollkommenerer Geister, die z.B. eben unserer Spinne den Ort, wo, und die Zeit, wann sie ihre eigentümlichen Fertigkeiten ins Werk setzen soll, anzeigen. Denn wäre das nicht der Fall, da würde eine Spinne entweder gar nie oder fort und fort spinnen und würde sogar das Gesicht des Menschen nicht verschonen und ihm ein Netz über die Augen verspinnen, was aber nie der Fall ist, sondern sie muß spinnen, wo sie zu spinnen genötigt wird, und wo ihr Spezifikum zweckdienlich ist, so es sich mit dem Spezifikum der dortigen Materie in Verbindung setzt und dasselbe in sich sammelt zu einem höheren Leben.

06] Also spinnt auch die Seidenraupe ihren Faden, und das darum, weil sie in sich aus der Kost und aus dem freien Spezifikum in der Luft jene Intelligenzen in sich zusammensammelt, aus welchem sie dann jene Fertigkeit erreicht und gewisserart zu jener Einsicht kommt, aus der zu sich genommenen Nahrung zuerst in sich jenen zähen Saft zu bereiten und diesen Saft dann, wenn er zur rechten Reife gelangt ist, um sich herum wie ein Ei zu spinnen.

07] Hier ist ebenfalls überaus deutlich, daß die Fähigkeit zu solcher Arbeit und die Nötigung, solche Arbeit zu rechter Zeit und am rechten Orte zu vollbringen, wesentlich zweierlei sind, wie dies auch sicher zweierlei ist, so jemand unter den Menschen ein Künstler ist, entweder ein Musiker oder ein Maler. Der Musiker trägt immer die Fähigkeit in sich, ein Konzert oder ein anderes Musikstück zu spielen, so wie der Maler, ein Stück zu malen; aber spielt darum der Musiker wegen solcher künstlerischen Fähigkeit in sich Tag und Nacht fort und fort ein Konzert aufs andere, und legt der Maler nie den Pinsel und die Farben je auf die Seite? - Sehet, obschon beide Künstler fortwährend die gleiche Fähigkeit in sich tragen, so wird aber der Tonkünstler doch nur bei einer gegebenen Gelegenheit aus seiner permanenten künstlerischen Fähigkeit etwas produzieren, so wie der Maler nur dann ein Stück malen wird, so jemand ein solches bei ihm bestellt hat, oder wann er eines so entweder für den Verkauf oder für sein eigenes Vergnügen zu malen sich die Pflicht auferlegt. Das erste ist hier gleichwie die Intelligenz des Künstlers, das zweite aber eine Aufforderung von was immer für einer Seite her, solche Intelligenz ins Werk zu setzen.

08] Wenn aber schon Menschen für größere Produktionen der Kunstfähigkeiten einzelner Menschen Direktoren aufstellen, welche z.B. die Zeit eines Konzertes festsetzen, Stücke bestimmen und dann dieselben dirigieren, - um wieviel notwendiger sind da erst unter so zahllosartigen künstlerischen Intelligenzen Direktoren nötig, wo es sich um die Erhaltung und zweckdienliche Fortführung ganzer Weltenalle handelt!

09] Da dieser Gegenstand für eure klare Erkenntnis in dieser Sache von höchster Wichtigkeit ist, so werden wir in diesem Gebiete noch sehr bedeutend weiter fortfahren.


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