Jakob Lorber: 'Die Erde'


35. Kapitel: Von Hexen und Hexenprozessen (22. Februar 1847)

Originaltext 1. Auflage 1856 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 4. Auflage 1953 Lorber-Verlag

01] Es wird kaum einen Menschen geben, der noch nie von den sogenannten Hexen etwas gehört hätte; denn es ist von der Zeit eben noch nicht gar so lange her, in welcher noch Gerichte Hexenprozesse führten, und unter diesem Namen eine große Menge der allerunschuldigsten Menschen mit dem schmerzhaftesten Tode aus dieser in die andere Welt beförderten.

02] Wie kam aber die Menschheit zu den Hexen? Diese Frage wollen wir mit einigen Histörchen beantworten.

03] In den früheren Zeiten, in denen die Menschen noch viel einfacher lebten wie jetzt, gab es häufig solche, die das sogenannte doppelte Gesicht hatten, und ganz naturgemäß in den beiden Welten lebten. Es könnten auch Menschen in dieser Zeit gar leicht dahin gelangen, so ihre Kost einfacher wäre; aber zu allermeist schadet ihnen die gegenwärtige complicirte Kost. Mit dieser Kost verpatzen und verdummen sie so ihre Natur, daß in selber die Seele wie ein Vogel unter den Leimspindeln sich verwickelt und verkleistert, daß sie unmöglich zu jener Regsamkeit und Gewandtheit gelangen kann, in der ihr ein freier Auf- und Ausflug möglich wäre.

04] Worin bestand denn dann die Kost jener früheren einfachen Menschen?

05] Die Kost bestand zumeist in Hülsenfrüchten, die ganz einfach, weich gekocht, etwas gesalzen und dann nie in heißem Zustande genossen wurden; - so war auch einfaches Brot, Milch und Honig ebenfalls eine gar uralte einfache Kost, bei welcher die Menschen zumeist ein sehr hohes Alter erreichten, und fortwährend bis zum letzten Augenblick ihres Lebens im Besitze des zweiten Gesichtes waren.

06] Wohl kann Jedermann dann und wann mäßig den Wein genießen, jedoch nie so viel, daß er sich berauscht fühlen würde.

07] Fleischspeisen sollten nur zu gewissen Zeiten, und da nie länger als sieben Tage nach einander sehr mäßig, und allezeit von frisch geschlachteten Thieren genossen werden, und da ist das Fleisch der Fische besser, als das Fleisch der Tauben, das Fleisch der Tauben besser, als das der Hühner, und das Fleisch der Hühner besser, als das Lämmerfleisch, und dieses besser, als das Ziegenfleisch, und dieses besser, als das Kälber- und Rinderfleisch; - so wie unter den Brotarten das Weizenbrot das dienlichste ist; jedoch soll von den angezeigten Speisen nie mehr als eine mit etwas Brot, sowie auch das Obst allzeit nur mäßig und allzeit von bester Reife nur sollte genossen werden; desgleichen auch einige Wurzelfrüchte, aber nur eine auf einmal.

08] Bei solcher Kost würde der Leib nie zu jener Wülstigkeit gelangen, in welcher er träg, schläfrig und schwerfällig wird, daß dann die Seele über Hals und Kopf zu thun hat, solch' eine schwerfällige Maschine in der Bewegung zu erhalten, geschweige daß sie sich neben solch einer Arbeit noch mit etwas Anderem beschäftigen sollte.

09] Sehet, so einfach lebende Menschen, wie schon oben bemerkt, gab es in der früheren Zeit viele, und besonders einfach lebten jene Menschen, die sich an Bergen ihre Wohnstätten aufgerichtet hatten. Diese Menschen hatten denn auch beständig das zweite Gesicht, und hatten bei Tag und Nacht einen ganz natürlichen Umgang mit den Geistern, und ließen sich von ihnen in den mannigfachsten Sachen belehren. Die Geister zeigten ihnen die Wirkungen der Kräuter, und zeigten ihnen auch an, wo hie und da ein oder das andere edle oder unedle Metall in den Bergen verborgen lag, lehrten sie auch das Metall aus den Bergen zu bekommen, und durch Schmelzen und Schmieden zu allerlei nützlichen Dingen brauchbar zu machen.

