Jakob Lorber: 'Briefwechsel zwischen Jesus und König Abgarus Ukkama von Edessa'

Briefwechsel 7

Originaltext Erstauflage 1851

Originaltext in neuer Rechtschreibung durch Project True-blue Jakob Lorber

Siebenter und letzter Brief des Königs Abgarus an den Herrn Jesu, den er neun Wochen nach dem Empfange der sechsten Antwort an den Herrn schrieb, und der fünf Tage vor dem Einzuge in Jerusalem an den Herrn gelangte.

01] Abgarus, ein kleiner Fürst in Edessa, Jesu, dem guten Heilande, alles Heil, der erschienen ist in der Gegend um Jerusalem, ein Heil allen Völkern, ein Herr und ein gesalbter König von Ewigkeit, ein Gott aller Creatur, aller Menschen und aller Götter, der guten wie der bösen!

02] O mein Gott, o mein Herr, o Du alleiniger Erfüller meines Herzens und vollster Inbegriff aller meiner Gedanken! ich weiß es zwar wohl schon aus Deinem ersten gnädigsten Briefe an mich, daß mit Dir nach Deinem eigenen unbegreiflichen Rathschlusse das Alles geschehen muß, das eben die Jerusalemitischen Juden mit Dir vorhaben.

03] Ich kann es mir wohl auch dunkel vorstellen, daß das Alles schon so wird seyn müssen. Aber daß sich mein Dich nun über Alles liebendes Herz gegen das sträubet, von meiner menschlichen Seite betrachtet, das wirst Du, o Herr, sicher noch besser einsehen, als ich, ein schwacher Mensch. Daß ich aber vollen Grund habe, Dir, o Herr, solches zu berichten, wird die Folge zeigen im Verlaufe dieses meines Schreibens.

04] Siehe, ich als ein römischer Vasall, ein naher Verwandter Tiberii, der da Kaiser (Cäsar) in Rom ist, habe auch in Jerusalem meine römischen getreuen Beobachter, die besonders ein scharfes Auge auf das dortige überaus hochmüthige Priesterthum haben; diese meine Beobachter haben mir genau berichtet, was diese stolzen, übermüthigen Priester und Pharisäer mit Dir vorhaben.

05] Sie wollen Dich nicht nur nach ihrer Art steinigen oder verbrennen; nein, das ist ihnen viel zu wenig, sondern sie wollen an Dir ein Exempel der allerunmenschlichsten Grausamkeit statuiren! - Höre, o Herr! Diese Bestien in Menschengestalt wollen Dich an das Kreuz mit scharfen Nägeln heften lassen, und Dich so lange daran hängen lassen, bis Du langsam vor den ungeheuersten Schmerzen stürbest am Schandpfahle, und dieses Meisterstück menschlicher Bosheit wollen sie in diesem bald kommenden Osterfeste ausführen!

06] Herr, sei es wie es wolle; aber mich hat es bis in's Innerste empört! Ich weiß, wie diese rein sinnlichen und herrschsüchtigen Bestien Dich gar nicht darum tödten wollen, weil Du Dich als ihren verheißenen Messias ausgibst vor dem Volke; o das würde diese priesterliche Hyänenbrut wenig kümmern; denn ich weiß es nur zu gut, daß sie bei sich weder an einen Gott, noch viel weniger an Dich glauben; und machen sich unter sich aus einer Gotteslästerung wenig daraus;

07] aber sie haben einen ganz andern Plan. Siehe, diese Bestien wissen, daß sie von Rom ihrer geheimen Conspirationen wegen mit allen Argusaugen beobachtet werden; und der sehr scharfsüchtige Pilatus hat einen solchen hohepriesterlichen Aufstandsversuch, so fein er auch angelegt war, schon im vorigen Jahre genau durchschaut, und hat, wie Du es weißt, bei fünfhundert Arme, und auch Wohlhabende, zumeist leider Galiläer, vor dem Vorhofe ergreifen und sogleich enthaupten lassen; wodurch er sich freilich die Feindschaft des Herodes zuzog, da das meistens seine Unterthanen getroffen hat.

