voriges Kapitel Gottfried Mayerhofer: Zurück zur Themaübersicht 'Schöpfungsgeheimnisse' nächstes Kapitel

Kapitelinhalt35. Kapitel: Wesen Gottes; Irdische Aufgabe des Menschen (01.03.1872)


01] Mein lieber Sohn! Du hast dich gehoben gefühlt durch diesen Titel, den Ich dir gegeben habe, und hast zum ersten Male vielleicht bemerken müssen, welche Kraft und geistige Bedeutung in einem Worte liegt, wenn man sich in es vertiefen will, wie du es auch bewiesen hast durch das zweite Wort "Liebe", welches du lang und breit definiert hast.

02] Ich wußte wohl schon lange, nach was du suchest, und leitete daher auch die Umstände so, daß das Finden des Längstersehnten dir bei weitem erleichtert wurde.

03] Du suchtest in allen Wissenschaften, in allen Auslegungen Meiner der Menschheit hinterlassenen Lehre, aber beim Suchen fehlte dir immer der Hauptschlüssel, du suchtest mit dem Verstande und vergaßest darob das Herz!

04] In allen Wissenschaften ist dir oft Mein Ich entgegengetreten, wie es aus allen Schöpfungen herausleuchtet, aber nur stets nach Fernem forschend, bemerktest du nicht das Zunächstliegende, bemerktest du nicht, wie überall die Stimme der Liebe, der allgemeinen Gottesliebe dir zurief: "Aber eifriger Forscher, bemerkst du denn in deinem Herzen keine Frage, warum dieses alles so und nicht anders geschaffen wurde? bemerkst du nicht, daß es nur aus Liebe und für wieder zu erweckende Liebe ins Dasein gerufen ist?" -

05] Sieh die Erde an mit allen ihren Wundern im Innern, soweit sie euch bekannt sind (Siehe "Erde und Mond", 1. Teil "Die Erde"), im Äußern, womit ihre Oberfläche ausgestattet ist, und du wirst das Streben einer allerbarmenden Liebe leicht herauslesen können, um so mehr, wenn dein Blick, geistig geschärft, nicht die rohe Materie als Hauptsache annehmend, diese nur als Überkleidung einer andern geistigen Stufenleiter betrachtet, wo sodann auch alle scheinbaren Grausamkeiten der lebenden Geschöpfe sowie die zerstörenden Wirkungen der Elementarereignisse einem geistigen höheren Zuge folgend, nicht als Übel angesehen werden, die zwar einzelnen zum Schaden, dem ganzen aber zu seinem Fortbestand unumgänglich notwendig sind.

06] Hättest du so die Geologie studiert, so wäre, während du deinen Verstand mit Kenntnissen bereichert hast, dein Herz nicht leer ausgegangen; überall hättest du den leitenden Faden der Liebe gefunden, der in verschiedener Form, aber immer in derselben Weise, alles seinem Vollendungsziel entgegenführt.

07] Und wenn du aufmerksam das Gelernte durchgegangen hättest, so würdest du bemerkt haben, daß nur das grob-rohe Sichtbare euren Sinnen zugänglich ist und das weit Größere und Erhabenere dem Forschungsgeiste eines Verstandesmenschen verschlossen und nur dem liebenden Herzen offensteht.

08] Was lerntest du aus der Sternkunde? Einzelne Gesetze und Bewegungen deines eigenen Sonnensystems und Entfernungen, die schon bei eurem Monde für menschliche Begriffe nicht faßbar sind. Was ist aber euer Sonnensystem gegen die Hülsengloben, wovon dieses System einen Teil ausmacht; was ist diese Hülsenglobe gegen das ganze Universum, worin materielle Körper als Planeten und Sonnen immer wieder um größere kreisen? - nur wie ein Tropfen Wasser in eurem großen Ozean! Und was ist diese ganze Schöpfung gegen jene, welche außer dem Bereich des Materiellen geistig eine noch höhere und größere vorstellt, aus welcher alle Welten hervorgegangen sind und in welche einst, vergeistigt, geläutert, alle wieder zurückkehren werden! -

09] Siehe Mein Sohn! diese Größen, diese Liebeswerke deines Gottes und Vaters kannst du mit dem Verstande nie, mit dem Herzen jedoch ganz fassen.

10] Bei diesem Gedanken der Größe und der Unendlichkeit muß dir dein von Mir in dich gelegter Gottesfunke helfen, dich über das Irdische, über das Materielle bis ins Geistige hinaufzuschwingen. Denn dort reicht dein Verstand nicht mehr aus, dort hört die Seelenfähigkeit auf, wenn sie nicht, durch Meinen Geist unterstützt, begreifen und fassen lernt, daß nur ein ewiger Gott Ewiges schaffen konnte und ein endliches Wesen nur dadurch erst recht inne wird, was der Name "Gott" bezeichnen will und was es heißt, "Sein Kind" werden zu können!