10] Kurz und gut, es war da selten ein Haus auf den Bergen, das da nicht seine eigenen Hausgeister gehabt hätte, die so wie ein anderes Hausgesinde ganz gewöhnlich zum Hause gehörten; dadurch aber gab es denn auch eine Menge Weiser, namentlich auf den Bergen, welche mit den geheimen Kräften der Natur, mit unseren Geistern nämlich, in der größten Vertrautheit lebten; oder diese Kräfte oder Geister standen ihnen so zu sagen fast allzeit zu Gebote.

11] Wenn dann Menschen aus den tieferen Gegenden, als wie aus größeren Dörfern, Märkten und Städten, zu diesen weisen Gebirgsmenschen kamen, so mußte ihnen da freilich so manches für sie Unheimliche und Geheimnißvolle überaus auffallen, und besonders, wenn oft Bösgesinnte es mit einem solchen Bergbewohner in irgend einer Sache streitend aufnehmen wollten; denn so ein Streiter bekam sicher irgend einen für ihn unbegreiflichen sogenannten Merks-Tölpel, von dem er freilich nichts anderes halten konnte, als dieser sei ihm von dem leibhaftigen Satan, oder wenigstens von seinen Helfershelfern beigebracht worden.

12] Was war da die Folge? Der auf diese Weise gewitzigte Märktler, Dörfler oder Städtler ging sogleich zu seinem Ortsgeistlichen, der in der Zeit gewöhnlich entweder noch dummer, oder doch wenigstens boshafter als der Kläger war. Da wurden Messen, Processionen und Exorcismen angeordnet, natürlich fürs bare Geld, welches allezeit eine ganz tüchtige Summe, wo nicht das sämmtliche Vermögen sammt Haus und Hof des in jedem Falle verhexten, wo nicht schon durch und durch verteufelten Klägers ausmachen mußte.

13] Hat der Kläger seinem Geistlichen auf diese Weise Genüge geleistet, so wurde der Fall dem weltlichen Gerichte angezeigt; dieses ging dann mit allerlei von dem Geistlichen verordneten geweihten antihexischen und antiteuflischen Apparaten zu dem Hause, wo der Kläger vermeintlicher Weise verhext oder verteufelt worden ist. - Dieses weltliche Gericht nahm dann gewöhnlich die ganze Einwohnerschaft auf eine scheußliche Weise gefangen, und führte sie oft ohne weiteres Verhör schnurgerade auf den brennenden Scheiterhaufen, und nahm alle Schätze sammt Haus und Grund, aber freilich nach vorhergehender siebenmaliger exorcistischer Weihe in den Beschlag, für welche Weihe aber freilich wieder ganz tüchtig bezahlt werden mußte.

14] In der spätern Zeit trieb man's oft noch ärger; denn da wurde am Ende schon ein Jeder, der außer dem geistlichen Stande im schwarzen Rocke gesehen ward, und schneller gehen konnte als ein Anderer, für einen baren Teufelskerl gehalten, und es brauchte nur eines nur einigermaßen boshaften Klägers, und der Schwarzberockte ward vor das Hexengericht gestellt; bis in der jetzigen neueren Zeit die Naturforscher und Chemiker es endlich doch dahin gebracht haben, daß die überaus dumme Menschheit einzusehen angefangen hat, daß ihre „vermeintliche Hexerei" eine „allerbarste Dummheit" ist.

15] Aber man ging da von einem Extrem zum andern, und vergaß des Sprichwortes: In medio beati; denn so gefehlt es ist, sich als natürlicher Mensch ganz mit Geistern herumbalgen zu wollen, so und noch mehr gefehlt ist es, das ganze Geisterreich zu verbannen und als null und nichtig zu erklären.

