Jakob Lorber: 'Die Erde'


11. Kapitel: Die Leber der Erde (16. Januar 1847)

Originaltext 1. Auflage 1856 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 4. Auflage 1953 Lorber-Verlag

01] Nach der Milz kommt offenbar die Leber als eines der triftigsten Eingeweidestücke zum Vorschein. Die Leber ist der Absonderungsapparat im thierischen, wie in unserem tellurischen Körper, und verdient daher, gleich der Milz, eine besondere Beachtung.

02] Der Mensch, wie das Thier, genießt Speisen, die eben so viel tödtenden Giftstoffes, als wie des belebenden Nährstoffes enthalten; dem zufolge wäre jeder Mensch, wie auch jedes Thier nach der eingenommenen Mahlzeit dem Leibe nach getödtet, wenn nicht in dem Körper ein solcher Apparat angebracht wäre, der alle diese giftigen Stoffe, als hauptsächlich den Kohlenstoff und den blausauren Bitterstoff, gierig an sich zöge, und selben zum Theile in einem eigenen Behälter aufsammelte, und zum Theile durch den Harngang ableitete. Dieser Apparat ist eben die besprochene Leber; ihr Bau ist dem der Milz ziemlich ähnlich, d. h. was die innere Construction anbelangt; allein die Form hat mehr Aehnlichkeit mit der der Lunge.

03] Dieses Eingeweidestück besteht demnach ebenfalls aus einer Menge aneinander gereihter Kämmerlein, welche so wie die der Milz, aber nur etwas enger miteinander verbunden sind; nebst diesen Kämmerlein durchkreuzen die Leber häuptsächlich vier verschiedene Gefäßröhrchen, welche jedoch nicht die Gestalt haben wie jene, welche durch die Milz gehen, sondern sie sind gleichförmig fortlaufende Organe, welche untereinander mit noch kleineren Durchgangsgefäßen verbunden sind, durch welche Gefäße alle Organe dieses Eingeweidestückes in einer wechselseitigen Verbindung stehen.

04] Ein Theil dieser Gefäße geht aus dem Herzen, und führt ziemlich reichlich Blut in dieses Eingeweide, damit das Blut hier mit dem nöthigen Grade des Kohlenstoffes, wie auch mit einer verhältnißmäßig kleinen Dosis Blausauerstoff gesättiget wird, wo es dann erst also gesättigt tauglich ist, die Verdauung in den Verdauungsgefäßen zu bewerkstelligen, und von da weiter hinaus auch die äußere Haut zu bilden; denn zum innerlichen Gebrauche ist ein solches Blut nicht mehr anwendbar, daher sich auch Leberkrankheiten hauptsächlich an der äußeren Haut sehr leicht kenntlich bemerkbar machen. Das ist eine Gattung der durchlaufenden Gefäße.

05] Eine zweite Gattung geht vom Magen in die Leber. Diese nimmt alle die wässerigen Substanzen auf, in denen eben der Blausauerstoff sehr verdünnt abgeleitet, in der Leber durch die kleinen Verbindungsgefäße in einem gerechten Verhältnisse an das Blut abgesetzt und der übrige Theil aus der Leber durch die Nieren an die Harnblase abgegeben wird, die es dann als unnützen Stoff durch die Harnröhre von sich stößt, und gänzlich aus dem Leibe befördert. Das ist die zweite Gattung der Gefäße, die dieses Eingeweidestück durchziehen.

