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Kapitelinhalt12. Kapitel: III. Jakobsleiter, Fortsetzung (27.07.1871)


01] Ja frohlocket, Meine Kinder, über diese geistige Stufe, auf die Ich euch gestellt habe, und hängt nicht gleich die Köpfe, wenn kleine Widerwärtigkeiten euren Sinn verdüstern oder einzelne Entbehrungen im weltlichen Leben euch daran erinnern, daß eben dieses Weltliche von kurzer Dauer ist und keinen Bestand hat, damit ihr daraus erkennen sollt, daß der Drang nach dem Geistigen, nach höherer, dauernder Glückseligkeit nicht im Befriedigen von körperlichen und sozialen Bequemlichkeiten, sondern in der Befriedigung des geistigen Wertes eurer Seele liegt, die danach dürstet, mit dem von Mir in euch gelegten Geiste sich zu vereinigen, um in Meiner geistigen Welt den Platz einzunehmen, welchen bis jetzt der Geist allein inne hatte, nicht aber die Seele, bevor sie nicht die Taufe der Wiedergeburt erlangt hat.

02] Wenn Ich euch in dem früher Gesagten Meine ganze Schöpfung und ihre Bewohner in geistiger Hinsicht vorgeführt habe, wie sie geistig verschieden auf verschiedenen Wegen ihr vorgesetztes Ziel erreichen müssen, welches für euch bedeutend abgekürzt ist, so war es nur, um euch zu beweisen und begreiflich zu machen, um wieviel mehr euer Eifer angeregt werden sollte, dieser Stellung in Meinem Geisterreiche zu genügen und auch alle Kräfte aufzuwenden, nachdem eben der Weg zu Mir euch nicht verschlossen ist, ihn fortzuwandeln und, kein Hindernis scheuend, stets den Blick nach Mir gerichtet, alles, was euch begegnen mag, nur als Glied einer Kette zu betrachten, die stufenartig euch ausbildet, veredelt und schon in diesem irdischen Leben euch so vorbereitet auf das Jenseits, daß ihr das meiste hier, und zwar leichter als dort vollbringen könnt, damit ihr dann ohne Rückschritt sogleich zu eurer höheren Mission euch tüchtig erweisen möget.

03] Und besonders ihr, denen Ich mit so vieler Sorgfalt Mein Licht aus den Himmeln zukommen lasse, bedenket wohl, daß Ich, eben weil Ich dieses tue, mit euch außer dem Zweck der Menschheit im allgemeinen noch sogenannte spezielle Zwecke im Auge habe.

04] Zeiget euch also eurer Mission und Meiner Gnade würdig; denn wenn Ich euch wichtige Aufgaben zugedacht habe, so müsset ihr auch dabei bedenken, daß, um solche würdige Werkzeuge Meines heiligen Willens zu werden, ihr auch vorerst selbst gereinigt, geläutert und mit festem Eifer gestählt werden müßt, ehe Ich euch als Stützen für andere gebrauchen kann!

05] Daher nehmt alle Ereignisse, die euch treffen, als Übungsschule, um in euch selbst erst das fest zu begründen, was ihr andern nicht bloß in Worten, sondern in Taten zeigen sollet, nämlich: daß die Lehre, wie Ich sie euch gegeben, die wahre und einzige ist, die aus Menschen - geläuterte Geister und aus Geistern - Meine Kinder machen kann!

06] Viele von euch wollen diese Idee nicht fassen, sie möchten noch immer ihr bequemes Weltleben mit Meinem Geistigen verbinden; sie scheuen Verleugnung, Entbehrung, Aufopferung; allein es ist umsonst; wollet ihr Meine Kinder werden, so müsset ihr, wie einst Ich, den Kelch des Leidens bis zum letzten Tropfen leeren! Auch Ich habe im Garten zu Gethsemane ausgerufen: "Vater, nimm den Kelch von Mir!" Ich tat es, als Ich (momentan) von Meiner Liebe verlassen, Meine Lage als Mensch ganz fühlen mußte (Siehe das Wort "Der Schwache" im Passionsgärrtlein), und doch, so gerne die Liebe nur beglücken, nur selig machen will, so mußte sie dort ihre Grundeigenschaft verleugnen, eines höheren Zweckes wegen, und Ich trank den Becher des Leidens bis zur Neige aus.

07] So ruft auch so mancher von euch: "Herr, nimm den Kelch des Leidens von mir!" Und Ich, der alles liebende Vater, der Ich Meine Kinder nur glücklich sehen möchte, kann um seiner selbst willen diesem Wunsche nicht willfahren, muß zum Besten seines eigenen Ichs und zum Besten Meiner großen Zwecke ihn leiden, ihn den Becher ganz leeren lassen, damit er auch, wie einst Ich Selbst, dann nach ausgestandenem Kampfe, glorreich daraus hervorgehend, die Hand segnen lerne, die ihn aus der bitteren Nacht des Leidens zum hellen Lichte der Seligkeit geführt hat.