16] Es ist freilich wohl nicht zu leugnen, daß sich in dieser früheren Zeit manchmal Menschen mit bösen Geistern in einen Conflict gesetzt, mit deren Hülfe sie manchmal irgend einen örtlichen Schaden angerichtet haben; aber eben diese Bösen hatten allzeit eine ganz tüchtige Controlle, und ganz tüchtige Zuchtmeister an ihren guten Nachbarn, welche auf ein Haar wußten, was irgend ein Böser in seinem argen Sinne hatte. Allein darauf nahm damals die Geistlichkeit, so wie jetzt, gar keine Rücksicht, und es mußte, ob Engel, ob Teufel, Alles ins Feuer; denn da sah man nicht, ob gut oder böse, sondern nur, ob es was einträgt. Hatte der Kläger kein Vermögen, und der vermeintliche Zauberer auch keines, so war es: requiescant in pace! Nur wenn bei einem oder dem anderen Theile einiges Vermögen verspürt wurde, da lief die Sache freilich nicht so gut und friedlich ab; es war damals mit diesen Hexen fast also, als wie gegenwärtig mit den Begräbnissen, wo bei dem Reichen alle möglichen Ceremonien und Gebete verrichtet werden, und der Arme muß sich bloß mit einem Pater Noster und requiescat in pace begnügen; und kann der Arme durchaus nichts zahlen, so mag er sich bloß mit der geweihten Erde begnügen.

17] Heißt das nicht auch Zauberei treiben? Ah nein! da heißt es: Der Arme kommt ohnedieß in den Himmel; nur der Reiche soll noch früher etwas schwitzen, bevor ihm die Himmelspforte aufgethan wird. O das wird im Geisterreiche ganz hübsche Komödien abgeben!

18] Diese Handlungsweisen hält Jedermann für ehrbar und rechtlich, während sie in geistiger Hinsicht noch viel ärger sind, als alle früheren Hexenprocesse; denn deren Grund war gewöhnlich Dummheit, hier aber ist es reine Habsucht, und ein Hexenproceß aus Habsucht ist viel ärger, als einer aus Dummheit. Und was ist so ein Exequienwesen anderes, als ein Hexenprozeß, durch den man an dem Verstorbenen noch so manches Teuflische wegzuexorciren wähnt.

19] Ich meine, diese Sache ist klar; daher für's Nächste nur noch ein paar Histörchen hinzu, und dann weiter!

01] Es wird kaum einen Menschen geben, der noch nie von den sogenannten Hexen etwas gehört hätte; denn es ist von der Zeit eben noch nicht gar so lange her, in welcher noch Gerichte Hexenprozesse führten und unter diesem Namen eine große Menge der allerunschuldigsten Menschen mit dem schmerzhaftesten Tode aus dieser in die andere Welt beförderten.

02] Wie kam aber die Menschheit zu den Hexen? - Diese Frage wollen wir mit einigen Histörchen beantworten.

03] In den früheren Zeiten, in denen die Menschen noch viel einfacher lebten als jetzt, gab es häufig solche, die das sogenannte doppelte Gesicht hatten und ganz naturgemäß in den beiden Welten lebten. Es könnten auch Menschen in dieser Zeit gar leicht dahin gelangen, so ihre Kost einfacher wäre; aber zu allermeist schadet ihnen die gegenwärtige, komplizierte Kost. Mit der Kost verpatzen (verderben) und verdummen sie ihre Natur so, daß in selber die Seele wie ein Vogel unter den Leimspindeln sich verwickelt und verkleistert, daß sie unmöglich zu jener Regsamkeit und Gewandtheit gelangen kann, in der ihr ein freier Auf- und Ausflug möglich wäre.

04] Worin bestand denn dann die Kost jener früheren, einfachen Menschen?

05] Die Kost bestand zumeist in Hülsenfrüchten, die ganz einfach, weich gekocht, etwas gesalzen und dann nie in heißem Zustande genossen wurden. So war auch einfaches Brot, Milch und Honig ebenfalls eine gar uralte, einfache Kost, bei welcher die Menschen zumeist ein sehr hohes Alter erreichten und fortwährend bis zum letzten Augenblicke ihres Lebens im Besitze des zweiten Gesichtes waren.

06] Wohl kann jedermann dann und wann mäßig den Wein genießen, jedoch nie so viel, daß er sich berauscht fühlen würde.