08] Dieses Beispiel wirkte stark erschütternd auf die Gemüther der Templer. Um die lästige Scharte auszuwetzen, haben sie nun Dich ausersehen, wollen Dich als einen Staatsrebellen beim Pontius anklagen, und Dich auch als den Haupträdelsführer des vorjährigen Aufstandes bezeichnen, um sich auf diese Art vor dem römischen Hofe weiß zu waschen, und dadurch Roms lästige Argusaugen von sich abzuwenden, um dann wieder leichter ihre Hochverrathspläne zu schmieden, was ihnen aber auf keinen Fall gelingen wird; Du siehst es ohne dieß mein Schreiben auch, und endlos besser, daß sie von Rom aus auf ein Haar durchschaut sind.

09] Willst Du, o Herr, einen Dienst von mir, Deinem innigsten Freunde und Anbeter, so sende ich darob sogleich Eilboten nach Rom und an Pontius; und ich stehe Dir dafür, daß diese Bestien in gleicher Zeit in dieselbe Grube fallen werden, die sie Dir bereitet haben!

10] Doch da ich Dich, o Herr, nur zu wohl kenne, und wohl weiß, daß Du keines Menschen Rathes bedarfst, so wirst Du wohl thun, was Dich am besten däucht; ich als Mensch aber habe das als eine meiner ersten Pflichten angesehen, Dir die Sache also getreu kund zu geben, wie sie sich auf ein Haar also und nicht anders verhält, verbunden mit meinem innigsten Danke für Deine Gnade, die Du mir und meinem Volke erwiesen hast!

11] O Herr! lasse mich wissen, was ich hier für Dich thun solle. - Dein allezeit heiliger Wille geschehe!

Ganz kurze Antwort des Herrn.

12] Höre, Mein geliebter Sohn und Bruder Abgarus, es verhält sich richtig Alles genau also, wie du Mich nun benachrichtigt hast; aber dessen ungeachtet muß mit Mir Alles also geschehen, weil sonst kein Mensch ewig je das ewige Leben erreichen könnte, was du jetzt freilich nicht einsiehst, aber in der Kürze dieses große Geheimniß einsehen wirst.

13] Daher lasse vor der Hand deine Mir freundlichst dargebotenen Schritte für Meine Rechtfertigung; denn sie würden da wenig fruchten, wo des Vaters ewige Macht waltet, Der in Mir ist, und Ich als ein Mensch von Ihm ausgegangen bin.

14] Darum erschrecke dich Mein Kreuz ja nicht, an das Ich geheftet werde; denn siehe, gerade dieses Kreuz soll für alle künftigen Zeiten der Grundstein zum Reiche Gottes, und zugleich die Pforte in dasselbe werden!

15] Ich aber werde nur durch drei Tage lang dem Leibe nach todt seyn; am dritten Tage aber werde Ich dann als ein ewiger Ueberwinder des Todes und der Hölle wieder vom Tode in Jerusalem auferstehen und Mein allmächtiges Gericht wird treffen alle die Thäter des Uebels!

16] Für die aber, die Meines Herzens sind, werde Ich dann die Pforte der Himmel weit aufthun vor ihren Augen.

17] Wann du aber in wenig Tagen wirst am Tage die Sonne ganz verfinstert erschauen, dann denke, daß Ich, dein größter Freund und Bruder, am Kreuze gestorben bin! - Erschrecke aber nicht darob; denn das Alles muß so kommen, und den Meinen wird dennoch kein Haar gekrümmt werden.

18] Wann Ich aber auferstehen werde, in dem Augenblicke sollst du ein Wahrzeichen bekommen, daran du Meine Auferstehung sogleich erkennen wirst.