06] Eine dritte Gattung der Gefäße geht eben wieder vom Magen aus, und setzt besonders die Schleimhäute desselben mit der Gallenblase in der Leber in Verbindung. Durch diese Gefäße wird der schleimichte Kohlen- oder Gallenstoff von den Speisen im Magen abgesondert, und wird zum größten Theile in der Gallenblase aufbewahrt zum Behufe, so der Mensch oder das Thier etwa zu wenig dieses Verdauungsstoffes durch die in sich genommenen Speisen in dem Magen entwickeln würde, so muß dann die Leber von ihrem Vorrathe wieder etwas zurück an den Magen abliefern; denn alle Verdauung besteht in einer Art Gährung, deren bekanntlich einige Nährstoffe mehr als andere fähig sind. Wieder haben einige Stoffe sehr wässerigen Inhaltes nur sehr wenig Gährungsstoff in sich, was Jeder schon in der Außennatur merken kann. Man nehme nur in ein Gefäß pures Wasser, und gebe hinein ein wenig Kleienmehl, so wird das Gemisch lange stehen dürfen, bis es zum Gähren kommen wird; man fülle aber ein anderes Gefäß mit Weinmost, und thue zum Ueberflusse noch etwas Gersten- oder Reismehl hinein, so wird er in einigen Stunden eine solche Gährung bewirken, daß er sich dabei kaum zu rathen wird wissen. Wenn aber daraus ersichtlich ist, daß einige Stoffe, die der Mensch wie das Thier als Nahrung zu sich nimmt, mehr oder weniger Kohlen- oder Gährungsstoff in sich haben, so muß es auch klar sein, daß einerseits für das Plus dieses Stoffes in eben unserer Leber ein Behälter sein muß, um damit dem Minus dieses Stoffes zu Hülfe zu kommen, wenn selber in den zu sich genommenen Nährmitteln in einem zu geringen Verhältnisse vorhanden ist. - Durch diese Gefäße haben wir nun die dritte Gattung kennen gelernt.

07] Eine vierte Gattung der Gefäße, die dieses Eingeweidestück durchziehen, sind die kleinen Windadern, welche von der Lunge ausgehend durch die Leber in verschiedenen Krümmungen und Windungen geleitet sind. Durch diese Gefäße wird die Gallenblase zum Theile gebildet, und zum Theile in einer fortwährend gleichmäßigen Spannung erhalten. Zugleich wird durch diese Gefäße stets eine gerechte Menge atmosphärischer Luft in die Galle gebracht, und durch die athmosphärische Luft so viel Sauerstoff, damit die Galle nicht zu sehr zu gähren anfängt und durch diese Gährung dann jenen bösartigen Stoff im Leibe erzeugt, aus dem hauptsächlich allerlei Entzündungen, Rheumatismen, Gicht und dergleichen mehr zum Vorschein kommen; daher es für die Menschen auch sehr schlecht ist, sich in solchen Oertern und Gemächern aufzuhalten, in denen sie statt der belebenden reinen atmosphärischen Luft nur Stickluft einathmen, in der nur sehr wenig Sauerstoff, aber desto mehr giftigen Stickstoffes vorhanden ist, und nota bene besonders in jenen verfluchten Wirthskneipen, in denen sich die Gäste durch den allerabscheulichsten Tabakrauch für den Gestank der Hölle auf das Kräftigste vorbereiten!


08] Auf diese Weise haben wir nun die vier Gefäßegattungen in unserer Leber kennen gelernt, deren Aktion und Reaction eben wieder, wie bei der Milz, durch das elektrische Fluidum bewerkstelligt wird, das in den vorerwähnten Kämmerlein, so wie bei der Milz durch eine sich reibende Bewegung dieser Kämmerchen hervorgebracht wird. - Natürlich aber wird das elektrische Feuer der Leber hauptsächlich durch das Feuer der Milz angeregt; denn die Leber wäre ohne die Milz ganz todt und unthätig.

09] Dieses Eingeweidestück befindet sich bei den Menschen, wie bei allen Thieren, um den Magen herum, weil es da auch am nötigsten ist; eben also ist dieses Eingeweidestück in freilich größtem Maßstabe in der Erde angebracht; seine Verrichtung ist ganz dieselbe, wie die der Leber bei den Thieren. Wenn es schon nur eine sekundäre Verrichtung ausübt, was die Milz primo loco thut, so ist es aber dessenungeachtet ein nicht minder mächtiges Belebungsstück in jedem thierisch-organischen Körper; denn aus der Leber der Erde kommt gewisserart zunächst Alles hervor, was die Erdrinde in sich und auf der Oberfläche auf sich trägt. Also ist eben auch das ganze Meerwasser daher abstammend, und ist im Grunde nichts anderes, als der ausgestoßene Urin des Erdkörpers, welcher Urin aber dessen ungeachtet sich wieder verdunstend in Wolken übergeht, welche in der Luft durch die Einwirkung des Lichtes in süßes Nährwasser umwandelt werden.

10] Wir haben nun auf diese Weise in aller Kürze so gründlich als möglich auch dieses Eingeweidestück der Erde kennen gelernt, und werden demnach nächstens wieder zu einem anderen übergehen.