07] Fleischspeisen sollten nur zu gewissen Zeiten und da nie länger als sieben Tage nacheinander, sehr mäßig und allezeit von frisch geschlachteten Tieren genossen werden, und da ist das Fleisch der Fische besser als das Fleisch der Tauben, das Fleisch der Tauben besser als das der Hühner, das Fleisch der Hühner besser als das Lämmerfleisch, dieses besser als das Ziegenfleisch, und dieses besser als das Kälber- und Rindfleisch, - wie unter den Brotarten das Weizenbrot das dienlichste ist; jedoch soll von den angezeigten Speisen nie mehr als eine mit etwas Brot genossen werden, so wie auch das Obst allezeit nur mäßig und allezeit von bester Reife nur sollte genossen werden, desgleichen auch einige Wurzelfrüchte, aber nur eine auf einmal.

08] Bei solcher Kost würde der Leib nie zu jener Wülstigkeit gelangen, in welcher er träg, schläfrig und schwerfällig wird, daß dann die Seele über Hals und Kopf zu tun hat, solch eine schwerfällige Maschine in der Bewegung zu erhalten, geschweige, daß sie sich neben solch einer Arbeit noch mit etwas anderem beschäftigen könnte.

09] Sehet, so einfach lebende Menschen, wie schon oben bemerkt, gab es in der früheren Zeit viele, und besonders einfach lebten jene Menschen, die sich an Bergen ihre Wohnstätten aufgerichtet hatten. Diese Menschen hatten denn auch beständig das zweite Gesicht, hatten bei Tag und Nacht einen ganz natürlichen Umgang mit den Geistern und ließen sich von ihnen in den mannigfachsten Sachen belehren. Die Geister zeigten ihnen die Wirkungen der Kräuter und zeigten ihnen auch an, wo hie und da das eine oder das andere edle oder unedle Metall in den Bergen verborgen lag, lehrten sie auch das Metall aus den Bergen zu bekommen und durch Schmelzen und Schmieden zu allerlei nützlichen Dingen brauchbar zu machen.

10] Kurz und gut, es war da selten ein Haus auf den Bergen, das da nicht seine eigenen Hausgeister gehabt hätte, die wie ein anderes Hausgesinde ganz gewöhnlich zum Hause gehörten. Dadurch aber gab es denn auch eine Menge Weiser, namentlich auf den Bergen, welche mit den geheimen Kräften der Natur, mit unseren Geistern nämlich, in der größten Vertrautheit lebten, - oder diese Kräfte oder Geister standen ihnen sozusagen fast allezeit zu Gebote.

11] Wenn dann Menschen aus den tieferen Gegenden, als wie aus größeren Dörfern, Märkten und Städten, zu diesen weisen Gebirgsmenschen kamen, so mußte ihnen da freilich so manches für sie Unheimliche und Geheimnisvolle überaus auffallen, und besonders, wenn oft Bösgesinnte es mit einem solchen Bergbewohner in irgend einer Sache streitend aufnehmen wollten; denn so ein Streiter bekam sicher irgend einen für ihn unbegreiflichen sogenannten Merks-Tölpel, von dem er freilich nichts anderes halten konnte, als dieser sei ihm von dem leibhaftigen Satan oder wenigstens von seinen Helfershelfern beigebracht worden.

12] Was war die Folge? - Der auf diese Weise gewitzigte Märktler, Dörfler oder Städter ging sogleich zu seinem Ortsgeistlichen, der in der Zeit gewöhnlich entweder noch dümmer oder doch wenigstens boshafter als der Kläger war. Da wurden Messen, Prozessionen und Exorzismen (Teufelsaustreibungen) angeordnet, natürlich fürs bare Geld, welches allezeit eine ganz tüchtige Summe, wenn nicht das sämtliche Vermögen samt Haus und Hof des in jedem Falle verhexten, wo nicht schon durch und durch verteufelten Klägers ausmachen mußte.