08] Alle möglichen mißlichen Verhältnisse, die euch begegnen können, sie sind alle von Mir Selbst einst auch durchgemacht worden ; eben deswegen wurde Ich ganz Mensch, so wie ihr es seid, ließ über Mich alle möglichen Weltstürme hereinbrechen, damit nie ein Mensch sagen kann: "Predigen ist leicht, aber selbst ausführen und durch Taten beweisen ist schwer!"

09] Daher machte Ich euer ganzes menschliches Leben von der Wiege an durch, um euch zu zeigen, daß, wenn der Geist stark ist, er alles überwinden, alles besiegen und alles ertragen kann, nur muß er vorausgesetzt fest überzeugt sein von seiner Mission und von seiner geistigen Bestimmung, von welchem Gesichtspunkte aus dann alle Mißhelligkeiten ihren rechten Wert und Aufklärung erhalten werden.

10] Ihr müsset also, wollt ihr wirklich Meine Kinder werden, vorerst fest überzeugt sein, daß ihr auch als Beispiel zuerst rein dastehen müßt, daß aber dieses "Reinsein" ohne vorheriges Abwaschen der Fehler und falschen Ansichten nicht geht!

11] Ich habe euch die großen Welten und ihre Bewohner vor euer geistiges Auge geführt. Ihr erkennt jetzt, wieviel ihr bevorzugt seid, erkennt aber auch, daß jeder Vorzug nur darin besteht : wenn man mit Kampf erringt, was man anstrebt; denn wenn einem, wie euer Sprichwort sagt, die gebratenen Vögel in den Mund fliegen, da ist kein Verdienst! -

12] Das Errungenhaben ist dasjenige Bewußtsein, welches der Seele den Adel gibt und ihr zuflüstert: Ich habe gekämpft, habe aber auch gesiegt (mit des h. Vaters Gnade).

13] Sehet die Millionen von Welten und ihre Bewohner, wie viele möchten kämpfen, um das zu erringen, und zwar mit noch größeren Opfern, als ihr es erringen müßt, und doch, Meine väterliche Liebe, die jene ebensosehr liebt wie euch, kann ihnen diesen Kampf im ganzen nicht bewilligen, sondern nur einzelnen von ihnen diese Versetzung erlauben, daß er durch den Verlust der geistigen Freiheit auf seiner Welt die Knechtschaft und den Kampf auf der eurigen vorzieht.

14] Ihr seid von Millionen und Millionen von Geistern beneidet, und doch, blind wie ihr sein wollt, begreifet ihr noch nicht, was es heißen soll, zu Meinen Kindern auserlesen zu sein!

15] Lasset es nicht darauf ankommen, einst in der anderen Welt ausrufen zu müssen: "Ja, wenn ich das gewußt hätte, so hätte ich anders gehandelt!"

16] Sollte einem von euch in der andern Welt dieser Ausruf entschlüpfen, so ist es zu spät und dort nur unter langen Kämpfen und Irrwegen erreichbar, was hier mit so wenigem hätte vollführt werden können.

17] Daher, Kinder, wachet auf! erhebet euch zu Mir! - horchet auf die Stimme der Liebe, die aus allen Winkeln der Schöpfung euch entgegenströmt; kehret der Weltsonne den Rücken und versenket euch ins unendliche Lichtmeer des Geisterreiches, aus dem ihr gekommen seid; dort lebt euer Vater, dort ist euer künftiger Wohnsitz und dort werden einst alle Fragen und Zweifel eine Lösung finden, die euch hier unauflösbar schienen.

18] Dorthin strebet! und es werden auch euch, wie manchmal Meinen Schreiber, Gesichte überkommen, die euch den Einblick in jene Sphären gewähren, wo nur die Liebe ihr sanftes Licht verbreitend, alles beseligt und beruhigt, und von wo aus gesehen alle Leiden und Mißhelligkeiten dieses Lebens und sonstige Wünsche von weltlicher, sozialer und pekuniärer Stellung wie nichts verschwinden werden im Vergleiche des geistigen Genusses, der euch weit über das alles erhebt und dann erst euch fühlen macht die Kraft Meiner Liebe und die hohe Seligkeit eines Bewußtseins, endlich über die Schlacken dieses Lebens hinaus in das Eden des Friedens gelangt zu sein, wo kein Mißton die Harmonie der Geister-Chöre unterbricht, und alle darin übereinstimmen und ewig das Loblied Meiner Liebe, nicht als Schöpfer, nicht als Herr, sondern als Vater Mir darbringen.

19] Wachet auf! daß jetzt schon sanfte Ahnungen von solcher Seligkeit eure Herzen durchziehen; lernet in einsamen Stunden euer geistiges Auge stärken, daß es hinüber sieht, weit über alles Materielle, hinüber in jene Geisterwelt, die zwar teils weit von euch und doch auch, wenn ihr wollt, ganz nahe, in eurer eigenen Brust liegt.

20] Habt ihr erst solche Momente der geistigen Weihe genossen, dann fängt schon die weltliche Sonne an - sich ihrem Untergange zuzuneigen, und das Heer der Geisterhimmel, wie die bei der Nacht funkelnden Sterne, werden euch die Größe eines künftigen Seins, die Größe eures eigentlichen Wohnortes faßlich machen!

21] Dieses bedenket, handelt und lebt danach, um einst Meiner würdig zu sei! Amen.


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