19] Meine Liebe, Gnade, Mein Segen mit dir, Mein lieber Bruder Abgarus. Amen.

Siebter und letzter Brief des Königs Abgarus an den Herrn Jesu, den er neun Wochen nach dem Empfang der sechsten Antwort an den Herrn schrieb und der fünf Tage vor dem Einzug in Jerusalem an den Herrn gelangte.

01] Abgarus, ein kleiner Fürst in Edessa, Jesu, dem guten Heiland, alles Heil, der erschienen ist in der Gegend um Jerusalem, ein Heil allen Völkern, ein Herr und ein gesalbter König von Ewigkeit, ein Gott aller Kreatur, aller Menschen und aller Götter, der guten wie der bösen!

02] O mein Gott, o mein Herr, o Du alleiniger Erfüller meines Herzens und vollster Inbegriff aller meiner Gedanken! Ich weiß es zwar wohl schon aus Deinem ersten gnädigsten Brief an mich, dass mit Dir nach Deinem eigenen unbegreiflichen Ratschluss das alles geschehen muss, das eben die jerusalemitischen Juden mit Dir vorhaben.

03] Ich kann es mir wohl auch dunkel vorstellen, dass das alles schon so wird sein müssen. Aber dass sich mein Dich nun über alles liebendes Herz gegen das sträubet, von meiner menschlichen Seite betrachtet, das wirst Du, o Herr, sicher noch besser einsehen als ich, ein schwacher Mensch. Dass ich aber vollen Grund habe, Dir, o Herr, solches zu berichten, wird die Folge zeigen im Verlauf dieses meines Schreibens.

04] Siehe, ich als ein römischer Vasall, ein naher Verwandter Tiberii (Tiberius d. Ed.), der da Kaiser (Cäsar) in Rom ist, habe auch in Jerusalem meine römischen getreuen Beobachter, die besonders ein scharfes Auge auf das dortige überaus hochmütige Priestertum haben. Diese meine Beobachter haben mir genau berichtet, was diese stolzen, übermütigen Priester und Pharisäer mit Dir vorhaben.

05] Sie wollen Dich nicht nur nach ihrer Art steinigen oder verbrennen; nein, das ist ihnen viel zu wenig, sondern sie wollen an Dir ein Exempel der allerunmenschlichsten Grausamkeit statuieren! – Höre, o Herr! Diese Bestien in Menschengestalt wollen Dich an das Kreuz mit scharfen Nägeln heften lassen und Dich so lange daran hängen lassen, bis Du langsam vor den ungeheuersten Schmerzen stürbest am Schandpfahl, und dieses Meisterstück menschlicher Bosheit wollen sie an diesem bald kommenden Osterfest ausführen!

06] Herr, sei es, wie es wolle; aber mich hat es bis ins Innerste empört! Ich weiß, wie diese rein sinnlichen und herrschsüchtigen Bestien Dich gar nicht darum töten wollen, weil Du Dich als ihren verheißenen Messias ausgibst vor dem Volk. O das würde diese priesterliche Hyänenbrut wenig kümmern; denn ich weiß es nur zu gut, dass sie bei sich weder an einen Gott noch viel weniger an Dich glauben und machen sich unter sich aus einer Gotteslästerung wenig daraus.

07] Aber sie haben einen ganz anderen Plan. Siehe, diese Bestien wissen, dass sie von Rom ihrer geheimen Konspirationen wegen mit allen Argusaugen beobachtet werden. Und der sehr scharfsüchtige (scharfrichterliche d. Ed.) Pilatus hat einen solchen hohepriesterlichen Aufstandsversuch, so fein er auch angelegt war, schon im vorigen Jahr genau durchschaut und hat, wie Du es weißt, bei fünfhundert Arme und auch Wohlhabende, zumeist leider Galiläer, vor dem Vorhof ergreifen und sogleich enthaupten lassen, wodurch er sich freilich die Feindschaft des Herodes zuzog, da das meistens seine Untertanen getroffen hat.