13] Hatte der Kläger seinem Geistlichen auf diese Weise Genüge geleistet, so wurde der Fall dem weltlichen Gerichte angezeigt. Dieses ging dann mit allerlei, von dem Geistlichen verordneten, geweihten antihexischen und antiteuflischen Apparaten zu dem Hause, wo der Kläger vermeintlicherweise verhext oder verteufelt worden war. Dieses weltliche Gericht nahm dann gewöhnlich die ganze Einwohnerschaft auf eine scheußliche Weise gefangen, führte sie oft ohne weiteres Verhör schnurgerade auf den brennenden Scheiterhaufen und nahm alle Schätze samt Haus und Grund - aber freilich nach vorhergehender siebenmaliger exorzistischer Weihe - in den Beschlag, für welche Weihe aber freilich wieder ganz tüchtig bezahlt werden mußte.

14] In der späteren Zeit trieb man es oft noch ärger; denn da wurde am Ende schon ein jeder, der außer dem geistlichen Stande im schwarzen Rocke gesehen ward und schneller gehen konnte als ein anderer, für einen baren Teufelskerl gehalten, und es brauchte nur eines einigermaßen boshaften Klägers, und der Schwarzberockte ward vor das Hexengericht gestellt, - bis in der jetzigen neueren Zeit die Naturforscher und Chemiker es endlich doch dahin gebracht haben, daß die überaus dumme Menschheit einzusehen angefangen hat, daß ihre vermeintliche Hexerei eine allerbarste Dummheit ist.

15] Aber man ging da von einem Extrem zum andern und vergaß des Sprichwortes: In medio beati (zu deutsch: in der Mitte liegt das Glück); denn so gefehlt es ist, sich als natürlicher Mensch ganz mit Geistern herumbalgen zu wollen, so und noch mehr gefehlt ist es, das ganze Geisterreich zu verbannen und als null und nichtig zu erklären.

16] Es ist freilich wohl nicht zu leugnen, daß sich in dieser früheren Zeit manchmal Menschen mit bösen Geistern in einen Konflikt gesetzt haben, mit deren Hilfe sie manchmal irgend einen örtlichen Schaden angerichtet haben; aber eben diese Bösen hatten allezeit eine ganz tüchtige Kontrolle und ganz tüchtige Zuchtmeister an ihren guten Nachbarn, welche auf ein Haar wußten, was irgend ein Böser in seinem argen Sinne hatte. Allein darauf nahm damals die Geistlichkeit, so wie jetzt, gar keine Rücksicht, und es mußte, ob Engel oder Teufel, alles ins Feuer; denn da sah man nicht, ob gut oder böse, sondern nur ob es was einträgt. Hatte der Kläger kein Vermögen und der vermeintliche Zauberer auch keines, so war es: Requescant in pace! (Sie mögen in Frieden ruhen!) Nun wenn bei einem oder dem anderen Teile einiges Vermögen verspürt wurde, da lief die Sache freilich nicht so gut und friedlich ab. Es war damals mit diesen Hexen fast also, als wie gegenwärtig mit den Begräbnissen, wo bei dem Reichen alle möglichen Zeremonien und Gebete verrichtet werden, und der Arme muß sich bloß mit einem Pater noster (Vaterunser) und requiescat in pace (er ruhe im Frieden!) begnügen; und kann der Arme durchaus nichts zahlen, so mag er sich bloß mit der geweihten Erde begnügen!

17] Heißt das nicht auch Zauberei treiben? Ah nein! Da heißt es: Der Arme kommt ohnedies in den Himmel; nur der Reiche soll noch vorher etwas schwitzen, bevor ihm die Himmelspforte aufgetan wird! - Oh, das wird im Geisterreiche ganz hübsche Komödien abgeben!

18] Diese Handlungsweisen hält jedermann für ehrbar und rechtlich, während sie in geistiger Hinsicht noch viel ärger sind als alle früheren Hexenprozesse; denn deren Grund war gewöhnlich Dummheit, hier aber ist es reine Habsucht, und ein Hexenprozeß aus Habsucht ist viel ärger als einer aus Dummheit. Und was ist so ein Exequienwesen (Totenfeierwesen) anderes als ein Hexenprozeß, durch den man an dem Verstorbenen noch so manches Teuflische wegzuexorzieren wähnt.

19] Ich meine, diese Sache ist klar; daher fürs nächste nur noch ein Paar Histörchen hinzu, und dann weiter!


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