01] Nach der Milz kommt offenbar die Leber als eines der triftigsten Eingeweidestücke zum Vorschein. Die Leber ist der Absonderungsapparat im tierschen wie in unserem tellurischen (d. i. Erd-) Körper und verdient daher, gleich der Milz, eine besondere Beachtung.

02] Der Mensch, wie das Tier, genießt Speisen, die ebensoviel tötenden Giftstoffes als wie des belebenden Nährstoffes enthalten; demzufolge wäre jeder Mensch, wie auch jedes Tier, nach der eingenommenen Mahlzeit dem Leibe nach getötet, wenn nicht in dem Körper ein solcher Apparat angebracht wäre, der alle diese giftigen Stoffe, als hauptsächlich den Kohlenstoff und den blausauren Bitterstoff, gierig an sich zöge und selben zum Teile in einem eigenen Behälter aufsammelte und zumk Teile durch den Harngang ableitete. Dieser Apparat ist eben die besprochene Leber; ihr Bau ist dem der Milz ziemlich ähnlich, d. h. was die innere Konstruktion anbelangt; allein die Form hat mehr Ähnlichkeit mit der der Lunge.

03] Dieses Eingeweidestück besteht demnach ebenfalls aus einer Menge aneinandergereihter Kämmerlein, welche so wie die der Milz, aber nur etwas enger, miteinander verbunden sind. Nebst diesen Kämmerlein durchkreuzen die Leber hauptsächlich vier verschiedene Gefäßröhrchen, welche jedoch nicht die Gestalt haben wie jene, welche durch die Milz gehen; sondern sie sind gleichförmig fortlaufende Organe, welche untereinander mit noch kleineren Durchgangsgefäßen verbunden sind, durch welche Gefäße alle Organe dieses Eingeweidestückes in einer wechselseitigen Verbindung stehen.

04] Ein Teil dieser Gefäße geht ans dem Herzen und führt ziemlich reichlich Blut in dieses Eingeweide, damit das Blut hier mit dem nötigen Grade des Kohlenstoffes, wie auch mit einer verhältnismäßig kleinen Dosis Blausauerstoff gesättigt wird, wo es dann erst also gesättigt tauglich ist, die Verdauung in den Verdauungsgefäßen zu bewerkstelligen und von da weiter hinaus auch die äußere Haut zu bilden; denn zum innerlichen Gebrauche ist ein solches Blut nicht mehr anwendbar, daher sich auch Leberkrankheiten hauptsächlich an der äußeren Haut sehr leicht kenntlich bemerkbar machen. - Das ist eine Gattung der durchlaufenden Gefäße.


05] Eine zweite Gattung geht vom Magen in die Leber. Diese nimmt alle die wässerigen Substanzen auf, in denen eben der Blausauerstoff sehr verdünnt abgeleitet, in der Leber durch die kleinen Verbindungsgefäße in einem gerechten Verhältnisse an das Blut abgesetzt und der übrige Teil aus der Leber durch die Nieren an die Harnblase abgegeben wird, die es dann als unnützen Stoff durch die Harnröhre von sich stößt und gänzlich aus dem Leibe befördert. - Das ist die zweite Gattung der Gefäße, die dieses Eingeweidestück durchziehen.