08] Dieses Beispiel wirkte stark erschütternd auf die Gemüter der Templer. Um die lästige Scharte auszuwetzen, haben sie nun Dich ausersehen, wollen Dich als einen Staatsrebellen beim Pontius anklagen und Dich auch als den Haupträdelsführer des vorjährigen Aufstandes bezeichnen, um sich auf diese Art vor dem römischen Hof weißzuwaschen und dadurch Roms lästige Argusaugen von sich abzuwenden, um dann wieder leichter ihre Hochverratspläne zu schmieden, was ihnen aber auf keinen Fall gelingen wird. Du siehst es ohne dies mein Schreiben auch, und endlos besser, dass sie von Rom aus auf ein Haar durchschaut sind.

09] Willst Du, o Herr, einen Dienst von mir, Deinem innigsten Freunde und Anbeter, so sende ich darob sogleich Eilboten nach Rom und an Pontius, und ich stehe Dir dafür, dass diese Bestien in gleicher Zeit in dieselbe Grube fallen werden, die sie Dir bereitet haben!

10] Doch da ich Dich, o Herr, nur zu wohl kenne und wohl weiß, dass Du keines Menschen Rates bedarfst, so wirst Du wohl tun, was Dich am besten deucht. Ich als Mensch aber habe das als eine meiner ersten Pflichten angesehen, Dir die Sache also getreu kundzugeben, wie sie sich auf ein Haar also und nicht anders verhält, verbunden mit meinem innigsten Dank für Deine Gnade, die Du mir und meinem Volk erwiesen hast!

11] O Herr, lasse mich wissen, was ich hier für Dich tun soll! – Dein allzeit heiliger Wille geschehe!

Ganz kurze Antwort des Herrn.

12] Höre, Mein geliebter Sohn und Bruder Abgarus, es verhält sich richtig alles genau also, wie du Mich nun benachrichtigt hast; aber dessen ungeachtet muss mit Mir alles also geschehen, weil sonst kein Mensch ewig je das ewige Leben erreichen könnte, was du jetzt freilich nicht einsiehst, aber in der Kürze dieses große Geheimnis einsehen wirst.

13] Daher lasse vorderhand deine Mir freundlichst dargebotenen Schritte für Meine Rechtfertigung. Denn sie würden da wenig fruchten, wo des Vaters ewige Macht waltet, der in Mir ist und Ich als ein Mensch von Ihm ausgegangen bin.

14] Darum erschrecke dich Mein Kreuz ja nicht, an das Ich geheftet werde; denn siehe, gerade dieses Kreuz soll für alle künftigen Zeiten der Grundstein zum Reich Gottes und zugleich die Pforte in dasselbe werden!

15] Ich aber werde nur durch drei Tage lang dem Leib nach tot sein. Am dritten Tag aber werde ich dann als ein ewiger Überwinder des Todes und der Hölle wieder vom Tod in Jerusalem auferstehen und Mein allmächtiges Gericht wird treffen all die Täter des Übels.

16] Für die aber, die Meines Herzens sind, werde Ich dann die Pforte der Himmel weit auftun vor ihren Augen.

17] Wenn du aber in wenigen Tagen wirst am Tag die Sonne ganz verfinstert erschauen, dann denke, dass Ich, dein größter Freund und Bruder, am Kreuz gestorben bin! – Erschrecke aber nicht darob; denn das alles muss so kommen, und den Meinen wird dennoch kein Haar gekrümmt werden.

18] Wann Ich aber auferstehen werde, in dem Augenblick sollst du ein Wahrzeichen bekommen, daran du Meine Auferstehung sogleich erkennen wirst.

19] Meine Liebe, Gnade, Mein Segen mit dir, Mein lieber Bruder Abgarus. Amen.

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