11] Du fühltest dich stolz beim Lesen des Wortes, welches Ich an dich richtete, indem Ich dich ansprach: "Mein Sohn!" - Ja, fühle dich stolz, daß du auf dieser Sprosse der Stufenleiter stehst, wo du schon Millionen und Millionen anderer Übergänge hinter dir siehst und nur wenige vor dir hast, die, insofern du eifrig willst, dich leicht die ganze Bedeutung fühlen lassen können, was es heißen will, "Mein Sohn" genannt zu werden und solches auch sein oder werden zu können!

12] Um einen Meister kennenzulernen, muß man vorerst die Größe Seiner Werke begreifen, muß deren Grund, ihr Warum ganz klar vor sich sehen, weswegen, aus welchen edlen oder großen Beweggründen Er sie geschaffen hat, und dann erst fängt die Bewunderung an, ein geistiges Resultat zu haben, dann begreift man erst, was es heißt, ein Meister wie Er und ein Schüler von Ihm zu sein!

13] Hättest du so alle Wissenschaften studiert, so wären dir auf jedem Schritt im Mikro- und Makro-Kosmos die zwei Hauptprinzipien Meines Ichs entgegengetreten: die Liebe und die Weisheit, der Ich alles erschuf, um wieder Liebe zu erwecken und das von Mir aus Liebe hinausgestellte Körperliche vergeistigt und veredelt wieder durch Meine geschaffenen Wesen zurückzuerhalten.

14] Es wäre dir klar geworden, wie Ich alles nur erschaffen habe, nicht für Mich, sondern für alle denkenden und fühlenden Geschöpfe, wo ihr Dank und Lobgesang die einzige Belohnung ist, die Ich von ihnen, ein Unendlicher vom Endlichen, verlangen konnte! -

15] So fasse Meine Welt des Sichtbaren auf und die Decke vor deinen geistigen Augen wird fallen - du wirst den geistigen Grund und das Warum überall leicht entziffern, sowohl im leisesten Gesumse eines Insektes wie in der edelsten reinsten Rede eines von Gott begeisterten Menschen oder in den Tiefen Meiner Worte selbst!

16] Dann wirst du Wonnen erschauen in einem Blümchen auf der Wiese und Seligkeiten entdecken in dem Ausdruck eines Wortes, welches unendlich wie Ich Selbst - dich von einer Freude zur andern, von einer Seligkeit zur andern führen kann; es genügt, daß du dich darin zu vertiefen verstehst. Denn nicht nur das Wort "Sohn" oder "Liebe" sind so reich an hohen Genüssen, nein, ein jedes Wort; denn jedes Wort kommt von Mir, ist geistiges Produkt einer weit höheren Welt als die vergängliche materielle. Mit dem Wort schuf Ich die Welt, mit dem Wort beseelte Ich sie, mit dem Wort erhalte und führe und läutere Ich sie, bis sie als vergeistigtes Wort einst in Mein Reich des Geistes zurückkehren wird - und dieses eine und große Wort, das alles ausdrückt, alles besagt, dieses Wort ist "Liebe"! Fasse die Liebe in ihrem ganzen Bereich, fasse sie als Mensch zu deinem Nächsten, als Mitleid zu den dir unterstehenden Geschöpfen und fasse sie als Ausdruck und Beweggrund, warum Ich, der große, unendliche Gott, einst herunterstieg auf eure finstere Erde und dort den größten Liebesakt vollzog, den ein Gott begehen konnte, und es werden sich dir noch größere Tiefen erschließen, die in diesem Wort und in dem Wort "Sohn" liegen, wenn du bedenkst, daß eben Ich - die Liebe Selbst - dieses alles geschaffen, dieses alles getan, und in dich den Funken gelegt habe - ganz zu begreifen, was es sagen will - die Kindschaft eines solchen Gottes und liebenden Vaters nur eben um den leichten Preis von Liebe erwerben zu können - und du wirst in Meiner sichtbaren Natur und im eigenen Herzen Stoff genug finden, alles zu tun, um dieses Namens dich wert zu machen! Amen.


nach oben



voriges Kapitel Home | Zurück zur Themaübersicht G. Mayerhofer: | Predigten des Herrn | Lebensgeheimnisse | Schöpfungsgeheimnisse | Gesundheitshinweise nächstes Kapitel