06] Eine dritte Gattung der Gefäße geht eben wieder vom Magen aus und setzt besonders die Schleimhäute desselben mit der Gallenblase in der Leber in Verbindung. Durch diese Gefäße wird der schleimichte Kohlen- oder Gallenstoff von den Speisen im Magen abgesondert und wird zum größten Teile in der Gallenblase aufbewahrt zum Behufe, so der Mensch oder das Tier etwa zu wenig dieses Verdauungsstoffes durch die in sich genommenen Speisen in dem Magen entwickeln würde, so muß dann die Leber von ihrem Vorrate wieder etwas zurück an den Magen abliefern; denn alle Verdauung besteht in einer Art Gärung, deren bekanntlich einige Nährstoffe mehr als andere fähig sind. Wieder haben einige Stoffe sehr wässerigen Inhaltes nur sehr wenig Gärungsstoff in sich, was jeder schon in der Außennatur merken kann. Man nehme nur in ein Gefäß pures Wasser und gebe ein wenig Kleienmehl hinein, so wird das Gemisch lange stehen dürfen, bis es zum Gären kommen wird; man fülle aber ein anderes Gefäß mit Weinmost und tue zum Überflusse noch etwas Gersten- oder Reismehl hinein, so wird er in einigen Stunden eine solche Gärung bewirken, daß man sich dabei kaum zu raten wissen wird. Wenn aber daraus ersichtlich ist, daß einige Stoffe, die der Mensch wie das Tier als Nahrung zu sich nimmt, mehr oder weniger Koblen- oder Gärungsstoff in sich haben, so muß es auch klar sein, daß für das Plus (Mehr) dieses Stoffes in eben unserer Leber ein Bebälter sein muß, um damit dem Minus (Weniger) dieses Stoffes zu Hilfe zu kommen, wenn derselbe in den zu sich genommenen Nährmitteln in einem zu geringen Verhältnisse vorhanden ist. - Durch diese Gefäße haben wir nun die dritte Gattung kennengelernt.

07] Eine vierte Gattung der Gefäße, die dieses Eingeweidestück durchziehen, sind die kleinen Windadern, welche von der Lunge ausgehend durch die Leber in verschiedenen Krümmungen und Windungen geleitet sind. Durch diese Gefäße wird die Gallenblase zum Teile gebildet und zum Teile in einer fortwährend gleichmäßigen Spannung erhalten. Zugleich wird durch diese Gefäße stets eine gerechte Menge atmosphärischer Luft in die Galle gebracht und durch die atmosphärische Luft so viel Sauerstoff, damit die Galle nicht zu sehr zu gären anfängt und durch diese Gärung dann jenen bösartigen Stoff im Leibe erzeugt, aus dem hauptsächlich allerlei Entzündungen, Rheumatismen, Gicht und dergleichen mehr zum Vorschein kommen; daher es für die Menschen auch sehr schlecht ist, sich in solchen Örtern und Gemächern aufzuhalten, in denen sie statt der belebenden, rein atmosphärischen Lust nur Stickluft einatmen, in der nur sehr wenig Sauerstoff, aber desto mehr giftigen Stickstoffes vorhanden ist, und nota bene (>merke wohl!<) besonders in jenen verfluchten Wirtskneipen, in denen sich die Gäste durch den allerabscheulichsten Tabakrauch für den Gestank der Hölle auf das kräftigste vorbereiten.

08] Auf diese Weise haben wir nun die vier Gefäßgattungen in unserer Leber kennengelernt, deren Aktion und Reaktion eben wieder, wie bei der Milz, durch das elektrische Fluidum bewerkstelligt wird, das in den vorerwähnten Kämmerlein, so wie bei der Milz, durch eine sich reibende Bewegung dieser Kämmerchen hervorgebracht wird. Natürlich aber wird das elektrische Feuer der Leber hauptsächlich durch das Feuer der Milz angeregt; denn die Leber wäre ohne die Milz ganz tot und untätig.

09] Dieses Eingeweidestück befindet sich bei den Menschen wie bei allen Tieren um den Magen herum, weil es da auch am nötigsten ist. Eben also ist dieses Eingeweidestück in freilich größtem Maßstabe in der Erde angebracht; seine Verrichtung ist ganz dieselbe wie die der Leber bei den Tieren. Wenn es schon nur eine sekundäre (d.i. Neben-)Verrichtung ausübt dessen, was die Milz primo loco (in erster Linie) tut, so ist es aber dessenungeachtet ein nicht minder mächtiges Belebungsstück in jedem tierisch-organischen Körper; denn aus der Leber der Erde kommt gewisserart zunächst alles hervor, was die Erdrinde in sich und auf der Oberfläche auf sich trägt. Also ist eben auch das ganze Meerwasser daher abstammend und ist im Grunde nichts anderes als der ausgestoßene Urin des Erdkörpers, welcher Urin aber dessenungeachtet, sich wieder verdunstend, in Wolken übergeht, welche in der Luft durch die Einwirkung des Lichtes in süßes Nährwasser umgewandelt werden.

10] Wir haben nun auf diese Weise in aller Kürze so gründlich als möglich auch dieses Eingeweidestück der Erde kennengelernt und werden demnach nächstens wieder zu einem andern übergehen.


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